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Durch diese hohle Gasse muss er kommen, es führt kein....... oder von Paraparaumu nach Wellington

  • drehknoepfle
  • 2. Nov. 2020
  • 5 Min. Lesezeit


Mein Gastgeber in dem großzügigen Privathaus (Hotel) wartete in Bezug auf das Frühstück mit allerhand leckeren Ergänzungen zu meinem Müsli auf. Dem Übernachtungspreis angepasst, wurde nach der erholsamen Nacht in dem ruhigen Zimmer auch das Frühstück zur Genusssache. Da er zu Erledigungen aufbrechen wollte, ließ es sich der Chef nicht nehmen, noch vorher bei mir zum Verabschieden vorbei zu kommen. Immer wieder eine freundliche Geste der Wertschätzung.

Kurze Zeit später! Mein Verdauungstrakt plagte sich schon wieder mit dem großzügigen Müsli und meine Beine vermittelten mir, angesichts des dritten Radeltages in Folge, Unwillen. So ging es zunächst nicht nur in Bezug auf mein Befinden und trotz durchgeführter Morgengymnastik, eher etwas holperig voran. Der Wetterbericht drohte wieder mit Regen und so hatte ich den Herrn Deuter (meinen alten Rucksack), in vorauseilendem Gehorsam eingetütet. Wider den Vorhersagen hielt das trockene Wetter jedoch bis zum Eintreffen in meinem Quartier in Wadestown. Frau Google prophezeite mir mit ca. 50 km und 340 m auf und ab eine eher moderate Tagesetappe. Zunächst folgte ich die SH1 meidend, weiter der Küstenlinie durch romantische von Blumen (meist gelbe Lupinenbüsche) überzogene Dünenlandschaften. Etwas unangenehm dabei, dass ich zwischendurch auf einen wild auf- und abspringenden Dünenwanderweg (Trail) geriet. Vermutlich wäre ich selbst mit Mountainbike an den Steigungen des v. g. Trail gestrandet oder nach hintenübergekippt. Trotzdem war‘s die Landschaft und die Ruhe allemal wert.


Kuscheliger Parkplatz für Rennstahl in Paekakariki. Bei Paekakariki mündete jedoch mein Genussweg wieder auf die SH1 und damit war es auch mit der Ruhe zu Ende. Vorher und zur letzten Stärkung um die Mittagszeit, gönnte ich mir in einem Café noch eine Kanne Tee und als Nervennahrung einen Muffin. Den Tee hatte ich in naked (ohne Milch und Zucker) bestellt. Die freundliche Dame an der Theke erklärte mir dann den Unterschied zwischen naked und knakkerid. Das eine bedeutet nackt und das andere erschöpft. Es sind eher die Alltagssituationen bei denen mir die Vokabeln am Besten kleben bleiben. Auch zwei Sandflys (Sandfliegen), ließen es sich während ich draußen vor dem Café saß nicht nehmen, mir ein nachhaltiges Andenken an den Aufenthalt zu verpassen.


Letztes Bild, und nicht erwischt worden beim Verschnaufen! Rein mathematisch und im durchschnittlich betrachtet, hatte ich entlang der stark befahrenen Straße einen mindestens meterbreiten Seitenstreifen, neben der eigentlichen Hauptspur. Aber halt nur im Durchschnitt, weil entlang der Steilküste immer wieder Felsmassive im Weg rumstanden, die man aus straßenplanerischer Seite unmöglich aus dem Weg räumen konnte oder wollte. Vermutlich kämen auch nur ein paar desorientierte deutsche Bürokraten auf die Idee, den v. g. Küstenstreifen mit einer gleichbleibenden Fahrbahnbreite zu versehen. So taten sich mehrfach Nadelöhre auf, durch die nicht nur ein Kamel mit seinem Fahrrad, sondern auch der Auto- und Berufskraftverkehr hindurch wollte. Dazu kam weiterhin, dass der Seitenstreifen wie selbstverständlich vom Kraftverkehr mit genutzt wurde. Schließlich gilt es ja, einen möglichst großen Sicherheitsabstand zum Gegenverkehr zu halten, weil der bisweilen genauso verrückt fährt wie man selbst. Schon mehr als selbstverständlich für mich, nach solchen Passagen meinem himmlischen Reiseleiter für die Bewahrung zu danken.


In Sichtweite der SH1 der Hairshop Reds-Hair, kurzes zögern ob ich meinen Typ einen kommunistischen Anstrich verpassen sollte. Wohnhaus mit unverbaubarer Fernsicht.


Bei Porirua erlöste mich das Navi aus dem SH1-Trauma und lotste mich über Nebenstrecken weiter in Richtung Wellington.


Von der Adrenalin SH1 in den Adrenalin Forest. Zwischendurch auch Mal ein Gefühl des befremden, nun den gleichen Weg nach drei Monaten in Gegenrichtung zu befahren.


Alles, außer langweilig! Nach meinem Aufbruch, hatte es mich ein wenig gegraust vor den Straßen rund um Wellington. Außerordentlich lobenswert, führte mich jedoch Frau Google nur über Straßen mit wenig Verkehr bis vor die Haustür, von meinem vorgebuchten Airbnb in Wellington Wadestown. Lediglich die letzten 50 m über die Raketenstartrampe zum Haus musste ich, allerdings ohne Gegenverkehr, den Schiebemodus einschalten.


Und woran merkt der geneigte Radler, dass er in seiner Lieblingsstadt angekommen ist? Zum einen sind es die auf den Klippen gebauten und überkragenden Häuser, scharfe E-Bikepflichtige Steigungen und auffallend defensiv agierende motorisierte Verkehrsteilnehmer. Nach den Erfahrung der letzten Monate, fühlte sich der Hauptstadtverkehr eher nach Verkehrsübungsplatz für Schulkinder an. Wenn auch wieder mit viel Schweiß aber ohne Blut und Tränen, gelangte ich nun zum zweiten Mal in die Stadt im Grünen. In einem gediegenen Speise-Restaurant, fanden dann auch meine Monofeierlichkeiten um die Rückkehr und dem Ende der Reise auf der Nordinsel statt. Vermutlich war ich zur Abwechslung mit den Trekkingsandalen auch Mal der Einzige, der Gummi an den Füßen trug. Habe heute noch Martina geschrieben, dass nun ein großer Abschnitt meiner Reise zu Ende gegangen ist. Und es hat sich auch so etwas wie Melancholie bei mir eingeschlichen. Morgen ist noch etwas Logistik in der Stadt angesagt und danach geht es via Fähre nach Picton, auf dem Nordzipfel der Südinsel. Meine Airbnb-Gastgeberin ist Myra und ihre erste Frage war, warum ich mich für ihre Unterkunft entschieden hätte. Meine Antwort, vorzugsweise Intuition, so hatte ich mich bei meinem ersten Besuch in Wellington nur deshalb nicht bei ihr einbuchen wollen, weil ich nicht so weit und steil zur Schule bzw. nach Hause radeln wollte. Den darauffolgenden Tag führte mich mein Weg zum St. Peter der Angeliken Church in der Willis Street, der ich zu meiner “Schulzeit“ schon regelmäßig einen Besuch abstattete. Danach wollte ich es auch nicht versäumen, in meiner alten Schule selbst, schräg gegenüber, vorbeizuschauen.


Das Können eines neuseeländischen Bäckers wird daran fest gemacht, wie soft er ein Brot backen kann. Geschmacksache, hat der gesagt der in die Hose gesch.... hat. Oder so sind wir halt alle verschieden und die Deutschen als Brotfetischisten auch ziemlich besonders in der Welt. Nach diversen anderen Geschäften lenkten mich meine Schritte bzw. Rennstahl nach dem Stadtteil Kelburn und in die Upland Road. Dort hatte ich vor Monaten schon leckere German style Backwaren erstanden. So konnte ich mich für das Sour Dough Bread (Sauerteigbrot) erwärmen und eine belegte Brezel und zwei Berliner hatte ich dann auch noch erstanden. Für Gordon meinen früheren Airbnb Gastgeber hatte ich noch eine Brezel mit Käse überbacken geordert. Unmittelbar daneben befand sich ein arbeitsloser Barbier, vor dessen Fähigkeiten ich mein Haupt neigte. Der junge Mann bzw. die Eltern kommen aus dem Iran und so erzählte er, dass er wegen einem Tattoo an seinem Hals beim Besuch im Iran von der Polizei verhaftet und ins Gefängnis gebracht wurde. Da müssten sich die Polizeibeamten hier in NZ gegenseitig verhaften.


Natürlich streifte ich auch noch zum Abschied und mit etwas Wehmut den Botanik Garden, der sich gerade im Umbruch von Frühlings- auf Sommerblüher befand. Nach dem herzlichen Besuch bei Gordon fuhr ich den nächsten Supermarkt an, um noch Zubehör für die German Pizza (Flammkuchen) zum Dinner zu besorgen. Mit Myra meiner Gastgeberin, ihrer Tochter und erwachsener Enkeltochter erlebten wir alle vier einen sehr entspannten und unterhaltsamen Abend, bei leckerem Essen und Wein.


Es kommt mir fast unwirklich vor, dass wir uns auf die Advents- bzw. Weihnachtszeit zu bewegen. Wo doch die Tage immer länger werden und die Temperaturen steigen. Als solches musste ich bei den angeboten Waren im Bild unten, erst einmal lange nachdenken.



 
 
 

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