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Ich hab noch Sand in den…. oder von Lake Paringa nach Haast

  • drehknoepfle
  • 7. Jan. 2021
  • 4 Min. Lesezeit




Gerade wach geworden trieb es mich scheinbar grundlos wie schon am gestrigen Abend zum Seeufer. Die Wasseroberfläche des Sees war spiegelglatt, so dass sich blauer Himmel, Wolken und von der Sonne angestrahlte Bergspitzen darin reflektierten. Mit dem Gesang der Vögel untermalt purer Genuss.



Für heute hatte ich mit Haast eine Zielvorgabe und wie immer war packen angesagt. Davor als medizinisches Pflichtprogramm, die Einreibungen zum Schutz vor Sonne und blutsaugenden Fluginsekten. Zum Insektenschutz habe ich in der Kneipe in Berlins Creek noch einen heißen Tipp bekommen, das Feierabendbier mit Kerosin mischen!?!? Die Township Haast ist übrigens nach dem vielseitig begabten in Bonn geborenen Rheinländer Julius von Haast benannt. Das sag noch Mal einer, dass es die rheinischen Fronnaturen nicht schaffen über Malle (Mallorca) hinaus zu kommen. Googlina rechnete mit ca. 50 km und 400 m Steigungen für die Wegstrecke und meiner Tagesleistungskurve abgepasst, schwang sich die SH6 sehr moderat durch den neuseeländischen Regenwald. Der Wetterbericht hatte für heute trockenes Wetter verkündet und tatsächlich hatte ich viel dekorativen blauweißen Hintergrund für meine zahlreichen Bilder. Alle in meinem Körper verbauten Aggregate arbeiteten einwandfrei und selbst der sich (zur Frühstücksarbeitszeit) bisweilen etwas blümerant gebärdende Magen, meldete Vollzug.


Zur selben Zeit schlummerten sich in Deutschland viele Menschen ihrem ersten Arbeitstag nach den Feiertagen und dem Jahreswechsel entgegen. Darunter auch meine Partnerin Martina, mit dem neuerlichen Einstieg in die Lebens- und Arbeitssituation mit dem Virus. Unnötig zu erklären, dass das (Klang) Entwicklung- und (Stimm) Bildungsministerium der Tui für diese Region wieder ganz eigene Vorgaben machte und so war auch durch die Filmmusik am heutigen Tage für Abwechslung gesorgt. In manchen Streckenabschnitten, verneigten sich bei meinem Erscheinen die in der Sonne gelbleuchtenden Blumen am Wegesrand vor mir, was nur einen Schluss zu ließ, der Wind kommt von vorn. Dazwischen Wanderparkplätze und verlockende Hinweisschilder auf Tracks und Hütten zum Übernachten. Mit immer wieder neuen Ausprägungen begleitete mich der Regenwald am Wegesrand. Etwas ernüchternd dazwischen einzelne kurvenfreie Passage, auf denen sich der Straßenbelag (Split) durch den hier noch einmal erhöhten Speed der KFZ verselbstständigte. Um die Schrotschüsse halbwegs schadlos zu überstehen, war in dem Falle Demutshaltung (Kopf runter) angesagt. Zum Schutz vor Löchern in den Zähnen auch sehr vorteilhaft, den Mund geschlossen zu halten. Auf diesen unbeschaulichen Strecken schlagen meine Gedanken schon Mal Kapriolen und einer war, im nächsten Leben wirst du Verkehrsrichter in Neuseeland. Vermutlich wäre ich, bei der Rückerlangung der Fahrlizenz, nicht wegen der Fahrverbote, sondern wegen Fahrgeboten gefürchtet. Die Höchststrafen für fahrerisches Fehlverhalten, lägen bei bis zu 10000 km auf den Kiwi-Highways aber mit dem Rad. In mildernden Umständen könnte das Strafmaß auch mit einem E-Bike abgetragen werden. Wie die kleineren Verwandten der ausgestorbenen Moas im Wald, würden die Verurteilten für die Zeit der Läuterung, mit einem Ring um den Fuß samt Peilsender versehen.

Oh abgeschweift, Tschuldigung!



Zur Halbzeit und mit einer saftigen Steigung davor, erreichte ich als erste Spitze am Weg den Knight Point. Nun wieder an der Küste, mit Picknickplatz, atemberaubenden Aussichten und den obligatorischen Toilettenanlagen. So genoss ich bei besten Aussichten, angenehmer Sonne und den Wischtechnikwolken vor blauem Himmel, die mitgeführten Sandwich und in Ermangelung der allseits beliebten Sand Flies, auch das Schläfchen danach.


Das Schild habe ich im Straßengraben gefunden, im Nachgang hat sich herausgestellt, dass es die selbe Wertschätzung erfährt wie die festverbaute Beschilderung am Wegesrand. Null! Aber es sieht dekorativ aus und auch der Wiedererkennungswert ist nicht zu unterschätzen.

Noch leicht desorientiert nach der Pause und dem Schlaf, folgten zwei Down Hill Passagen und weitere Aufstiege, so dass die Lebensgeister schnell zurückkehren durften.



Ein zusätzlicher Höhenpunkt wieder auf Meereshöhe fand sich am Ship Creek, an dem sich ein Flüsschen sanft der großen Mutter (dem Meer) zuwandte. Neben umfangreichen Informationen über eine Schiffhavarie an dieser Stelle und einem Aussichtsturm, gab es herzallerliebst, zwei jeweils halbstündige Rundweg durch den Sumpf und einen parallel zum Ufersaum. Die Walk-Ways windeten sich gepflegt, aufwendig, sicher und zu allem Überfluss auch noch geschmackvoll zwischen den mit Moosen und Farnen überzogenen, überhängenden Bäumen.


Die SH6 folgte nun weiter der Küstenlinie, so war zur Rechten Weideland und dahinter die See, während sich zur Linken, hochdekorativ wie ein Wall, zunächst dichtes Buschwerk und dahinter und dazwischen lichte Wälder auftaten. Im Licht der Nachmittagssonne und vor blaulackiertem Himmel, saugten meine Augen den Anblick gleich einem Schwamm auf. Vor Haast kreuzte ich über die einspurige Brücke den gleichnamigen River. Die Brücke spannt sich so weitläufig über das meist trockene Flussbett, dass zum Passieren zwei Ausweichstellen eingebaut wurden.


Die Township Haast ist nach dem universalgelehrten in Bonn geborenen Julius von Haast benannt, der unter anderem als Geologe hier tätig war und für seine Arbeiten sehr viel Wertschätzung erfahren hat. Da soll doch noch Mal einer sagen, dass es die rheinischen Fronnaturen nicht über Malle (Mallorca) hinaus schaffen. Der schlaue Wiki(pedia) schreibt, dass in Haast dreißig Menschen wohnen und wenn man sich die Hotels, Motels und Holiday Parks wegdenken würde, bliebe tatsächlich nicht viel über, was nach einer Siedlung aussieht.


Beim Einchecken erzählte mir die Chefin noch von einem neuen "fußläufigen" Weg zum Strand, den ich mir trotz dinnerschweren Bauchs (Appel-Crumble mit Eis und Sahne als Nachtisch), dann abends noch anschauen wollte. Also nochmals Rennstahl für den kleinen Ausritt gesattelt und ab dafür! Letztlich war ich für Hin- und Rückweg mit dem Rad mehr als eine Stunde unterwegs aber für den Weg durch den Sumpfwald und die Atmosphäre zum Sonnenuntergang am Strand, hatte es sich alle Male gelohnt. Außerdem habe ich heute Abend auch Abschied von der Tasman See genommen, weil ich mich nun dem Landesinneren und der Ostküste zuwenden werde.


Falls ihr auf den Strandbildern meine rote Couch vermisst, die passte auf dem Rad nicht zwischen Bäumen durch. Alles in allem an diesen Abend viel Veranlassung, meinem himmlischen Reiseleiter zu danken.


Auch am Nachmittag traf in dem Motel eine Gruppe (Motor) Biker ein, mit dabei Damen und deutlich weniger geräuschlastig. Sie waren durchgefroren und hungerten nach der heißen Dusche. Nach einem wohlwollenden Tipp, wie man Biken und weniger frieren könnte, wendete sie sich ziemlich angewidert von mir ab.

 
 
 

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© 2023 Robert Lehmann. Erstellt mit Wix.com.

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