Abstecher nach Waikaremoana
- drehknoepfle
- 19. Mai 2020
- 5 Min. Lesezeit
Aktualisiert: 24. Mai 2020
Das Zentrum des Nationalpark Te Urewera bildet der Waikaremoana See.
Es gibt dort auch einen dieser sogenannten Great Walk, was nichts anderes heißt als mehrtägige Wanderung mit Übernachtung in Hütten.
Im Ganzen gibt es in NZ neun dieser Great Walk, wobei die Hüttenübernachtungen über Internet zu buchen und recht teuer sind.
Darüber hinaus gibt es aber auch die Möglichkeit Tageswanderungen bzw. Ausflüge zu machen.
Dank Covid 19 ist aber an derartige Veranstaltungen nicht zu denken, weil der Nationalpark bis Juni geschlossen ist. Der Dave mein Zimmervermieter hat hier in der Ecke auch schon Mal 10 Jahre gewohnt und wusste mir deshalb auch unmittelbar ein Quartier zu empfehlen. Das Ferienhaus bot sich an mit diversem Zubehör, Schlafmöglichkeiten für sechs Leute, Küche, Fernseher, Kaminofen, ruhiges Grundstücks, am Nationalpark und Great Walk gelegen usw. aber kein WiFi. Natürlich habe ich mich wegen der sechs Schlafplätze für das Haus entschieden. Man weiß ja nie wer zu Besuch kommt und will doch auch keinen nach Hause schicken, bloß weil man zu wenig Betten hat.
So gegen sechs Uhr morgens, weckte mich noch in meinem Zimmer in Wairoa ein Bedürfnis und nötigte mich aus dem warmen Bett. Die Königin des Hauses Miley wähnte sich in Spiel- und Kuschellaune und erwartete von ihrem Hofstaat selbiges. Sie nahm deshalb die unerwartete Gelegenheit gerne wahr, um in mein Zimmer einzudringen und schnurrenderweise auf meinem Bett herumzuspazieren. (In Zusammenhang mit Mileys richtiger Schreibweise wie die Sängerin, noch einen herzlichen Dank an Antje und Martina. Bin in diesem Metier ziemlich unterbelichtet und habe mich über die Unterstützung gefreut.) Zurück zum Tagesbeginn, soll also heißen an Schlaf war nicht mehr zu denken. Da laut Aussage von Jenni, sowieso so schnell kein weiterer Gast sich bei Ihnen einbuchen wird, durfte ich die nichtbenötigten Ausrüstungsgegenstände in meinem Zimmer zurücklassen. Also schon Mal sortieren, was mit muss und was dableiben kann. Der dabei entstehende Freiraum wurde unmittelbar mit Lebensmittel, die ich schon am Vortag gekauft hatte, aufgefüllt. Soll heißen, dass Gepäck war deshalb nicht leichter. Es gibt nämlich in den Bergen und am See keine Einkaufsmöglichkeit und so ist man auf die mitgebrachte Verpflegung angewiesen.
Beim Frühstück erzählte mir David noch, dass sie die Nacht im Garten Opossumbesuch hatten. Die fressen nicht nur Kiwivögel sondern auch das Obst an den Bäumen und auf dem Boden. Ist quasi wie wir Menschen ein Allesfresser! Nach einem herrlichen Müslifrühstück, mit von Jenni zubereitetem Feigenkompott sowie gedünstete Äpfel von ihrem Granny Smith mit frischen Ingwerstückchen, schwang ich mich gestärkt aufs Rennstahl. Die Flaschen gefüllt mit Wasser, sowie den Bauch mit Zitronengrastee (natürlich auch aus dem Garten von Jenni) hatte ich mir ein gutes Reservoir angelegt. Tante Googlina drohte mit über 60 km Wegstrecke sowie 786 Höhenmetern und der Dave damit, dass die SH 38 zum Gravel-Road wird. Die erste Strecke nach Frasertown kannte ich schon vom gestrigen Ausflug zu den Bienen. Danach radelte ich weiter der SH 38, die munter dem Tal und den Verlauf des Waiau River folgte.
Auf dem ersten Bild ist auch ersichtlich wo die Baumleichen (meist Pappeln) im Mündungsgebiet der Flüsse ihren Ursprung haben Zum ersten Mal seit meinem Aufenthalt in NZ, wurde mir beim Radeln so richtig kühl im T-Shirt. Also meine ärmellose Lederkutte, mit den Clubinsignien der “Heaven Angels“, mit den Silbernieten, Ketten, Orden- und Ehrenzeichen, den Aufkleber “Atomkraft nein danke“, sowie dem überlebensgroßen Aufnäher, “I also brake for cyclists“ (Ich bremse auch für Radfahrer), auf meinem Rücken abgelegt und feinsäuberlich zwischen Laptop, Ladekabel, Pausenbrot, Schokolade, Äpfel von Jenni, Bananen, ein original German Rye Loaf (Roggenbrot) aus dem hiesigen Supermarkt zum runtergesetzten Preis von 3 NZD, Mückenspray, Fahrradwerkzeug, Kettenöl, Reserveschlauch, Regenkleidung, Plastiktüten, im Rucksack verstaut. Und dafür halt was Wärmeres langärmeliges wieder angezogen. So ging es dann ziemlich easy bis zu Kilometer 40 meinem Ziel entgegen. Zuvor das Tal des Waiau River verlassend, weil die SH 38 weiter dem Waikaretaheke River folgt. Anders als die meisten Bäche und Flüsse und auch der Waiau hier in der Region, führte der Waikaretaheke erfrischend klares Wasser, dass sich im Sonnenlicht spiegelte. Augenscheinlich hat er wohl seinen Ursprung im Nationalpark. Falls Ihr so wie ich, auch Schwierigkeiten bei der Aussprache zum Beispiel des Wortes Waikaremoana habt, nachfolgender Tipp. Einfach das Wort in Silben zerlegen, ich erkläre Euch das mal an einem anderen (schweizer) Wort Chu-chie-chäscht-li (Kü-chen-schrank). Wai-kare-moana zerlegt , kann man schon ganz vernünftig artikulieren. Wie die Silben generell zu trennen sind, kann ich Euch vielleicht beim nächsten Mal erklären. Die ersten 50 Kilometer waren wieder meist gesäumt von Weiden, zwischen die die Locals (Einheimischen) zwei Dutzend Farmhäuser verstreut hatten.
Als ein vorzügliches Geschenk unseres Schöpfers an mich, habe ich einen herrenlosen Walnussbaum wahrgenommen. In wenigen Minuten hatte ich eine leere Plastikbrottüte prall gefüllt, die sich dann samt Inhalt zu den weiteren Dingen im Rucksack gesellen durfte. Richtig beschwerlich wurde es, als die Staten Highway zwar nicht endete, sich aber ihres Fahrbahnbelages entledigte. (in Englisch als “Unsealed“ (Unversiegelt) bezeichnet) So wie ich Lieblingswörter habe, so führe ich auch Unwörter in meinem Repertoire. Eines davon ist Gravel-Road. Nicht nur das die Beschaffenheit der Fahrbahn sich permanent ändert, nein da gibt es zwischendurch Straßenabschnitte mit Wellenschliff wie ein Brotmesser. Rein von der Ästhetik je nach Sonneneinstrahlung sehr ansprechend, ist es das Fahrgefühl überhaupt nicht. Vielmehr würde ich in diesen Abschnitten auch nicht von Fahren reden, sondern vom Reiten und zwar auf einer Rüttelplatte. Weniger gut sind diese Ausritte für Zahnkronen und Brillengläser, weil sie vor lauter Begeisterung von den Sitzen springen und es kein Halten mehr gibt. Wiederum aber stärkend für die Rückenmuskulatur, sind diese rhythmischen Schwingungen perfekt.
Finde, so ein Staten Highway klingt doch für deutsche Ohren nach was Wichtigem oder Großartigem, aber doch nicht nach einem geschotterten Wald- und Wiesenweg. Das Dinge in Englisch viel wichtiger klingen, macht man sich in Deutschland in der Werbebranche und bei vielen Gelegenheiten zunutze, so wird zum Beispiel aus einem normalen Sommerfest ein “Summerevent“ kreiert. Klingt gut ist aber nichts anderes als ein geschotterter Wald- und Wiesenweg. In einer kühn geschwungenen, geschotterten Rechtskurve ging es dann weiter in munterer Abfolge zu Berg und zu Tal. Zwischendurch war auch wieder fester Straßenbelag vorhanden, sodass ich relativ kurzweilig an das Schild, nach Waikaremoana 15 Kilometer gelangte.
Von hier ging es, (mein Freund Christian würde sagen) nur noch zäpfig (Ausdruck ist schwäbisch vermutlich für kräftig) die Straße hoch. Zunächst vermutete ich frohlockend, dass die SH 38 bis oben mit festem Straßenbelag durchgezogen, war aber nicht. Und was soll ich sagen, zwar mit mehreren Pausen und einem massiven Körperschweißerguß, sowie einer halben Tafel Schokolade (Ihr wisst schon die Tasmanische mit Black Forest Geschmack.), habe ich den Gipfel trotz der widrigen Umstände schiebefrei erobert.
Zwischendurch habe ich schon mal die Tante (Googlina) gefragt wie weit es noch bis nach oben ist. Für die letzte Strecke, für Autos mit 7 Minute angegeben, brauchte ich eine gute halbe Stunde. Nach ein klein wenig rumfahren und rumsuchen und rumfragen hatte ich mein Domizil für die nächsten drei Übernachtungen zeitnah aufgefunden. Handycape zum Schluss, kurz vor dem Gebäude war ein morscher Baum über die Zufahrt gefallen und ließ keine weitere Anfahrt zu. Also das letzte Stück alles tragen! Nach telefonischer Rückfrage beim Eigentümer konnte ich auch den Schlüssel für die Eingangstüre in einem Verschlag ausmachen. Ziemlich ausgekühlt war meine erste Amtshandlung, nachdem meine Sachen im Haus waren, den Kaminofen anzufeuern. Gegen später konnte ich die Wärme des Ofens, nur noch in kurzer Hose und T-Shirt ertragen. Vermutlich lag es daran, dass ich zuvor ausgekühlter Weise unter Dusche fast erfroren bin. Erst später habe ich mitbekommen, dass es für das heiße Wasser eine elektrische Heizung gibt, die eine gewisse Vorlaufzeit benötigt.
Als Lohn der Mühe ein erster Blick auf den Waikaremoana.


























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