top of page

Alex Knop

  • drehknoepfle
  • 5. Jan. 2021
  • 4 Min. Lesezeit



Zunächst noch ein kurzer Hinweis zu den Begrifflichkeiten vor Ort. Der Gletscher heißt nach der Maori Mythologie und den Erstsiedlern “Ka Roimata o Hine Hukatere“ und wurde später von dem deutschen Entdecker Julius von Hasst nach dem Kaiser der Donaumonarchie Franz Josef benannt. Alex geht auf einen englischen Entdecker mit Namen Alexander hmhmhm zurück und als Knop bezeichnet man im Englischen auch eine Bergspitze, Gipfel, Kuppe. Zum Einstieg der Tour auf den Alex Knop führte eine ca. 10-minütige Fahrt mit dem PKW. Den ersten Platz im Anhalter mitnehmen, machten heute nicht die Kiwis, sondern eine Familie aus Auckland mit Wurzel in Sri Lanka.



Zeitgleich machte sich mit mir eine Familie aus Whakatane von der Nordinsel, auf den laut Beschreibung 8-Stündigen Wanderweg. Neben einem weiteren einzelnen Wanderer blieben sie das einzige Publikum des Tages. Auch an einem Touristenmagneten wie den Franz Josef Gletscher, kann man den großen Strömen aus dem Weg gehen, indem man sich lange Wege ohne Infrastrukturen sucht. Und so ein Weg führte auch zum Alex Knop. Die Alternative wäre noch gewesen, wie bei Outward Bound den dicken Rucksack zu packen, mit Ausrüstung und Verpflegung für drei Tage, um dann sich mit ca. 20 kg Zuladung, topografischer Karte und Kompass eigene Wege über Sporne und Grate zu suchen.


Der Pfad startete im Tal unterhalb des Gletschers, in einem traumhaftschönen, tropisch wirkenden Urwald mit klaren Bachläufen. Schnell stieg er dann an den Bergflanken hoch durch wildwuchernden fast tropisch anmutenden Bush. Gewaltige Baumgebilde siedelten nicht nur neben dem Wanderweg, sondern spannten sich wie Portale, sehr fotogen darüber. Teilweise hatten sich die Urwaldriesen auf die Bergflanken gelegt und bildeten immer weitere Austriebe oder wurden von anderen schmarotzenden Pflanzen überwuchert. Wenn es nicht so viele dieser natürlichen Monumente wären, hätte ich die Neigung mich bei jedem in lange Betrachtungen zu ergehen. Alles geschaffen von dem EINEN, uns zur Freude und zum Nutzen, Und wie in den Alpen liebe ich es, aus dem Tal durch die einzelnen Vegetationszonen, bis in die nackten Höhen zu steigen.


Etwas unangenehm die permanente Geräuschkulisse durch Hubschrauber, die sich fast durch den ganzen Tag zog. Bedingt dadurch und umgeben von Urwald, war man an die amerikanischen Kriegsfilme erinnert, wo US-Soldaten mit Sprengbomben, Napalm und Entlaubungsmittel ihren vom Kommunismus verblendeten Feinden, den American Way of Live erklären wollten. Ohne die unnatürlichen Geräusche dominierten die Vogelstimmen. Unter anderem der Grey Worbler mit seinem Tirrilli tirrilli tirrilli wildentschlossen drauflossingend, während die Tui Toningenieure den Gleichklang einzelner wiederkehrender Tonfolgen prüften. Die erste Stunde des Aufstiegs war ich am Auslaufen wie ein eingetrocknetes Eichenfass und das, obwohl ich nur mit dem Herrn Deuter (der alte (Ruck)sack) und moderater Tagesbeladung unterwegs war. Habe ich etwa immer noch nichts drauf? Beim Packen meiner Ausrüstung flammte aus dem Unterbewusstsein der Gedanke auf, nimm dein Trinksystem (3Liter) mit. Der Impuls wurde schnell von meinem Verstandsdenken niedergemacht, auf dem Berg bei dem vielen gegen hat es genug Wasserläufe, da reicht die Einlitertrinkflasche. Als ich später den Rucksack absuchte fand ich Luftpumpe, Reserveschlauch und Bordwerkzeug für Rennstahl im Rucksack aber kein weiteres Wasser. Für den gesamte Tag und trotz der angenehmen Temperaturen, hatte ich mich mit der mitgeführten Wasserration voll verschätzt. Unmittelbar zu Beginn der Wanderung ein klarer Wasserlauf, blieb auf der gesamten Strecke der Einzige. Wie auch in anderen Hochgebirgsregionen der Erde nicht unüblich, lichtete sich beim weiteren Aufstieg der Wald und machte Platz für weite Ausblicke. In die eine Richtung auf den Franz Josef Gletscher und in die andere auf den Lauf des Gletscherflusses bis zur Tasman See. Die Spitze des Gletschers wurde durch eine Wolkendecke abgeschnitten und die Tasman See versank etwas im Dunst. Trotzdem monumentale eindrucksvolle Bilder und Eindrücke. Auf der letzten halben Stunde begegnete ich auch noch einer Gams, die mich klassisch mit Hui begrüßte. Gämse poltern aufgeschreckt erst einmal los, um nach 100 Metern stehen zu bleiben und zu beäugen, was sie aufgeschreckt hat. Später im Tal erfuhr ich, dass es daneben in NZ sechs verschiedene eingeführte Hirscharten, verwilderte Hausziegen und Rinder sowie Wildziegen der Himalaja Region, die Tahr gibt. Anders als in den europäischen Alpenregion schmücken hier keine religiösen Symbole sprich Kreuze die Bergspitzen. Manchmal sind es topografische Messpunkte oder Hinweisschilder mit Informationen. Zur besten Pausenzeit auf dem Berg angekommen, zückte ich die eigens für den Zweck mitgeführten Brote und gönnte mir anschließend eine ausgiebige Pause zur Augenpflege. Insgeheim hatte ich doch gehofft, dass sich die Wolkendecke in dieser Zeit über die Bergspitzen heben könnte. Leider war das Gegenteil der Fall und in Wolken gehüllt machte ich mich an den Rückweg.


Der Weg zum 1303m hohen Gipfel habe ich, nach meinen Straßenerlebnissen als äußerst ungefährlich als empfunden und erforderte nur etwas Kondition. Und bei einem Unfall wäre ich auch automatisch durch den neuseeländischen Staat unfallversichert. Da soll es doch Länder geben soll, in denen nicht Mal die eigenen Leute krankenversichert sind und aus Angst das jemand an diesem System etwas ändern könnte, wählte man in der Vergangenheit schon Mal einen kranken Verbrecher zum Blockwart. Ich schätze es versichert zu sein aber für meine Vorstellung gibt es nur eine umfassende Versicherung (Sicherheit) für alles und jeden und die ist bei Gott. Erfüllt von den vielen Eindrücken des Tages und mit unglaublich vielen Bilder auf meiner (Mobil) Kamera kam ich wieder im Tal an.


Die vorgegebene Wanderzeit konnte ich dank meiner großzügig gewählten Pause voll ausschöpfen. Am Heimweg nach Franz Josef, wurde ich von einem freundlichen jungen Mann (Tamile) aus Südindien bzw. Auckland mitgenommen.



Die Wanderung am nächsten Tag zum Robert Point links vom Gletscher führte nicht so hoch hinaus aber wiederum durch traumschöne Landschaften. Geprägt war diese Tour von vielen Hängepartien, spricht spektakuläre Schwing-Bridges und durch das Wirken des Gletschers in früher Zeit, soll heißen modellierte Granitfelsen. Angekommen am Aussichtsplateau rutschte mir beim Anblick des Naturschauspiels ein boah wat schön (oh wie schön) aus dem Mund, um danach wie die anderen Wanderer in andächtiges Schweigen zu versinken. Sprachlos genoss ich die imposante Sicht auf diese ungewöhnliche Landschaft aus Eis und Fels.




Unnötig zu erwähnen das ich die zwei Trinkwasserflaschen heute umsonst mitschleppte, weil man quasi alle paar Meter, von einem erfrischend klaren Wasserlauf umspült wurde.

 
 
 

Kommentare


© 2023 Robert Lehmann. Erstellt mit Wix.com.

  • facebook-square
  • Flickr Black Square
  • Twitter Square
  • Pinterest Black Square
bottom of page