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Desert Road (Wüstenstraße) oder von Turangi nach Waiouru

  • drehknoepfle
  • 2. Nov. 2020
  • 4 Min. Lesezeit



Von David meinem Gastgeber mit dem gewinnenden Lächeln hatte ich mich am Vorabend verabschiedet und Sue hatte Eile aber für einen kurzen Abschied reichte es noch. Die Handwerker die den Gasherd in der Küche anschließen sollten und auch die Katze Rocket waren aber noch da. Nach Frühstück, Rennstahl aufsatteln und die Zurückgebliebenen verabschieden sah ich mich wieder schnell auf der Kiwi-Hauptverkehrspulsader, der SH1. Meiner Tagesleistungskurve angepasst, schlängelte sich die Straße zunächst unanstrengend den Höhen entgegen. Das änderte sich aber schnell, als die Sahnehäubchen der Vulkanberge in Sicht kamen. Die Höhenmetervorhersage von Googlinde rechnete mit über Achthundert Meter Steigungen auf die 65 km nach Waiouru. Falls ihr Probleme habt mit der Aussprache von Ortsnamen wie Waiouru, Whangamomona oder Paraparaumu habt, willkommen im Club. Richtig knifflig wird es dann, wenn man versucht, die Ortsnamen in Kiwislang auszusprechen, weil einem sonst keiner versteht. Einfacher wird’s auch wenn man den Sprachrhythmus drauf hat.



Mein erster Streckenabschnitt war gesäumt von künstlichen Kiefernwäldern. Die günstigen klimatischen Bedingungen bewirken, dass die Bäume innerhalb von 30 Jahren schlagreif sind. So werden gleichzeitig riesige Anpflanzungen geschaffen und nach der Zeit genauso großflächig gefällt. Hierbei sind die Kiwis wie auch in der Landwirtschaft mit Viehhaltung und Landbau absolut professionell unterwegs. So müssen beim Fällen schon einige Schiffladungen drin sein! Da springt auch keiner mehr mit der Kettensäge durch den Wald, sondern der Erntevorgang gleicht dem von einem Mähdrescher.


Nach dem kurzen entspannten Intermezzo verwies links der Straße ein Schild auf die Desert-Road und damit einher gingen auch wieder lange Steigungsstrecken. Meist war die SH1 gesäumt von einem ausreichenden Seitenstreifen, der selbstverständlich von den Kiwis in den Linkskurven mit genutzt wurde. Man hat ja schließlich nicht zu verschenken! Als Kraftfahrer muss ja auch immer damit gerechnet werden, dass der Gegenverkehr genauso verrückt (highspeed) unterwegs ist. Mehr als auf den Verkehr, konnte ich mich nun auf die wilde Berglandschaft um mich konzentrieren und die Zuckergussvulkane. So reihten sich an den Mt. Tongariro, der Mt. Ngauruhoe und danach das Massiv des Mt. Ruapehu. Zur Linken tat sich der Ruahine Forest Park auf, den ich von seiner Ostflanke aus schon einmal bewandert hatte. Dabei schickte ich auch ein paar wohlwollende Gedanken zu der Organic-Diary-Farm von Brian und Penelope, bei denen ich in der Nähe von Norsewood einige Tage verbringen durfte.


Sehr sympathisch strich mir der Wind von hinten meine Flanken, und dank der moderaten Steigungswinkel kam ich gut in den Fluss. Sehr zum Wohle aller Beteiligten waren die seitenrandfreien Strecken so vereinzelt, dass ich nur selten auf meine Space-Keeping-Taktig zurückgreifen musste. Nach den Serpentinen gelangte ich auf ein Hochtal durch das die SH1 in sanften Schwüngen einhermäanderte.



Entlang der Straße säumte sich niedriges Buschland ohne irgendein Zeichen von Zivilisation (Landwirtschaft), wenn man von den Stromleitungen einmal absieht. Schilder verwiesen die Autofahrer immer wieder auf die Rutschgefahr bei winterlichen Temperaturen. Weitere Schilder folgten, mit denen auf die militärische Nutzung des “Wüstenlandes“ verwiesen wurde und so war es auch wenig verwunderlich, dass es in Waiouru eine Kaserne der Kiwistreitkräfte und dazu direkt auch passend das Nationale Army-Museum gab. Nach der Wüstenei kündeten irgendwann landwirtschaftliche Nutzflächen von menschlicher Einwirkung und so erreichte ich auch bald die ca. 740 Seelen zählende Gemeinde Waiouru. Ohne Vorbuchung hatte ich mir ein Zimmer in dem Motel “Welcome Inn“ genommen, was von sehr freundlichen jungen Leuten betrieben wurde. Wie immer praktisch, konnte ich Rennstahl unmittelbar an der Zimmertür parken, verbunden mit den kurzen Wegen beim Ausladen. Auch beim Schreiben dieser Zeilen vor meinem Zimmer, ließ die Flotte der Wolkensegelschiffe immer wieder Freiräume für großartige Ausblicke auf den Mt. Ruapehu



You’re in the Army Now Mein erster Weg galt am nächsten Tag dem Four Square für meine regelmäßigen “Großeinkäufe“. Immer wieder erstaunlich, welche große Auswahl an lebensnotwendigen Dingen man in so einem kleinen Lebensmittelgeschäft erstehen kann. Da fehlt noch nicht Mal die Cadbury-Schokolade aus Tasmanien mit dem Black-Forest Geschmack. An den fortlaufenden Gebäudenummerierungen war auch der Laden als Gebäude des Militärs bzw. der Kaserne auszumachen. Um Grunde genommen besteht der Ort eher aus der dominierenden Kaserne mit einer kleinen zivilen Besiedelung drum herum.


Die kuschelbedürftige Lucy mit dem braunen und dem blauen Auge. Nach anfänglich größter Mühe mich in Kiwiland beim Einkauf zu sortieren, ist die Unsicherheit einer gewissen Routine gewichen. Nichtsdestotrotz muss ich mir immer wieder noch selbst beim Einkauf auf die Finger hauen. Da kommt immer noch die “Hausfrau“ durch, man(n) will halt was im Haus haben falls Besuch kommt. Für den Sonntagsgottesdienst wollte ich als nächstes die Gottesdiensthäuser checken. Die katholische Kirche neben dem Supermarkt hatte ich schon gesehen aber das Navi berichtete noch von einer Presbyterien Church ein Stückchen weiter. Ziemlich irritierend befand sich die, innerhalb des Kasernengeländes. Da das zugehörige Hallenbad auch eifrig von Zivilisten mit Kindern angesteuert wurde, folgte ich dem Besucherstrom und radelte unbehelligt durch das Kasernengelände. Zwar fand ich die Kirche aber augenscheinlich waren in dem Umfeld keine Aktivitäten erkennbar. So verließ ich das Militärgelände wieder und schaute mir noch das Marae daneben an.


Nicht das ich dafür extra nach Waiouru geradelt wäre, aber einmal am Weg besuchte ich auch das Nationale Army-Museum. Es ist für mich als Mitteleuropäer nach wie vor ungewöhnlich, wieviel Raum allerorten Monumente und Halls des Gedenkens der Kriege, der gefallenen Soldaten und nun auch dieses Museum einnimmt. Den einzelnen Schlachtfeldern auf denen die Kiwis präsent waren, wurden ausführliche Themenbereiche zugeordnet und auch die Bewaffnung und Situation der gegnerischen Parteien beleuchtet. Vom Aufbau her sehr modern, informativ und umfassend gestaltet, gab es auch einen Bereich in dem Kinder, in kindgerecht aufgebauten Verteidigungsstellungen, “Krieg“ spielen konnten. Etwas überraschend für mich auch die Dokumentation der NS-Zeit in Deutschland.


Letztes Bild Mitte, Kiwisoldaten beim Haka üben. Meine Recherche hatte am Vortag ergeben, dass es ein katholische Kirche mit Service (Gottesdienst) um 17.00 Uhr in dem ausschließlich aus Army-Kaserne bestehenden Ort gibt. Fast passend zum Lied, „“Wo zwei oder drei in DEINEM Namen ……, waren wir zu viert. Der Pastor, Dorina von Malaysia die Co-Leiterin, Joel ein junger Mann aus Australien dessen Vater hier beim Militär ist und meine Wenigkeit. Soweit ich die Gottesdienstliturgie noch im Gedächtnis habe, war die heutige Messe eine englische Kopie des katholischen Vorbildes. Nichtsdestotrotz hat mir die gemeinsame Zeit der Besinnung gut getan.


 
 
 

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