Holzmichel oder von Tapawera nach Murchison
- drehknoepfle
- 12. Dez. 2020
- 5 Min. Lesezeit
Aktualisiert: 14. Dez. 2020
Bisweilen hätte mir sogar ein halber Meter genügt! Der Abstand ist übrigens auch eine Prüfungsfrage für die NZ Lizenz zum Töten bzw. Autofahren.
Nachdem ich mich auch heute wieder herzlich von meinen Gastgebern und dem friedvollen Ort verabschiedet hatte, lagen knapp 80 Kilometer und über 400 Höhenmeter Steigungen vor mir. Wieder folgte ich dem Tal des Motueka River, allerdings war es mit der Idylle schnell zu Ende als das Nebensträßchen zur SH 6 aufschloss. Aber anders als auf der Nordinsel mit deutlich geringerem Verkehr, radelte ich durch die Mittelgebirgslandschaft, die mich immer wieder aufs Neue an die Region meiner Entstehung erinnert.
Leiser Nieselregen begleitete mich auf den ersten Kilometer, machte aber gegen Mittag blauem Himmel und lockerer Bewölkung Platz. Wind war keiner spürbar und so fühlte sich der Weg trotz eines kontinuierlichen leichten Ansteigens wie E-Bike-Fahren an. Dann am Wegesrand eine eindrucksvolle Demonstration forstwirtschaftlicher Tätigkeit in NZ. Während das rote Raupenfahrzeug an einem Seil gesichert die Bäume von den Bergflanken mäht, hievt unten im Tal ein weiteres Arbeitsgerät die Baumstämme zu einer Seilzuganlage. Beide Maschinen haben in ihren Greifern integriert Sägen und zurück auf dem Berg werden die Baumstämme weiter zu mundgerechten transportfähigen Abschnitten zersägt. Die Logger Trucks (Holztransporter) fahren das Holz dann im Pendelverkehr zu den Säge- und Imprägnierwerken oder es gelangt in den internationalen Handel.
Wenn ich die Unmengen an unverwertetem Holz dabei sehe, fallen mir zwei Werkzeuge im elterlichen Schuppen ein. Das eine war Stockaxt, eine zweischneidige Axt mit sehr langem Stil und das andere eine Stockhaue. Beides dafür gedacht Wurzelstöcke auszugraben, um die noch als Brennholz zu nutzen. Ein mühseliges Handwerk! Wenn man sich auf solche Tätigkeit besinnt, bekommt man eine Ahnung davon, welchen Wert das Holz in früheren Zeiten selbst im waldreichen Schwarzwald hatte. An den so entwaldeten Berghängen werden Äste und Kronen von Maschinen zu Wellen geschichtete und damit wieder Platz für die Neuaufforstung geschaffen. In Neuseeland reichen 60 Jahre, um aus den neugepflanzten Bäumchen schlagreife Stämme wachsen zu lassen. Ich spekuliere jetzt Mal, vermutlich liegt es an der intensiven Sonneneinstrahlung die einem nicht nur das Fell verbrennt, sondern die im Besonderen die Kiefern zu monströsem Wachstum animiert.
Mit dem entspannten Radeln war es dann vorbei als sich der Talverlauf mehr und mehr verengte und dichte Wälder sich zu beiden Seiten meines Weges lagerten. Damit einher schwang sich die State Highway sportlich auf und zog in engen Serpentinen einem unsichtbaren Gipfel entgegen. Mit der einbrechenden Mittagspause kam ich oben auf dem Mount Hop an und natürlich überwand ich auch noch die 200 m Fußweg vom Parkplatz zum Lookout (Aussichtspunkt). So hatte ich zu Sandwich, Wasser und Schokolade (die aus Tasmanien mit dem Black-Forest-Geschmack) auch eine herrliche Rundumsicht. Viele der Berge jenseits der Baumgrenze und teilweise mit schneebedeckten Spitzen.
Relativ zügig angesichts der noch vor mir liegenden Strecke, machte ich mich auf meine Weiterfahrt. Wie nicht anderes zu erwarten ging die Straße nach einer anfänglichen Schussfahrt in eine leichte moderate Gefällstrecke mit kurzen Steigungen über. Einzig was mir nun wieder den Fahrgenuss vergällte war die leichte Priese, die zufällig aus der Richtung (Südwest) kam, in die ich wollte. Ihr wisst ja schon leichte Priese bedeutet hier, ständig die Lippen zusammen pressen müssen, da einem sonst der Gegenwind die Backen aufbläst. Wenn man sich mit diesem Thema zur Gänze in den Wahnsinn treiben möchte, einfach nur darüber nachdenken, dass man mit der gleichen Windstärke von hinten, die Beine auf die Lenkerstange legen und ins Etappenziel surfen könnte. Irgendwann werde ich so Gott will umringt von meinen Lieben und wachen Geistes (würde ich mir vom Allerhöchsten wünschen), auf dem Sterbebett liegen. Falls mich dann eines meiner Enkelchen fragen sollte, Opa wo kam doch gleich noch der Wind in NZ her, so würde ich mit einem Aufstöhnen vor mich hin röcheln, von vorne Kind immer von vorne.
Letztes Bild, hühnerfreundlicher Holiday-Park. So gehandicapt tauchte ich in das Tal des Buller-River ein, während sich zu beiden Seiten gewaltige Bergflanken erhoben. Die letzte Schokolade war unterwegs schon lange gegessen als ich in Murchison dem Foursquare Markt anfuhr, um eine Flasche Cola (die mit der vollen Zuckerdröhnung) zu erstehen. Weil es mit dem Airbnb im Vorfeld nicht funktioniert hatte, machte ich mich nach der Cola-Druckbetankung daran, ein Quartier für die Nacht zu suchen. Das Motel an der Hauptstraße war belegt aber in der Murchison Lodge einem B&B, wurde ich von Philip aus der Schweiz und Daphne aus Deutschland herzlich aufgenommen.
Neben meinem Schweizer Lieblingswort Chuchichäschtli=Küchenschrank hat er mir auch direkt noch ein neues Wort zugeflüstert. Chäschuechli=Käsekuchen Die großzügige mit viel sichtbarem urigem Holz errichtete Lodge, hat vier Doppelzimmer und fühlte sich für mich als einziger Gast schon etwas überdimensioniert an. Nach etwas Bedenkzeit und einem im Hause angebotenen leckeren Abendessen entschloss ich mich, ein paar ruhige Tage zu verbringen. Schließlich war schon wieder einiges an “Hausarbeiten“ aufgelaufen und das traumhafte Ambiente des Anwesen bot dafür eine wunderbare Kulisse. Als akustische Untermalung unter anderem der lokale Dialekt der Tuis, bestehend aus einem einzelnen hohen Ton, von der Länge etwa eine Viertel- oder punktierte Viertelnote mit einer Abfolge von fünf Achtelnoten eine Oktave tiefer in gleicher Tonhöhe . Bisweilen wird das beschriebene Klangmuster auch mit leichten Verzierungen ausgeschmückt oder die Anzahl der Achtelnoten variiert. Weiterhin der Duft des blühenden Zitronenbusch an der Veranda, der Blick in die Bergwelt und der nahe Zugang zum wildromantischen Buller-River.
Nachschlag!
Hatte Rennstahl damit er nicht weglaufen kann, in Ermangelung von einem Ständer am St. Paul Hinweisschild angebunden.
Der Sonntag machte im Bezug auf das Wetter, seinem Namen alle Ehre und darüber hinaus war es mir ein Bedürfnis, Gott die Ehre zu geben.
So hatte ich mich so schon am Vortag darüber informiert, das um 10.30 Service ist und sowie ich mich in die vierhändevoll Besucherschar mischt war ich man einer von ihnen.
Christen die an einen lebendigen Gott glauben und weil es nur die eine Kirche weit und breit gab, fand auch gelebte Ökumene statt.
Das Eröffnungslied (Gebet) “10‘000 Gründe“ traf mich dann direkt ins Herz. So wie auch das Gebet um Bewahrung und Schutz auf den Straßen in Kiwiland für mich, von einer weiteren Besucherin, mit der ich vor dem Gottesdienst ein paar Worte gewechselt hatte.
Sie kommt eigentlich von Australien und ist wie sie in den 20-ern war, zum Radfahren nach NZ gekommen und hängen geblieben.
Daran anschließend besuchte ich das kleine Museum mit dem Schwerpunkt Historie des Ortes. Unter anderem von der Zeit als hier in der Region das Goldfieber grassierte und das schwere Erdbeben von 1929 mit Epizentrum nähe Murchison. Fehlende Seitenstreifen sind wohl kein neues Problem in Kiwiland! Das herrliche Wetter und die freie Zeit ausnutzend, hatte ich mir auf einem Infoblättchen eine kurze Wanderung auf einen Hügel über dem Ort herausgesucht. Neben dem Blick über den Zufluss des wild daher mäandernden Matakitaki in der Buller River, auch über den Ort und die weitläufige Region.
Bild in der Mitte und unten, ein Tui beim Naschen in den imposanten Flachblüten.






















































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