Da ist guter Rad teuer!
- drehknoepfle
- 9. März 2020
- 5 Min. Lesezeit
Aktualisiert: 29. Apr. 2020
Nun der ultimative Artikel über mein Fortbewegungsmittel, zu dem ich vor Wochen schon in harmonischer Runde von Norbert befragt wurde. Mein Fahrrad habe ich mir natürlich bei einem namhaften Fahrradhändler aus Burscheid konfigurieren lassen. Als die Rede auf die Lieferzeit kam war schnell Mal klar, dass ich mir mein Wunschfahrrad nur ungern mit einem Monat Verzug nach Neuseeland nachschicken lassen wollte. Also schnell in ebay reingeschaut was da Geboten war. Die Zeit drängte und so fuhr ich abends schnell mal nach Solingen um mir ein gebrauchtes “Rennstahl“ Reiserad anzuschauen. In den Sattel geschwungen war es so ein Gefühl, als ob man zum 1275 mal in seine Lieblingsjeans steigt. Guuut! Der Vorbesitzer erzählte mir etwas von 6-8 Tausend gefahrenen Kilometer und so war der Kauf schnell besiegelt. Im Nachgang würde ich sagen, dass das Rad eher 60-80 Tausend gelaufen ist und der mich ziemlich angelogen hat. Nichtsdestotrotz hat mich der Hans-Jürgen von der Radfabrik in Köln/Ihrefeld wunderbar beraten und aus meinem Secondhand- wieder ein neuseelandtaugliches Firsthandrad gemacht. Ausgestattet mit allem was man für eine längere Fahrradtour braucht einschließlich einem Karton für die Aufgabe als Sondergepäck, konnte ich mich hiernach wieder meinen weiteren Vorbereitungen zuwenden. Das Rennstahl qualifiziert sich aus mehreren Gründen als Reiserad. Das fängt mal mit dem Rahmen an, der einschließlich Fahrer und Gepäck mit 185 kg belastet werden kann (also eben auch loopingtauglich ist) und einen niedrigen Schwerpunkt hat. Auch mit vollgepackten Taschen kann es sicher auf dem Ständer abstellt werden. Wie auf den Bildern unschwer erkennbar, haben die Designer wirklich alles gegeben, um eine möglichst fantasievolle Lackierung des Rahmens zu kreieren. Die Nabenschaltung ist von Roloff und damit das Beste was man am Markt bekommen kann. In dem Zusammenhang traf ich dieser Tage auf dem Farmersmarket in Rotorua einen Mann in meinem Alter, der mit glänzenden Augen das Rennstahl betrachtete und mir von seinem Rad auch mit Roloffschaltung erzählte. Und nein, wir haben uns deshalb nicht verbrüdert und sind auch keinen auf die gleiche Nabenschaltung am Rad saufen gegangen. Vielleicht lag es aber nur daran, weil er seine Frau dabei hatte. Anders als mein Wunschrad mit Zahnriemen hat das Secondhand eine Antriebskette.
Der Nabendynamo zaubert nicht nur für den wunderbar ausleuchtenden Scheinwerfer die elektrische Energie, sondern füttert auch eine USB-Steckdose an der Lenkerstange mit Strom. Die wiederum kann zum Laden eines Mobil oder eines Akkupacks genutzt werden. Für jene die sich als erstes die Bilder angeschaut haben, leider kein Anschluss für unbegrenztes WiFi. Die hydraulischen Bremsen versehen auch bei Nässe und schwerer Beladung hervorragend ihren Dienst. Nur wenn man mit ihnen im Flugzeug um die halbe Welt gereist ist, brauchen sie etwas Zeit, bis das Hydrauliköl im System sich wieder richtig verteilt hat. Oder war es doch der Jetlag.
Zur Farbe der Gepäcktaschen wollt ich nur sagen, ich bin weder Mitglied der Karnevalsgesellschaft Nippeser Bürgerwehr, noch habe ich mit den, im kölschen Volksmunde so bezeichneten Appelsinenfunken, einen Werbevertrag. Das Täschchen an der Lenkerstange finde ich von der Optik her eher etwas peinlich. Ist aber trotzdem ungemein praktisch, um allerlei Kleinkram z. B. zum Navigieren griffbereit vorzuhalten. Es hat sich auch schon hervorragend für den quetschfreien Transport von neuseeländischem (Toast) Brot bewährt.






Zum letzten Bild. Während ich mir radelnderweise überlegte, wann ich wohl einen ersten Platten hätte, habe ich mir den Metallstift, ohne es zu merken, in den Reifen gerammt. Die Luft hat fast für die gesamte Hin- und Rückfahrt von Thames nach Te Ruru gehalten und erst als der Stift den Schlauch ein zweites Mal an der Felge durchstochen hatte, gab es für die verbliebene Luft kein halten mehr.
Letzten Endes fehlte mir dann doch an meinem Rad das besondere Etwas, etwas stylisches halt. Und so habe ich im Rahmen des Feintunings noch ein paar kleine Details verändert.
Abgebrochener Rahmenfortsatz zur Montage des Radständers an der Backbordseite des Hinterrades
Oder nur nicht gleich entmutigen lassen
Die Brit eine der drei Reinigungsdamen, hatte mir wärmsten zwecks Reparatur meines Fahrradständers, den in Sichtweite vom Teal-Motel befindlichen Fahrradshop mit Erkennungszeichen oranges Rad am Dach, auf der Gladstone Road empfohlen. War heute am 28.04.2020 nach fünf Wochen, der erste Tag mit teilweise geöffneten Geschäften und pünktlich um 08.00 Uhr stand ich auf der Matte vor dem Laden. Wegen der Seuche bin ich um den Laden herum zur rückwärtigen Annahme beordert worden. Dann der Hinweis, Monteur kommt erst um 09.00 Uhr, also noch Mal wiederkommen. Wie eigentlich vorauszusehen, konnte man aus Sichtweise des Monteurs Rennstahl nicht helfen. Er empfahl mir halbherzig einen Anbaufahrradständer, dem er aber selbst die Belastung mit dem Gepäck nicht zutraute. Oder als weitere Empfehlung das Rad irgendwo gegenstellen, da wäre ich selbst nie drauf gekommen. Danach fragte ich nach Werkstätten, die das abgebrochene Teil wieder anschweißen könnten. Nein, so eine Werkstatt bzw. Betrieb gäbe es nicht in Gisborne. Außerdem hatte er mir ausdrücklich abgeraten, am Rahmen des Rades schweißen zu lassen. Etwas entmutigt also wieder nach Hause und die Gelben Seiten im WiFi von Gisborne studiert. Sieben Radminuten von meiner Behausung weg war ein Universal Engineering mit Welding (Schweißtechnik), klang doch gut. Ohne große Umschweife nachdem ich mein Anliegen kundgetan hatte, ging der Mitarbeiter mit mir vor das Geschäft und zeigte schräg gegenüber auf die andere Straßenseite. Dort befand sich der Farmers Tools Shop und als ich mit Rennstahl unmittelbar vorstellig wurde, sah sich der Boss den Schaden kurz an und meinte dann, haste Mal ne Stunde Zeit. So schnell und heftig konnte ich gar nicht nicken, wie es mir Bedürfnis war.
Danach habe ich mich etwas ungewohnt, fußläufig auf den Weg gemacht, meine weiteren Geschäfte zu erledigen. Als ich am Nachmittag das Rad abholte, war der Ständer wieder angebraten (ist halt auch eine knifflige Stelle mit wenig Futter dran) und sogar mit schwarzer Farbe beigestrichen. Für das Werk wollte dann der Chef 40 Dollar (im Moment ca. 25 Euro) haben, die ich im aus lauter Begeisterung noch auf 50 erhöhte.
Die Übung des Tages nicht gleich die Flinte ins Korn werfen und direkt zum Fachmann gehen. Aber erst im täglichen Einsatz, in den Weiten der neuseeländischen Landstraßen, wird es zeigen was die neuseeländischen Welders (Schweißer) wirklich so drauf haben.
Falls Ihr Mal in Gisborne seid und einen Fahrradladen braucht, lasst den links liegen und fahrt noch ein Stück weiter zum Farmers Tool.
Hatte es bei dem Radladen mit dem orangen Fahrrad am Dach, mit dem Fahrradständer nicht geklappt, wollte ich Ihnen noch eine 2. Change geben.
Wie schon erwähnt war mir klar, dass die mir den Ständer nicht anschweißen können, aber zumindest hatte ich auf eine gute Empfehlung gehofft.
So dachte ich mir, versuche es doch noch mal mit was ganz Einfachem. Der Steckverbinder am Kabel zum Rücklicht war gebrochen und so brauchte ich nur einen neuen Stecker an das Kabel. Ging aber nicht, weil sie so ein Teil nicht führen, geschweige denn die Zange um den Verbinder auf dem Draht aufzupressen.
Diesmal gab es aber sogar eine Empfehlung, ich sollte es man beim Autozubehör versuchen.
Ich bin dann ohne über Los zu gehen, direkt zum Farmers Tool gefahren. Alles andere stehen und liegen lassend, hat er sich direkt nach dem Motto, wir kennen keine Probleme, sondern nur Lösungen, ans Werk gemacht. Mit vereinten Kräften und bestimmt einer guten halben Stunde rumgebastel, ging dem Rückstrahler dann plötzlich ein Licht auf. Diesmal wollte der Fachmann für Radlernöte, gar nichts für seine Tätigkeit haben, was ich aber so auch nicht auf mir sitzen lassen konnte.




















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