Bergfahrt nach Wairoa
- drehknoepfle
- 6. Mai 2020
- 4 Min. Lesezeit
Aktualisiert: 19. Mai 2020
Am Vorabend meines erneuten Aufbruchs habe ich, aufgrund der widrigen Erfahrungen der Vergangenheit, sehr ausführlich die von meiner Googletante vorgeschlagene Route studiert.
Etwas über 50 km verziert mit lächerlichen 127 Höhenmetern und ca. 2-einhalb Stunden Fahrzeit, sollten es zu meinem nächsten Etappenziel sein.
Ja lohnt das überhaupt noch auf das Rad zu steigen oder sollte ich mich eben schnell so tretrollermäßig ans Ziel schubbeln. Nach einer erholsamen Nacht wanderte mein Blick aus dem Fenster der Wohnküche zum Strand und über den Pazifik zum Horizont. Schaumkrönchen und lustiges Wellenspiel! Das versprach in jedem Fall schon Mal viel frische Luft auf dem Rad. Wider dem Wetterbericht, schien die Sonne und ein wie künstlich eingefärbter knallig blauer Himmel erstreckte sich über mir. Nach einer kleinen Ehrenrunde, zur Verabschiedung der anderen deutschen Platzbewohner, machte ich mich nun im strahlenden Sonnenlicht, auf den Rückweg von dem halben Eiland. Kaum das ich aus der Urlaubswohnanlage auf die Uferstraße schwenkte, schlug mir ein böiger heftiger Wind ins Gesicht. Soll heißen der Berg begann Mal wieder vor der Haustüre und ich plagte kilometerweit mich über den freiliegenden Küstenstreifen, der die ursprüngliche Insel mit dem Festland verbindet.
Klassisch ging es, nachdem ich den Strandabschnitt hinter mich gebracht hatte, erst einmal steil nach oben. In diesem Fall mit Handicap zwei, Winddruck von vorne. Einmal nach oben gequält, folgte ich zunächst dem Verlauf der malerischen Steilküste. Natürlich mit heftigem Wind von vorne und bei der anschließenden Gefällstrecke hielt ich mich mitten auf der Fahrbahn, um nicht wegen der Böen in den Straßengraben gefegt zu werden. Das nächste Handicap war dann ein Streifenwagen der neuseeländischen Polizei, der mir mit verhaltener Fahrt entgegen kam. Ein sehr freundlicher Polizeibeamter fragte nach meinem bisherigen Aufenthalt bzw. nach meinem Ziel. Dann erzählte er mir wiederum, dass irgend so ein Local (Einheimischer) wegen mir die Polizei angerufen hatte. (Also ab jetzt auch neben dem, Viecher gehen vor mir laufen, nun auch Leute rufen nach der Polizei. ) Da ist sicherlich auf der nach oben hin offenen Öffentlichkeitsärgererregungsscala noch eine Steigerung möglich. Beobachte auch schon Mal die örtliche Medienlandschaft nach spektakulären Schlagzeilen, wie "Schreckgespenst geht um auf Neuseelands Straßen" Solange ich noch auf freiem Fuß bin versuche ich, Euch über die weitere Entwicklung auf dem Laufenden zu halten) Nach dem mündlichen Datenabgleich mit dem wirklich sehr sympathischen Menschen, durfte ich dann weiter meines Weges ziehen.
Auch als ich dann von der Insel kommend, beim Kreisverkehr in Nuhaka wieder in die Staten Highway 2 einschwenkte, blieb mir auch an dieser Stelle der frontale Jetstream erhalten. Und so folgte ich in erhöhter Schrittgeschwindigkeit, der weitestgehend ebenen Straße in Richtung Süden. Zur Linken immer wieder weitauslandende Blicke auf den Pazifik erhaschend und zu beiden Seiten der Straße durch romantisches Farmland, mühte ich mich meinem Ziel entgegen. Zwischendurch immer wieder die gepflegten Maraes, mit den Stammeshäuser der hier wohnenden Maorifamilien oder Clans.
Kurz vor Wairoa (ca. 7000 Einwohner) im Mündungsbereich und Tal des gleichnamigen Flusses liegend, gings es dann noch Mal steil bergauf.
War aber schon fast easy weil der "Ventilator", der mir die ganze Zeit ins Gesicht gepustet hatte, ausnahmsweise hinter dem Berg stand.
Auf dem ersten Bild die Empfangsdamen in schickem Schwarzweiß, darunter ein erster Blick über Wairoa.
In dem Städtchen angekommen, nutzte ich unmittelbar die fehlende Schlange vor dem örtlichen Supermarkt, um meine Nahrungsmittel zu komplettieren. Weniger freundlich verlief danach der Empfang in einem Privathaus, dass ich via bookingcom als meine nächste Bleibe, für die kommenden Tage auserkoren hatte. So sinngemäß hatten sie nicht damit gerechnet, dass jetzt jemand ihre Unterkunft buchen würde und so waren sie selbst von meinem Buchungsvorgang durch bookingcom überrascht worden. Und dann natürlich die Frage, seit wann bist Du hier in NZ, wir haben bisher sicher in unserer Bubble (Blase) gelebt und außerdem sind wir gerade auch nicht auf Besucher eingerichtet, usw.. Irgendwann habe ich dann Mal dazwischen gefragt, zumal ich meinen Aufenthalt bezahlt habe, ob ich den trotz alledem bei Ihnen wohnen dürfte. Daraufhin ließ sich die Dame des Hauses das repetieren, was ich von dem bisher von ihnen Gesagten verstanden hätte. Mit meinen Ausführungen zufrieden, durfte ich dann Rennstahl absatteln unter unters Dach stellen. Bei der umfangreichen Aufzählung von diversen Gegenständen auf der Webseite, die ich benutzen durfte, war vorzugsweise der ganze Hausstandes aufgeführt. Und nach einer genussvollen Dusche gesellte ich mich zum Entspannen auf die Terrasse des Hauses. Für das Abendessen wollten Dave und Jenny in einem Takeaway Fish & Chips bestellen und fragten mich um eine mögliche Teilnahme nach. Gemeinsames Essen ist sicherlich auf der ganzen Welt eine vertrauensbildende Maßnahme, also habe ich direkt zugestimmt. Zu dem Salat den Jenny für uns vorbereitete, stellte ich auch noch frische Zutaten aus meinem kürzlich erworbenen Fundus zur Verfügung und knackte ein paar Walnüsse. Darüber hinaus hatte ich in Jenny schnell wieder eine Teacher/in gefunden, diesmal in Zusammenhang mit Kochrezepten und Zutaten. Nach der anfänglichen Distanziertheit, merkten alle Drei am Tisch schnell, dass wir in unseren Wesen gar nicht so weit auseinander lagen. Vielleicht lag es auch an dem gemeinsamen Tischgebet, dass jeder lautlos für sich vor dem Essen gesprochen hatte. Etwas enttäuschend war für Dave die Tatsache, dass ich kein Golf spielen kann. Anders als in Deutschland (machen in Germany nur die Schönen und Reichen oder war es umgekehrt?), ist das hier ein Allerweltssport, den sich jeder leisten kann und auch betreibt. Und fast hätte ich es vergessen, es gibt noch eine Bewohnerin die Miley heißt, wie die gleichnamige US-Sängerin Miley Cyrus und die sich noch geschmeidiger zu bewegen vermag als die v. g. Künstlerin.
Nach dem Essen lecker satt und rechnerhackenderweise verbrachten jeder für sich in der gemeinsamen Küche noch den Rest des Abends.






















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