Fahrt ins Blaue oder von Ross nach Hari Hari
- drehknoepfle
- 5. Jan. 2021
- 3 Min. Lesezeit
Vor dem Empire Hotel in Ross.
Das Wetter zeigte sich heute von der besten Seite und so war es bei dem tiefblauen Himmel in zweierlei Hinsicht eine Fahrt ins Blaue (=ohne um den Weg oder das Ziel zu wissen). Der Abschied vom Gastwirt des Empire-Hotel viel nicht so überschwänglich aus, vielleicht war er ja beleidigt, dass ich abends durch die offene Hintertür in den Pub gelangt bin und noch ein Bier bestellen wollte. Ab heute gings es wieder über den öffentlichen Verkehrsraum, sprich die SH6 gen Süden.
Nicht mehr alle Tassen im Schrank!? Zu beiden Seiten der Straße tat sich zunächst Weideland auf, dass dann in Auf- und Abschwüngen an herrliche natürliche Wälder anschloss. Der Wind heute relativ verhalten, wehte von allen Seiten und konnte, wie die Steigungsstrecken, den Triebwerken in meinen unteren Extremitäten aber auch gar nichts entgegensetzen. Auf der meist randstreifenfreien SH6 galt für mich wieder die Vorgabe Space-Keeping (Raumeinnehmen). Mit dem gleichen Speed wie sonst der werktägliche Verkehr fegten jetzt Wohnmobile oder Wohnwagengespanne, auf Tuchfühlung an mir vorbei. Und aus niedrigsten Beweggründen, nämlich meinen krankhaften, egoistischen Selbsterhaltungstrieben zu folgen, verführte ich so manchen Kiwi-Driver zur Sünde, sprich die Fahrbahnmitte zu überfahren. Ließ ich ihnen doch nur die Change, sich durch Rennstahl eine verkratzte Motorhaube bzw. durch meine Klicksystemschuhe Scharten in der Unterseite der Frontspoilern einzuhandeln oder eben über die Mittellinie zu fahren. Was tatsächlich sehr gefährlich ist, weil der Gegenverkehr vielleicht genauso verrückt daher kommt wie man selbst.
Nicht nur das Empire in Ross ist etwas in die Jahre gekommen. Besonders, in Punkto Gefährlichkeit, ist wie immer auch das Passieren der einspurigen Brücken. Bei der Feuerwehr kennt man den Begriff Schlauchbrücke, das sind Gerätschaften um z. B. sicher einen Schlauch über die Straße zu führen. Bei den teilweise weitgespannten einspurigen Brücken, wie auch über den Whanganui River, hatte man das Gefühl durch einen Schlauch zu fahren.
Am Lake Inathe um die Mittagszeit, gab es einen schönen Picknickplatz und die Möglichkeit über einen Slipway Boote zu Wasser zu lassen. Da gerade ein Jetboot auf der v. g. Rampe stand, nahm ich das zum Anlass, mich schnellstmöglich wieder auf den Weg zu machen. Mich schaudert jetzt noch, wenn ich an die Bilder vom friedvoll gelegenen Lake Rotoiti denke, wo vermutlich in den Fünfziger Speed-Bootrennen veranstaltet wurden. Der Wind, heute aus allen Richtungen kommend, war eher verhalten und konnte dem Kraftwerk in meinem unteren Extremitäten auch gar nichts entgegensetzen.
Sehr entspannt gelangte ich in dem Örtchen Hari Hari an, wo es ein Café und Motels gab. Auf der Speisekarte waren auch so Gerichte wie Whitebait und nachdem ich schon öfters davon gehört oder gelesen hatte, sah ich die Zeit für gekommen, sie auch zu verkosten. Direkt übersetzt müsste Whitebait eigentlich weißer Köder heißen, es sind jedoch Jungfische von der Größe wie Regenwürmer, die auf ihrem Zug vom Meer die Flüsse hoch mit feinmaschigen Netzen gefangen werden. Die von mir bestellte Variante war mit Ei zu einem Omelett gebraten und wurde auf Toast gereicht. Leeecker, oder yummi wie die Kiwis zu sagen pflegen. Noch ein Tipp, beim Essen den Tierchen nicht so tief in die dunklen Augen schauen. Draußen vor dem Café sitzend, konnte ich wiederholt eine andere eigenwillige Verhaltensweise der kiwianischen Kraftfahrerzunft beobachten. Das sie bei laufendem Motor im Auto sitzen, würde ich schon als Normalität bezeichnen. Man lässt aber auch das KFZ gerne mit laufendem Motor vor dem Laden stehen, um einkaufen zu gehen. Am Lake Rotoiti hatte ich in dem Zusammenhang Leute beobachtet, die ihr Auto mit laufendem Motor abstellten, um danach am Ufer spazieren zu gehen. Die Leute darauf angesprochen bekam ich als Antwort, lohnt doch nicht. Vermutlich betanken die Kiwis ihre Autos am Wasserhahn und nicht an der Zapfsäule. Den coolen Kiwi-Trick will ich aber noch lernen, bevor ich mich wieder den Ländern auf der anderen Seite der Weltkugel zuwende.
Wieder einmal im Defizit mit den Blogeinträgen als auch im Austausch mit meiner Partnerin Martina, machte ich mich nach dem Essen zwecks Übernachtung, zum Alpine Country Motel in der Nachbarschaft auf.
Die Säulenfiguren sind aus Stämmen von Baumfarnen geschnitzt. Eigentlich traut man diesen Gewächsen so von der Optik her und rein statisch nichts zu aber sie sind ungemein zäh.
Die Stämme sind so widerstandsfähig gegen Verrottung, dass sie zum Beispiel zum Abfangen von kleinen Böschungen oder als als Eingrenzungen in Grünanalgen verwandt werden.
Zu dem Örtchen Hari Hari gibt es eigentlich nicht so viel zu schreiben, außer das die Leute ein Problem haben, ob Hari Hari korrekt auseinander oder (Harihari) zusammengeschrieben wird.
Wieder einmal bestätigt sich, es gibt in der Welt tatsächlich noch andere Problemzonen außer Bauch, Beine und Po.




































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