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Ich hab noch Sand in den Schuhen von …..  oder von Gulf Harbour nach Warkworth

  • drehknoepfle
  • 24. Sept. 2020
  • 3 Min. Lesezeit


Meine Gastgeber haben vier Dackel, also kleine deutsche Jagdhunde, worüber sich kurz vor Abreise, noch ein Gespräch entspann. Warum die nämlich so eigensinnig sind und nie hören. Wie das englische Pendant der Jack Russel Terrier, wurden diese Hunde für die Bejagung von Füchsen in deren Bauen gezüchtet. Bei dieser Jagdweise müssen sie mutig und ohne die Anweisungen von Herrchen unter der Erde in einem lichtlosen fremden Terrain selbstständig agieren, was dieses Wesensmerkmal erklärt.  Whangaparaoa so heißt die Halbinsel auf Maori auf der ich mit der Fähre angelandet bin, verlies ich nun wieder weit weniger komfortabel mit Rennstahl. Für die 43 Kilometer zum nächsten Ziel veranschlagte Frau Google drei Stunden bei über 900 Höhenmetern. Die vielen Meter an Steigungen auf die relativ kurze Strecke hatten mich von Anfang an etwas irritiert. Und wie sich rausstellte zurecht! Kaum 5 Minuten unterwegs, sah ich mir schon dabei zu, wie ich den ersten Steilanstieg schiebender Weise, umhüllt von zartem Blütenduft überwand. Frau Google führte mich in einem steten Auf und Ab durch die malerische Ferienlandschaft dieser Halbinsel, mit reichlich Meerblicken und dichtbewachsen mit menschlichen Behausungen.



Saupraktisch und professionell, den Sperrmüll in einem großen Sack mit Schlaufen zum Heben zur Abholung zu geben. Selbst um die Mittagszeit hatte sich in meinen Beinen noch keine rechte Kontinuität eingestellt, als ich aus dem Augenwinkel durch ein Fenster zwischen den Bäumen, einen hübschen Strand entdeckte. Ein Wasserlauf glitt entlang eines aufragenden Felsens in den Pazifik (bzw. den Hauraki Golf) und zur Rechten erstreckte sich feiner Sandstrand (Hatfield Beach). Der kühle Wind aus Richtung Äquator (bzw. NW) war auch kaum zu spüren und das Blau des Himmels setzte sich vermehrt gegen die malerischen Wolken durch. Also erstmal Marscherleichterung, sprich Schuhe aus, kurzes Hemd und kurze Hose. Ist schon einige Monate her, dass ich mich so leicht bekleidet ins Freie getraut habe. Danach erstmal ins Wasser und brrrr, ist halt doch noch Winter. Egal, den Kälteschmerz verdrängend, weit über meine Knöchel hinaus ins kühle Nass gewatet. Den lieblichen Umständen geschuldet, frönte ich danach ausgiebig meiner Mittagspause.




Einmal von der Halbinsel runter folgte ich dem Twin Discovery Highway entlang der Küste. Für die schönen Aussichten und das geringere Verkehrsaufkommen musste ich ein stark überhöhten Schweißzoll bezahlen. So setzten sich die steilen Steigungs- und Gefällstrecken dauerhaft fort. Und unter diesen Bedingungen zu Beginn meiner Reise im Februar, hätte man mir getrost ein Gedenkkreuz, unter den Weiteren entlang der Straße anbringen müssen.



Neues Ungemach wartete auf mich als die Küstenstraße zur SH1 aufschloss. Zwar waren die Steigungsstrecken ich mehr so heftig steil, dafür um ein vielfaches langgezogener. Dazu gesellte sich ein so hohes Verkehrsaufkommen, dass man sich auf der Autobahn wähnte. Nicht von ungefähr wird neben der vorhandenen Strecke eine Schnellstraße gebaut. Weite unübersichtliche Streckenabschnitte wohl zweispurig, an denen auf einen Seitenstreifen komplett verzichtet wurde. Da fehlte dem nichtmotorisierten radelnden Rucksacktouristen, so fahrtechnisch gesehen, jeglicher Rückzugsweg. Nach einem steilen langen Anstieg war die Drehgriffschaltung von meinem Schweiß so schmierig, dass ich nur mit Küchenkrepppapier wieder über den ersten Gang hinauskam. Vormittags hatte ich mich noch eine ältere einheimische Dame ebenfalls mit Rad unterwegs angesprochen, wie ich mit dem Straßenverkehr in Kiwiland zurechtkäme. Wir wurden uns darin einig, dass es besser ist sich auf den Schutz des Allerhöchsten zu verlassen, als auf die Fahrkünste der hiesigen Kraftfahrer.


Doch auch heute winkten letztendlich, nach all den strapaziösen Passagen, mir die Ortseingangsschilder von Warkworth zu. Mein Quartier ein kleines Apartment, verfügte über einen Schlüsselkasten mit Code und so hatte ich schnell eingecheckt und danach Gelegenheit, den Staub und Schweiß des vergangenen Tages in den Abfluss zu schicken. Das Städtchen Warkworth hat etwa 4000 Einwohner und fällt wiederum durch eine ungewöhnlich hohe Zahl an Märkten, Restaurants und Geschäften auf. Auch wieder damit einhergehend, dass es den gesamten Farmengürtel drum herum als Einzugsgebiet hat.


In dem Städtchen gibt es ein liebevoll gestaltetes Districtmuseum und nebenan einen Walkway durch einen kleinen Kauriwald. Bis auf ein monströses Exemplar am Zugang waren die meisten Stämme noch zu umgreifen. Auffällig, wie kerzengerade und ohne zu verzwieseln, sich die Kauribäume zwischen den diversen anderen Baumarten, dem Licht zuwenden.



Das Dienstfahrzeug für meinen Nebenjob bei Four Square. (Dem neuseeländische Spar-Markt)

 
 
 

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