Abschied von der Nordinsel oder mit der Fähre von Wellington nach Picton
- drehknoepfle
- 3. Nov. 2020
- 4 Min. Lesezeit
Nach dem harmonischen Abend mit meiner Gastfamilie, war ich mit meinen Morgenprogramm sehr entspannt unterwegs. Zum einen hatte mir Myra signalisiert, dass ich nicht genötigt sei zu einer gewissen Zeit auszuchecken. Um jeglichen Zeitdruck aus dem Weg zu gehen hatte ich die Mittagsfähre um 13.00 Uhr gebucht. Nach einem herzlichen Abschied und bedacht mit guten Wünschen für meine weitere Reise machte ich mich auf den Weg zum Interislander-Quai am Hafen. Selbst nach unten und mit dem reichlichen Gepäck war mir die Auffahrt zu Myras Haus nicht geheuer. Die Nacht und auch den Vormittag war es am Regnen und das passt auch ein wenig zu meiner Stimmung und Verfassung. Galt es nun doch, sich gedanklich von ganz vielen zu Freunden gewordenen Menschen, Begegnungen, Erfahrungen, Situationen die ich auf der Nordinsel erleben durfte, zu verabschieden. Außerdem ist mit diesem Aufbruch auch ein großer Teil meiner Neuseelandreise zu Ende gegangen. Alles Dinge, die mich etwas traurig, melancholisch stimmten. Verschiedenen Leuten habe ich dazu geschrieben, dass ich dafür nun einen kleinen Tod sterben muss. Ebenfalls mit dem Rad unterwegs war Gordon ein älterer Herr, den ich im Terminal der Fährgesellschaft kennenlernte. Nachdem unsere Räder auf Deck 3 sicher vertäut waren und wir uns bis auf Deck 8 vorgearbeitet hatten, wusste er mir viel aus der Geschichte der Region zu erzählen. Die Fahrt aus der Bucht von Wellington ist gesäumt von Riffen, die wie Raubtiere auf ihr Opfer lauern. Ein Opfer war 1953 das Fährschiff Wahine was im jemals stärksten gemessenen Sturm auf ein Riff geworfen wurde und in Sichtweite des Ufers versank. Im Stadtmuseum von Wellington wird dieser Tragödie mit vielen Toten und deren Gedenken eine ganze Abteilung eingeräumt. Eine weitere Tragödie spielte sich auf der Insel (Matiu/Somes Island) in der Mitte der Bucht von Wellington ab. Sie wurde während des 2. Weltkrieges zur Internierung von Staatsfeinden genutzt. So befand sich dort auch über Jahre auch ein Mann jüdischer Abstammung, weil er als Deutscher zu den Feinden des Landes gehörte. Gordon wusste auch zu erzählen, dass die geologische Entwicklung der beiden Inseln sehr unterschiedlich ist. So hat die Nordinsel ihr Erscheinungsbild durch die Vulkane erhalten, während es auf der Südinsel die Gletscher waren. Die Kontinentalplatte auf der sich die Südinsel befindet, wird nach unten und unter die Platte mit der nördlichen Insel gedrückt. Atlantis in Millionjahresschritten! War es in Windy-Wellington schon heftig auf dem Schiff draußen am Pfeifen, so wurde außerhalb der Bucht richtiger Sturm draus. Während ich mich an der Reling festklammerte, machte sich die Regenhülle hinterrücks auf dem Rucksack selbstständig und landete vermutlich in der Cook-Strait zwischen den beiden Inseln.
Graue Wolken und Nebelfetzen, hüllten die Szenerie während der Fahrt aus der Bucht und über die Wasserstraße in ein schauriges Licht. Darauf lichteten sich beim Eintreffen an der Einfahrt zum Marlborough Sound die Wolken und machten Platz für blaue Fenster und Sonnenstrahlen. Was nun folgte war ganz großes Kino.
Letztes Bild, aus dieser Richtung segelte Käpten Cook erstmalig in den Fjord.
Das riesige Fährschiff tauchte in den Fjord ein und seitlich ragten natürlich und künstlich bewaldete Berghänge und Weideland auf. Am Ufer ab und an einzelnen Farmhäuser in traumhafter Alleinlagelage. Um bei diesem weitläufigen Ambiente seine Nachbarn zu stören, müsste man schon Geschütze auffahren. Bei der Fahrt durch den Fjord passierte das Schiff Muschelfarmen und an Backbord entgegenkommende Fährschiffe. Dank des klaren Wetters ein echtes Erlebnis, was ich trotz der gelegentlichen feuchten Einlagen, im Freien erleben wollte.
Genauso zügig wie das Boarding verlief auch wieder das Verlassen des Schiffes über die Rampe für die Kraftfahrzeuge. Picton gehört zu diesen beneidenswerten Fremdenverkehrsorten, die eine traumschöne ruhige Lage am Fjord und damit am offenen Meer mit einer landschaftlich reizvollen Wanderregion verbinden. Das ist gerade so, als ob das Obersdorf im Allgäu an einer vorgelagerten geschützten Bucht am Atlantik liegen würde.
Mit einer Einladung von Gordon und seiner Frau Erika zum Besuch, verabschiedete ich mich von den Beiden und strebte unmittelbar mit Rennstahl (für die Reise mit der Fähre musste nichts demontiert werden) meinem Quartier zu.
Der Gottesdienst den nächsten Tag in der Anglican- und Presbyterien Church war eher wie ein Workshop aufgebaut und befasste sich mit unserem Gottesbild und wie wir SEIN wirken oder das Wirken seines Geistes unter uns wahrnehmen. Mit Martina habe ich im Anschluss über dieses Thema, was uns Menschen unbegreiflich oder vielleicht besser ausgedrückt nicht zu greifen ist, ausführlich diskutiert. Als Freund der Bordun-Musik, finde ich in den Bordunklängen einen passenden Vergleich für den Geist Gottes. Borduninstrumente sind zum Beispiel die Sackpfeifen oder Drehleiern. Bei den Blasinstrumenten sind es die Bordunflöten und bei den Leiern die Bordunseiten, die auf Grundtöne gestimmt einen meist tieferen permanenten Dauerton erzeugen. Dadurch entsteht, auch ohne das der Spieler in die Spielpfeifen bläst oder Tasten greift, schon Klang und Raum. Diesen entstandenen Klangraum darf der Spieler dann alleine oder mit anderen um sein Melodiespiel erweitern. Wie im richtigen Leben entstehen in Einklang mit den Borduntönen (dem Geist Gottes) Harmonien oder entgegen dem Raumklang Kakophonien. Wobei die Bandbreite der Grundtöne dem Spieler eigentlich viel Raum für sein eigenes Spiel lässt. Unabhängig unserer Spielweise gibt Gottes Geist die Tonlagen vor, in denen ein gemeinsames Spiel mit IHM möglich ist und auch gut klingt. So liegt es also an jedem einzelnen selbst wie sehr er in Stimmung mit dem Geist Gottes sein möchte. Unabhängig unseres kleinen Spiels ist ER es, der mit SEINEM Geist (Klang) allen Raum und alle Zeit erfüllt.
Dem weiteren Sonntag war sonniges Wetter beschieden, so gönnte ich mir beim Chinesen einen kleinen Lunch und genoss die beschauliche Atmosphäre in dem Städtchen. Den verregneten Montag und Dienstag nutzte ich dazu, meine Ausrüstung für den anstehenden Kurs bei Outward Bound zu komplettieren und natürlich für die Hausaufgaben, in denen ihr gerade lest. Das örtliche Walfänger- und Heimatmuseum war auch noch eine Anlaufstelle in diesen Tagen, wo es mich vor der Kanone gegen Wale gegraust hat und zu deren Sammlung alter Schätzchen auch eine originale Kuckucksuhr aus dem Schwarzwald gehörte.
Der v. g. Kurs beginnt am Mittwochmittag und so global weiß ich nur, dass viel Sport gemacht wird, sowie alle möglichen Frischluftaktivitäten auf dem Land und dem Wasser.
Ansonsten gilt ein Verbot für die Nutzung von elektronischen Medien, sodass ich erst in drei Wochen und bei Überleben, mit näheren Informationen zu dieser Veranstaltung bzw. weiteren Lebenszeichen von mir rechnen dürft.












































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