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Letzte Tage in Christchurch und zurück nach Deutschland

  • drehknoepfle
  • 18. März 2021
  • 4 Min. Lesezeit

Aktualisiert: 19. März 2021




Skulptur vor dem Kunstmuseum in Christchurch (für unerschrockene Pianisten)


Gefühlt vergeht jeder Tag, wenn das Urlaubsende naht noch schneller als der davor. In diesem Modus strichen auch die letzten Tage auf der Insel der Glückseligen (keinerlei virusbedingte Einschränkungen) für mich einher. Ein paar Einkäufe, Ställchen (Transportkarton) für Rennstahl besorgen und dann fand sich auch noch Zeit etwas von der Stadt zu sehen. Ein weiterer positiver Programmpunkt der Besuch und der Austausch mit Suzy, meiner Watch-Mate (Gruppenkameradin) von Outward Bound. Nicht nur, dass sie für mich nach dem Kurs bei Picton, einige Sachen von mir in Gewahrsam genommen hat, so hat sie mir viele informative Dinge über Christchurch nähergebracht.


Es hatte mich schon gewundert, dass es in der flachen Ebene liegenden Küstenstadt keinen Hafen zu finden war. Bei einer kleinen Führung über die Höhen lernte ich auch den kennen. Der lag nämlich über den Berg der angrenzenden Halbinsel weg, in Lyttelton, wo von der Fahrwassertiefe auch Seeschiffe verkehren konnten. Wurde in der Vergangenheit vom Hafen der gesamte Transport und Handelsverkehr über eine Passstraße geführt, so gibt es heute einen modernen Straßentunnel, der Hafen und Stadt verbindet. Bei dem Namen der Stadt denkt jeder vermutlich zuallererst an das verheerende Erdbeben im Februar 2011. Was einem auffällt, dass es stadtnah so viele (oft als Parkplätze genutzte) Freiflächen gibt. Es sind Bereiche, in denen durch das Beben zerstörte Gebäude standen, die aber nicht wiederaufgebaut wurden. Bei der im englischen Stil errichteten, stark geschädigten anglikanischen Kathedrale ist man sich was uneins, ob abreißen oder wiederaufbauen. So hat man in weiser Voraussicht nach einer Interimslösung gesucht und ein provisorisches Gottesdienstdienstgebäude auf einer der freigewordenen Flächen gebaut. Von der Form wie ein Hauszelt und von den Materialien wie ein Carport, strahlt der Innenraum wider Erwarten eine sehr angenehme Atmosphäre aus. Das die Auswirkungen des Bebens so verheerend waren liegt darin begründet, dass die Stadt im Flussdelta des Avon-River und auf Sumpfland gebaut wurde. So hatte das Darfield-Erdbeben in der Nähe der Stadt Monate vorher, schon zu teilweise nicht erkannten Schäden an Gebäuden geführt, während die nachfolgende Erschütterung im Februar in der Gebäudelandschaft einen Kahlschlag verursachte. Von der Vielfallt gibt es an diesem Ort sicherlich noch einiges mehr zu erleben, in den wenigen Tagen habe ich es dabei belassen, die Art-Gallery, das Canterbury-Museum und die weitläufigen Parkanlagen neben dem Letztgenannten zu besuchen. In unmittelbarer Nähe befindet sich das ehemalige Universitätsgebäude in altenglischem Stil, welches nun bevölkert ist von vielen Galerien. Ungewöhnlich großzügig, dass der Eintritt in die sehenswerten Einrichtungen überall frei ist und man lediglich um eine Donation (Spende) gebeten wird.


Noch auf dem Kurs in Anakiwa (Outward Bound), hatte ich Suzy damit bedroht, dass ich ihr bei einem Besuch German Pizza (Flammkuchen) backen würde und dafür fand sich am letzten Abend Gelegenheit. Schon einige Zeit eher, hatte mir Suzy angeboten, mich zum Flughafen zu bringen, ein Angebot was ich sehr gerne angenommen habe. (Eine unberechtigte Sorge in der Vergangenheit, wie kommst Du mit Deinem ganzen Pröll zum Flughafen.)


Auch wenn ich mich schon sehr auf meine auf der anderen Seite der Weltkugel wartende Partnerin Martina freute, wurde mir der Abschied von Kiwiland, den Menschen die ich zu Freunden gewonnen hatte doch schwer. Der Paul (Pastor im Stadtteil Brooksland) aus New Plymouth war in seiner Jugend für drei Monate zum Austausch in Kaufbeuren. (Man konnte in seiner Gastfamilie zu dieser Zeit kein Englisch sprechen aber auch kein Hochdeutsch) In unseren Gesprächen erzählte er mir, dass er durch seinen Aufenthalt auch ein wenig deutsch (Deutscher?) geworden wäre. So fühle ich nun auch den Kiwi in mir, dem die Belange des Inselstaates am anderen Ende der Welt am Herzen liegen. Die vielen freundlichen Begegnungen, die Erlebnisse und Erfahrungen die ich hier machen durfte, werden mich sicherlich für den Rest meines Lebens prägen. Und wie ich es auch schon meinen Watch-Mates (Gruppenmitglieder) von Outward Bound vermittelt hatte, sind sie nun alle in meinem Herzen. So bin ich auch dafür meinem “Reiseleiter“ gegenüber dankbar, was mir an Zuwendung zuteilwurde, um der vielen Menschen die ich kennen lernen durfte und natürlich auch dafür, dass mich die Kiwi-Driver am Leben gelassen haben.


Am Check Inn beschäftigten sich nicht weniger als acht Leute mit meiner Bordingcard, meinem Gepäck und Rennstahl in der Kiste sowie dem weiteren Reiseprocedere. Ähnlich erging es mir auch beim Sicherheitscheck und so gelangte ich zügig in den weitläufigen Bordingbereich wo auch schon 10 weitere Personen auf den Beginn des Langstreckenfluges nach Singapore warteten. Es war von daher auch nicht verwunderlich, dass jegliche Gastronomie und das übliche Duty-Free-Gedöns erstorben waren. Beim Einchecken wurde nach Gesundheitszustand gefragt und Temperatur gemessen, darüber hinaus gab es eine Maske und Hautdesinfektion, welche ab dem Boarding zu nutzen waren. Mit den paar Leuten an Bord war auch der physikal Distance (Abstand) zu anderen Reisenden zu 100% gewahrt. So präpariert gelangte ich nach neun Stunden Flug in dem etwas verhangenen Singapore an. Nach einem sechsstündigen Aufenthalt waren es auch nur noch schlappe 13 Stunden bis nach Frankfurt. Während ich in Deutschland angekommen ewig lange Theater hatte, bis ich Rennstahl in seinem Ställchen (Karton) zurückbekommen habe, kämpfte sich meine Partnerin Martina im Dunkeln über ungeräumte Autobahnen von Leverkusen nach Frankfurt und zum Flughafen durch. Zu guter Letzt gelangten wir dann doch mit viel Weile durch die deutschen Winterlande nach Leverkusen und in die Wohnung von Martina. Abschließend hatte es mich sehr gefreut, dass ich mich bei Suzy stellvertretend für alle Menschen die ich in Kiwiland kennen- und schätzen lernen durfte am Flughafen verabschieden konnte. Ihr letzter Satz, danke das du nach Neuseeland gekommen bist, hat mir einmal mehr die Tränen in die Augen getrieben. Dankbar bin ich dafür, dass mich meine Partnerin, obwohl wir uns noch nicht Mal drei Monate vorher kannten und ich mich nun fast ein ganzes Jahr in NZ austoben konnte, bei sich in ihrer Wohnung so liebevoll aufgenommen hat. Und zuletzt will ich auch den Allerhöchsten mit meinen Worten ehren und danken, der mich wider meiner Sorgen und Probleme, wider der weltweiten Pandemie, so wunderbar geleitet, beschütz und damit diese herrliche Zeit ermöglicht hat.


Wenn ich die Zeit, die ich für die Reiseberichte und das Einstellen ins Netz aufgewendet habe zusammenrechnete, kämen vermutlich Wochen zusammen. Bedanken will ich mich letztlich auch bei Euch, die Ihr diese Mühe wertzuschätzen wusstet, mich über den Blog, mit Euren Gedanken, mit Euren Gebeten, mit Eurem Wohlwollen und den Grüßen über die Zeit in Neuseeland begleitet habt. Euer Christoph

 
 
 

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