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Abel-Tasman-Nationalpark

  • drehknoepfle
  • 8. Dez. 2020
  • 6 Min. Lesezeit

Aktualisiert: 12. Dez. 2020




Wenn es wirklich etwas Mühseliges gibt, wenn man die Wanderwege, bzw. Hütten oder Übernachtungsplätze im Park nutzen will, dann ist es die Planung im Vorfeld der Tour. Nicht nur das es gilt die Fährzeiten des Wassertaxis zu berücksichtigen oder die Großwetterlage, nein es geht noch weiter. Anhand vorhandenen Informationsmaterials muss man es sich erarbeiten, wieviel Zeit für die Wegstrecken von einem Übernachtungsplatz zum Nächsten zu laufen sind. Die Hütten oder der Camp-Side müssen passgenau für den Tag vorgebucht und bezahlt werden. Bei den Wanderzeiten ist zu berücksichtigen, ob man eine Bucht bzw. Lagune bei Ebbe oder Flut erreicht. Bei High Tide z. B. sind dann schnell Mal 5 km mehr drin oder es kann sein, dass man so lange warten muss, bis die Flut abgelaufen ist. Bei einem max. Tidenhub von knapp 5m macht es einen erheblichen Unterschied, ob man eine Wegstrecke trockenen Fußes queren kann, oder über 600-800 m die Luft anhalten müsste. Wichtig auch die Verdauungsorgane auf die Standorte der Toilettenanalagen abzustimmen (oder halt seinen eigenen Poo-Bucket mitführen wie bei Outward Bound). Bei den Zeitvorgaben sind vermutlich schon die Rastzeiten mit eingerechnet, weshalb mir bei den drei Tagesetappen viel Zeit blieb, mich in Gottes schöner Natur aufzuhalten. Weil die Hütten ausgebucht waren, musste ich den alten Herrn Deuter (meinen Tagesrucksack) als Mehrtagesrucksack für die Übernachtungssachen aufrüsten. War dann auch unproblematisch, nur das die Tragriemen unkomfortabler Weise für das unzulässige Gesamtgewicht nicht ausgelegt waren. Mein Dicker (Rucksack) mit breiten Tragriemen und Bauchgurt hat mir da schon etwas gefehlt.


Die beiden Bilder oben, vor und nach den Spagetti-Vongole. Das Wassertaxi brachte mich von Kaiteriteri nach Totaranui im Nationalpark, wo ich mich im Visitor Center informieren konnte, dass ich mir für die Wegstrecke nach der Awaroa Bay ganz viel Zeit lassen dürfte. Die letzte Etappe zum Übernachtungsplatz führte durch eine Lagune und trotz ausgiebigen Pausen wurde ich dann knapp vor meinem Tagesziel für drei Stunden vom Wasser aufgehalten. Nicht von ungefähr waren an der Warteposition zwei Toiletten errichtet worden.


Apropos Toilettenhäuschen, unter anderem habe ich auch eines mit aufgeklebter Tsunamiwarnung angetroffen. In meiner Tätigkeit als Feuerwehrmann bin ich schon in vielen ungelegenen Situationen von einer Alarmmeldung überrascht worden aber aus dem Häuschen vor einem Tsunami flüchten zu müssen, stelle ich mir schon als den Supergau vor.


Gesellschaft beim Warten leistete mir ein Weka, der aufs Ausführlichste meinen Rucksack nach Verpflegung absuchte.


Endlich dann an dem gepflegten Camp-Side angekommen, suchte ich mir einen Platz für das Zelt und holte zum Heißwassermachen siegessicher meine Benzinkocher aus dem Rucksack. An der letzten Tanke hatte ich auch noch Benzin für die kommenden Tage nachgetankt. Bei genauer Betrachtung stellte ich jedoch fest, dass ich die beiden schwarzen Beutel verwechselt und statt dem Kocher den Wasserfilter dabeihatte. Vermutlich an meinen entgleisten Gesichtszügen, erkannten die anderen Mitcamper den Ernst der Lage und halfen mir mit ihren Kochgeräten weiter. Das galt dann auch für den nächsten Morgen und das heiße Wasser zum Frühstück.


Ebenfalls lobend zu erwähnen waren auf dem Gelände die winzigen kleinen schwarzen Fliegen, von den Kiwis auch liebevoll Sandflies genannt. Wurden sich doch niemals müde darin, einem akribisch mit stichhaltiger Argumentation, an die ungeschützten Körperoberflächen zu erinnern. Vermutlich war das der schwerwiegende Einstieg, an dem ich damit begann regelmäßig zur Flasche zu greifen. Und fast über den gesamten Zeitraum der Tour, hielt ich die Flasche mit dem Insektenschutz griffbereit in der Deckeltasche vor. Auch weiterhin positiv an den Tierchen, sie übertragen keine Malaria oder eine andere Krankheit.


Bei der Symptombekämpfung der Stiche, hat sich bei mir das wissenschaftlich nachgewissen wirkungslose homöopathische Medikament Ledum C30 besten bewährt. Vermutlich Placeboeffekt! Erstaunlich in dem Zusammenhang welche Geschütze von den notleidenden Pharmakonzernen bzw. den von ihnen gesponserten Politikern aufgefahren werden, um diese Alternativmedizin zu bekämpfen. Dabei ist die einzige bekannte Nebenwirkung der Homöopathie, bei richtig eingesetzten Mittel und in der richtigen Potenz, dass es dem Körper hilft heil zu werden. Anders als auf den Beipackzetteln der Allelopathie wo es denn heißt, bei Nebenwirkung essen sie den Beipackzettel, erschlagen sie ihren Arzt oder erwürgen sie ihren Apotheker.


Den darauffolgenden (Sonn)Tag hatte ich schon wieder ungemein viel Zeit zur Verfügung weshalb ich die Awaroa Lodz bzw. Café ansteuerte. Um die Vormittagszeit angekommen, saßen dort schon viele gutgekleidete Menschen sekttrinkender Weise auf der Terrasse und augenscheinlich auch ohne Rucksack und Übernachtungsgepäck. Da es für mein Mobil gutes Netz und für meinen Körper einen leckeren vegetarischen Salat mit Earlgrey Tea gab, ließ ich mich auf den gepflegten Aufenthalt ein. Während ich an meinem Tee schlürfte zog zwei Meter über mit ein junger Tui wirklich alle Register der Gesangs- und Ausdruckskunst. Die 10 Minutenangabe am Abzweiger des Coast-Way zur Lodz wuchsen sich allerdings zu einer guten halben Stunde in jede Richtung aus, wobei es in dem Zusammenhang durchaus parallelen mit den Angaben zu den Ausflugsgaststätten im Schwarzwald gibt.


Mittleres Bild, wir haben sie gewarnt! Wohl präpariert und passend zur Low-Tide erreichte ich die Bark Bay meine zweite Tagesetappe. Auch hier erhielt ich zunächst in der Hütte auf meine Nachfrage heißes Wasser für mein Outdoor-Menü. Der freundlichen Dame mit dem Kocher konnte ich im Gegenzug wegen ihrer Knieschmerzen mit Arnica C30 Tabletten aushelfen. Hier lernte ich noch Peter aus Mecklenburg- Vorpommern kennen. Mauerbau und Abriss in der ehemaligen DDR hat er voll verpasst, weil seine Vorfahren noch mit einem Segelschiff hier in NZ anlandeten. Nach dem Abendessen suchte ich mir bei böigem Wind einen Übernachtungsplatz auf der Halbinsel-Camp-Side.


Frage, was ist noch schlimmer, als wenn man nachts aus dem Schlafsack zur Toilette muss? Antwort, wenn es einem dabei noch, sobald man den Kopf aus dem Zelt hält, in den Nacken regnet.




Am nächsten Morgen wieder zum Leben erweckt, bereitete ich mir noch im Zelt das Frühstück vor. Vermutlich von meiner Aktivität angelockt und mit der gleichen Intention steckte ein Weka seinen Kopf unter der äußeren Zelthaut her und spähte nach meinem Teller. Was wiederum vollständigkeitshalber zum Frühstück fehlt, war nicht der verfressene Weka sondern das heiße Wasser. Auf dem Platz lagerte auch eine große Gruppe von Schulkindern mit vielen Betreuern. Im Küchen-Shelter von ihnen belagert verkündete ich dann das ich Christoph heiße, aus Deutschland bin und weil ich dort meinen Kocher vergessen habe, kein heißes Wasser machen kann. Sicherlich hätte ich von den hilfsbereiten Kiwis auch ohne meine lange Vorrede heißes Wasser bekommen aber bestimmt nicht ohne dabei in so viele verdutzte Gesichter zu sehen. :-) Nach der warmen Nacht im Schlafsack griff ich in Outward Bound Manier zu einer weiteren drastischen Maßnahme. Bei morgendlicher Kühle zog ich meine Badehose an (ja ich weiß, bei OB schmiss man sich mit Klamotten in die Brühe) und drohte hernach damit, mich in die salzigen kalten Fluten zu werfen. Allerdings war es damit dann schwierig, weil der Mond gerade das Meer geklaut hat und ich erst einmal 300 m laufen musste, um wenigstens in knietiefes Wasser zu gelangen. So erfrischt packte ich dann meine Sachen wieder zusammen und machte mich auf die letzte Etappe des Weges zur Anchorage Bay.


Bisher bin ich noch gar nicht auf das eigentliche Wandern bzw. die Landschaft im Nationalpark eingegangen. Die Wege führten durch dichtbelaubte Wälder längs der Küste, dann wieder in sportlichen Serpentinen auf Höhenzüge mit lichten Manukawäldern. Dazwischen auch Passagen unmittelbar am Strand entlang und dazwischen feuchtkühle Seitentäler mit Urwäldern in dämmriges Licht gehüllt. Nicht zu vergessen natürlich die Lagunen, welche nur temporär zu queren waren. Alles bestens beschildert und geeignet das Herz des naturverbundenen Wanderers höher schlagen zu lassen. Ein bisschen unschön sehen die abgestorbenen Kiefern im Nationalpark aus, werden sie an anderen Orten forstwirtschaftlich gehegt und gepflegt, gehören sie hier zu den Pestplants (unerwünschten Pflanzen) und da sie anders als die Opossums nicht abhauen können, erhalten sie an Ort und Stelle die Todesspritzung.


Für ein sehr kurzes Wegstück begleitet mich heute wieder einmal ein neuseeländisches Seelenvögelchen das Piwakawaka, wird im englischen Fantail genannt. Mal hüpfte es wie ein Gummibällchen auf dem Wanderweg vor mir her oder dann wieder parallel des Weges neben mir durch das Buschwerk. Dabei immer etwas aufgeregt und das Schwänzchen ausfächernd als ob es sagen wollte, schau doch Mal wie hübsch ich bin. Ich liebe sie! Es verwundert nicht, dass ich sie Dank ihrer unglaublichen Beweglichkeit und Cleverness noch nie als Verkehrstote ausgemacht habe.

Auch für den letzten Tag hatte ich nur eine Gesamtgehzeit von vier Stunden, weshalb ich mich schon in Sichtweite meines letzten Tageszieles zum Mittag und der anschließenden Siesta an der Torrent Bay niederließ. Weil ich die Low-Tide verpasst hatte, wurde aus der 30 Minuten Wegstrecke durch die Lagune, zwei Stunden über den High-Tide-Weg. Um 15.35 fuhr die Fähre an der Anchorage Bay zurück nach Kaiteriteri und so blieb mir nichts anderes übrig als auf das Tempo drücken und zumindest auf den letzten Kilometern in Schweiß zu geraten.


Die Seebären auf der Rückfahrt in den Felsen konnte man besser erriechen als ersehen. In dem Zusammenhang noch Mal herzlichen Dank nach Schottland, für die fachspezifische Beratung. So grundsätzlich ist der Nationalpark schon ein Erlebnis und die präzise Organisation wegen der vielen Menschen erforderlich aber generell machen mir weniger durchgestylte Wanderungen mehr Freude.

Zumal auch die Natur vielerorts nichts anders aussieht als im Nationalpark.


 
 
 

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