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Kiwihauptstadt

  • drehknoepfle
  • 8. Aug. 2020
  • 17 Min. Lesezeit

Aktualisiert: 10. Aug. 2020



Wie bereits beim ersten Besuch nach der Ankunft angedroht, hatte ich mich noch einmal in dem ansprechenden Nationalmuseum Te Papa Tongarewa eingefunden. Der Maoriname heißt übersetzt, “Behälter der Schätze“ und wenn man den Namen als Suchbegriff im Netz eingibt, erhält man weitere Informationen über das Haus. Wirklich bemerkenswert, mit wie viel Wertschätzung schon bei der Namensgebung, die Maoris als die ersten Siedler der Inseln bedacht wurden. Sehr auffallend auch, wie viel Aufmerksamkeit den in Kriegen gefallenen neuseeländischen Soldaten nicht nur in Monumenten, dem sogenannten ANZAC-Day über den ich schon geschrieben habe, sondern auch in dem Nationalmuseum zuteil wird. Ein Schlüsselerlebnis und im Museum sehr ausführlich behandelt, war in diesem Zusammenhang im I. Weltkrieg die Schlacht in Gallipoli in der Türkei, wo viele Tausend meist kriegsfreiwillige junge Männer aus NZ ihr Leben für die “Gute Sache“ ließen. Unter vielen anderen Zeitdokumenten, wird die Klage eines Soldaten über die mangelhafte Ausstattung beschrieben. Sie trugen zur Uniform vierseitig spitzzulaufende breitkrempige Hütte und der v. g. Armeeangehörige reklamiert, dass sich die Hütte für ihre Feinde als wunderbaren Zielscheiben geeignet hätten. Ich kann mich noch an die Ehrungen, für die Gefallenen der Kriege, in meinem Heimatdorf zu meiner Kinderzeit erinnern. Um das Thema Museen abzurunden, möchte ich das Stadtmuseum von Wellington nicht unerwähnt lassen. Neben Galerien, Restaurants, Cafés und dem Hofbräuhaus liegt es im sogenannten Besucher-Hafen. Auch wieder sehr informativ im Bezug auf die Entwicklungsgeschichte von Wellington und das bei freien Eintritt. Angesichts dessen, dass von mir über Wochen nichts mehr zu hören bzw. lesen war, gab es sicherlich Vermutungen, dass ich im Wellingtoner Drogensumpf (weiß gar nicht ob es denn überhaupt gibt) versunken bin oder mich bei einer staatlichen Institution als Trapper (Fallensteller), in irgendeinem funknetzfreien Nationalpark, auf sogenannte Pestanimals beworben hätte. Dem war nicht so, schließlich bin ich ja nicht zu meinem Vergnügen unterwegs. Der erste Weg des nächsten Tages führte mich in die Willis Street, um mir die NZLC, eine der beiden Sprachschulen für Englisch hier in Wellington anzuschauen. Mit der Einladung zur Überprüfung meines “ungewöhnlichen“ englischen Kommunikationsvermögen am nächsten Tag sowie kostenlosem Informationsmaterial verließ ich das Gebäude wieder.

Um es abzukürzen, habe mich tatsächlich darauf eingelassen, wieder die Schulbank zu drücken. Zunächst für eine Woche wollte ich prüfen, ob mein demenzbedrohter Biorechner, sich mit dem Lernsystem der Schule als kompatibel erweist. Den nächsten Tag wollte ich dazu nutzen, mir ein Bild von der Stadt, der Umgebung und der Lage zu machen. Also habe ich mich von der Haustüre weg fußläufig auf den Weg gemacht, um den zentralen Höhepunkt der Stadt, den Mount Victoria zu erobern. Von dieser zentral Bergkuppe lässt sich die nähere Umgebung wunderbar überblicken. Wellington mit ca. 200‘000 Einwohner deutlicher kleiner z. B. als Auckland ist kein Molloch aus Häusern, sondern schmiegt sich äußert charmant in die Täler und Höhenzüge der Region. Die einzelnen Stadtteile, wohl entstanden aus verstreuten Dörfer haben in der Regel meist ein freundlich wirkendes kleines Zentrum mit Geschäften, Cafés, Restaurants, usw.. Dazu die hochattraktive Gesamtlage an der weitläufigen natürlichen Hafenbucht der Fitzroy Bay. Dazwischen auch immer wieder weitläufige naturbelassene grüne Inseln. Die meist freistehenden Häuser in den Wohnvierteln sind geprägt von Individualität und Kreativität, so macht es sogar Freude den Straßenzügen zu folgen.

Nachdem ich zunächst bei einer jungen Schottin in Airbnb gewohnt hatte, buchte ich mich bei einem Herrn (auch Schotte wie sich später herausstellte) in dessen Haus ein. Im Erdgeschoss befand sich zur linken eine Secondhandboutique, für die meine Partnerin Martina schon großes Interesse bekundete und rechts unter meinem Zimmer ein Blumenladen der mir persönlich mehr zusprach. In 5 Minuten Entfernung mit dem Rad gab es einen Supermarkt und schräg über der Straße den Stammpub von Gordon meinem freundlichen Gastgeber, das Sprig & Fern. (Zweig & Farn)



Also alles Lebensnotwendige in der Nähe. Freitags gab es zu den ca. 15 verschiedenen Bier- bzw. Cidersorten im Ausschank auch noch Livemusik. Während ich in der Woche abends meinen Hausaufgaben frönte, wurde freitagabends in dem Lokal mit dem betagten Gastwirtsehepaar das Wochenende eingeläutet. Rückblickend würde ich sagen, haben sich die 4 Wochen mit und bei Gordon zu einer sehr angenehmen Alterswohngemeinschaftszeit entwickelt. Erster Schultag Am Morgen meines ersten Schultages entwickelte sich zwischen Herrn Deuter, das ist der alte verblichene (Ruck) Sack der immer auf mir rumhängt und mir noch eine lebhafte Diskussion. Betrachtete er es doch unter seiner Würde, als Schulranzen misshandelt, missbraucht oder gar verunglimpft zu werden. Schließlich hätte er mir schon zigtausend Kilometer am Rad oder zu Fuß ohne zu murren, mein Zeug hinterhergetragen und jetzt sowas. Pausenbrot, Lehrbuch, Schreibblock und das für einen altgedienten Abenteurerrucksack, ein No-Go. Dann noch der dezente Hinweis das er schließlich auch gewerkschaftliche organisiert wäre; in seinem Fall bei der Gewerkschaft für Transport und Fußverkehr “Sack und Pack“. Letztlich konnte ich ihn davon überzeugen, dass es sich um eine temporäre Sache handelt und darüber hinaus geht es auch zur Schule und mit dem Rad über Berg und Tal. Der Standartspruch von meiner Mama lautet in der Jugend zum Ende der Ferien bzw. Neustart der Schule: "Jetzt pfifft wieder än andere Wind". Oder anders ausgedrückt, Ende mit dem Lotterleben.

Entgegen der googlelinischen Vorgaben hatte ich mir direkt am ersten Morgen den Weg zur Schule, unmittelbar durch den Botanischen Garten gesucht. Die Parkanalage liegt, sehr großzügig in den Ausmaßen oberhalb des Zentrums von Wellington und in unmittelbarer Nähe zu meiner Unterkunft. Der Garten unterteilt sich in unterschiedlichste Themenbereiche mit z. B. einem Rosengarten, Trockenheit liebende Pflanzen, ausladende Rhododendronbäume, unterschiedliche gewaltige Baumgiganten aus allen Herrenländer, oder wildwachsender neuseeländische Natur. Die Letztere wird durchfurcht von natürlichen Bush-Walks, schmale unbefestigte Pfade, die sich wie in den Nationalparks durch die herrliche Natur winden. Dazwischen schmale natürliche Klammen durch denen die Wasserläufe dem Tal zustreben. Um meine Ausführungen abzukürzen, ein weitläufiger Ort fast im Zentrum von Wellington, an dem man sich in stiller Eintracht mit der Natur Tage verweilen konnte. Die erste Schulstunde begann mit einer Vorstellrunde in der ich meine koreanischen, japanischen, chinesischen, chilenischen, kolumbianischen, katalanischen (spanischen), italienischen Mitschüler/innen kennen lernen durfte. Um die Namen besser zu lernen bzw. Aussprechen zu können, hatte ich mich direkt bereit erklärt, die Anwesenheitsliste zu führen. Natürlich war mir schon vorneherein klar, dass ich den Altersquerschnitt der Klasse ruiniere, zumal fast alle Claasmate (Klassenkameraden/innen) im Alter meiner Töchter waren. Der Grammatiklehrer vormittags war Mason, ein sympathischer Neuseeländer und am Nachmittag wurden wir von Dave einem Lehrer mit englischen Wurzeln unterrichtet.


Wie sich Ihr Euch sicherlich denken könnt, lag mein Fokus und besondere Leidenschaft bei der vormittäglichen englischen Grammar. Ein Fach wo ich wie schon in der deutschen Sprache absolut brillieren wollte. Das wichtigste Hilfsmittel war mir das Mobiltelefon zum einen um mir die Unmengen an neuen Vokabeln zu übersetzen und die Ausführen der Lehrkräfte an der Tafel zu fotografieren. So konnte ich das tagsüber Gelernte abends noch elegant nacharbeiten. Innerhalb des Zeitraumes wurden zwar keine Diktate geschrieben aber dafür sollte wir selbst Sätze zu den vorgegeben grammatikalischen Themen formulieren, um im Anschluss korrigiert zu werden. Wenn Teacher Mason mit seinem Rotstift sein Werk getan hatte, war ich unmittelbar an die Korrekturen der Kurzdiktate zu meiner Grundschulzeit erinnert. Vielleicht mit dem Unterschied, dass die Korrekturen von Mason begleitet waren von wohlwollenden aufmunternden Worten (du kannst viel besser Englisch als ich Deutsch), während meine Grundschullehrerin (die mit dem Rotstift in der Hand die Zeitung gelesen hat) nur vernichtende verabscheuungswürdige Blicke für mich elenden Analphabeten über hatte. Vielleicht war diese Zeit auch etwas geeignet Traumata aus dieser lange zurückliegenden Schulzeit zu heilen.


Der im Volksmund sogenannte Bienenkorb ist der modernste Teil des Gesamtensemble an zum Parlament gehörenden Gebäuden. Freitag nachmittags war kein Unterricht dafür wurden unterschiedliche Aktivitäten angeboten. Am ersten Freitag eine Parlamentsbesichtigung bei der uns fast alles gezeigt wurde, bis auf “dat Jacinda“, will sagen die Premierministerin. Aber die kann man im TV auch regelmäßig zu Gesicht bekommen. Relativ überschaubar präsentierten sich die in unterschiedlichen Epochen gebauten Teilbereiche des Parlamentes für die 5 Millionen Kiwis. Bei dieser Besichtigung ist es mir erstmal so richtig klar geworden, dass Neuseeland wie auch diverse andere souveräne Staaten dieser Welt als Mitglieder des Britischen Commonwealth zumindest formal der englischen Königin unterstellt sind. So sind im Prinzip die parlamentarischen Strukturen in ähnlicher Weise wie beim englischen Parlament aufgebaut. An der Farbe der Teppiche ist erkennbar, wo die Parlamentarier sich aufhalten und in welche Bereiche die Queen Zutritt hat. (Was aber nur alle Jubeljahre mal vorkommt.) So steht von der Historie her die grüne Farbe für die nichtadeligen Abgeordneten oder den einfachen Landadel und die roten Teppiche bzw. die damit ausgelegten Räumlichkeiten sind der Queen zugänglich. Es gibt einen Speaker dem zu jeder Parlamentssitzung in formeller Zeremonie der Regierungsstab gereicht wird und der dann in der Mitte des Parlamentssaales ausliegt. Symbolisch gibt es auch noch einen Raum für das Oberhaus, also für den Hochadel. Die Parlamentarier bekommen bei Redewunsch eine feste Zeit vorgegeben nach der sich das Mikrofon des Redners automatisch ausschaltet. Abstimmungen erfolgen in der Weise, dass die Abgeordneten für nein oder ja, die linke oder rechte Ausgangstür aus dem Saal nutzen. Eröffnete wird das Parlament formell durch die Queen bzw. durch deren Vertreterin der amtierenden Gouverneurin von Neuseeland. Abschließend gesagt eine hochinteressante und informative Führung durch alle wichtigen Teilbereiche dieser Institution. So waren wir auch in dem Raum der für Pressekonferenzen genutzt wird. Gerade während des Lockdown regelmäßig im TV zu sehen. Apropos Lockdown und Covid 19, nachdem die Alarmstufen Punkt um Punkt zurückgefahren wurden, bestehen seitdem zumindest für die sich im Land aufhaltenden Menschen ob Kiwi, Immigranten oder Touristen wie mich keine Einschränkungen mehr. Bei der Einreise nach Kiwiland ist eine zweiwöchige Quarantäne verpflichtend. Um das Vorangegangene abzurunden, möchte ich direkt mit der Führung bzw. Besichtigung des Gouverneur House anknüpfen, die eine Woche später stattfand. Die zurzeit amtierende Gouverneurin (Frau Patsy Reddy) ist wie schon beschrieben die Vertreterin der englischen Queen hier auf der Insel und damit auch höchste Repräsentantin der Neuseeländer. Sie macht von daher den selben Job wie unser Bundespräsident und wird für fünf Jahre gewählt. Staatsgäste Neuseelands oder auch Mitglieder des englischen Königshauses werden in dem Gouverneur House empfangen und wohnen wie die Gouverneurin in diesem Gebäude. In einer Vitrine findet sich auch noch ein kleiner leicht verblichener “Berliner Bär“ neben vielen anderen Staatsgeschenken. Anders als im Parlament war es in diesem Anwesen erlaubt zu fotografieren. Und es wurde uns von unserem Führer viel Zeit eingeräumt, um sich in der Atmosphäre der geschmackvollen Räumlichkeiten als auch der wunderschönen Parkanlagen zu suhlen. Vorgänger von der amtierenden Generalgouverneurin war Jerry Mateparae. Er hat es vom Schütze A….. im letzten Glied bis zum höchsten Offizier der NZ Streitkräfte gebracht und ist nach seinen Wurzeln Maori.


Vor Beginn und nach der Schule führten mich meine Schritte regelmäßig zu St. Peter der anglikanischen alten Kirche aus Holz in der Nachbarschaft der Schule. Meiste Zeit (außer wenn jemand im Meditationsraum lauthals mit seinem Handy am telefonieren war, also wie in den Fahrzeugen der Kölner Verkehrsbetriebe) empfand ich diesen Ort als sehr angenehm, um mit dem Schöpfer zu reden und die Gedanken zu beobachten, die einem in diesem Zusammenhang erreichten. Es braucht nach meiner Ansicht keinen besonderen Raum oder Rahmen um mit Gott zu reden, aber die hübsche Kirche hat sich dafür sehr angeboten. Um bei diesem Thema gerade zu bleiben, natürlich habe ich mir eine christliche Gemeinde (Central Baptist Church) gesucht um die Sonntage in Wertschätzung für diesen Tag zu begehen. Anders als in den vielen kleineren Gemeinden die ich in der Vergangenheit sonst besucht hatte, waren die Begegnungen flüchtiger Natur. Abschließend zu meiner Schulzeit gab es auch noch einen ganzen Tag Prüfungen, die ich vollkommen tiefenentspannt aber mit großem Eifer über mich habe ergehen ließ. Teilweise waren es starre Computerprogramme die keine Flexibilität bezüglich der Benotung zuließ, teilweise hatten die beiden Lehrer schon einen Ermessensspielraum, stelle ich mir vor. Anders kann ich mir auch die wohlwollende Benotung meiner Leistungen nicht vorstellen. Was die verschiedenen Aussprachen meiner Claasmate angeht, gefiel mir der rollende und scheppernde Akzent der Damen und Herren aus Südamerika am Besten. Wie meine eigene Aussprache geklungen hat bzw. klingt weiß ich natürlich selbst nicht zu ermessen, aber so wirklich akzentfrei in sogenannten Oxfordenglisch war sowieso kaum jemand anzutreffen. Mut zur Unvollkommenheit!


An meinem letzten Schultag wurde mir die Graduierung (Nachweis meiner schulischen Tätigkeit einschließlich Ergebnis von den Abschlussprüfungen) ausgehändigt und im Vorfeld schon darauf hingewiesen, dass man ein kurze Speech (Rede) halten sollte. Den Morgen war ich schon früh wach und überlegte was man den so zum Besten geben könnte. Ohne große Anstrengung formten sich aus den Bildern und Erfahrungen der letzten Wochen zunächst Sätze und dann ein Thema. Letztlich haben vor mir andere so auf das Ausführlichste laudiert, dass die Aufmerksamkeit der Zuhörenden schon erheblich abflachte und ich nicht das ausdrücklich Bedürfnis hatte, die Konzentration der Teilnehmer erneut zu fordern. Nichtsdestotrotz möchte ich Euch meine Exercice in englischer Sprache auf keinem Fall vorenthalten. Natürlich hätte ich wie üblich meinen Dank an die Lehrer, die Mitarbeiter der Schule und an meine Mitschüler nicht ausgelassen, aber nun zur Lesson (Lektion). Sometime

At some point I had a vision in my mind. I swapped my body from flesh and bone for a spiritual body. That's when I got into the spiritual world. I met people there and sought to talk to them. I told them I had a totally expensive bike; the name is racing steel. No reaction! Then I told them that I had driven a German car and not a cheap Japanese. No reaction! In the sports port of Wellington, the largest yacht belongs to me. No reaction! I also told them that a house had been built on the highest point of Wellington directly under the sky. When I'm in the toilet for business, I can see the harbour and the bay to the east, the Red Rocks with the seals to the south, the picturesque Bay of Makara to the west, and the toilet wall to the north behind me. Someone asks me, where did you build your house? I reply under the sky. You would have better build your house in heaven! At some point somebody came to me and asked me, when you were still on earth, what did you give of all that you possessed?

Zum Beginn meiner schulischen Karriere hatte ich die Mailadressen meiner Mitschüler/innen gesammelt und so war es auch nicht schwer gegen Ende meiner Zeit zu einem gemeinsamen Umtrunk im Murphys einem irischen Pub zu laden. Der Vorschlag für das Lokal und auch die Uhrzeit (18.00 Uhr) kam von der jungen Dame aus “Chile“. Um pünktlich zu sein hatte ich das Fahrrad genommen, schließlich wollte ich meine Mitschüler/innen nicht warten lassen. Draußen vor dem Pub probte (zumindest klang es für mich eher nach Geräuschbelästigung als nach Musik) in unglaublicher Laustärke eine jugendliche Band. Da hätten die Mitarbeiter vom Kölner Ordnungsamt mit ihrem neuen Dezibelmessgerät gegen Straßenmusiker eingesetzt, bestimmt reiche Beute machen können. Nach ca. 20 Minuten abgemachter Zeit traf als zweites eine junge Dame aus Japan ein und weitere eineinhalb Stunden weiter waren auch die letzten Angekündigten eingetroffen. Während meine Claasmates im Klassenraum und während des Unterrichts vorzugsweise dicke Mäntel und Jacken mit Pudelmütze trugen, wollte man sich bei abendlichen Temperaturen um die 8 Grad und kalten Getränken, vor der Wirtschaft draußen niederlassen. Es könnt ja noch jemand kommen der rauchen will. Nachdem die Zeit weiter vorgerückte, war und auch drinnen kein Tisch für unsere Personenzahl mehr frei war, quetschten wir uns mit sieben Leuten in einem Separee für vier Personen. Über einen längeren Zeitraum war am Tisch die junge Dame aus China ausschließlich damit beschäftigt die junge Dame aus Korea zu schminken. Dazu die Geräuschkulisse von Rugbyaustragungen aus unzähligen TV-Geräten. Um es Mal wieder abzukürzen irgendwann war mein Minenspiel wohl so, dass mich meine Mittreiter/innen sorgenvoll musterten. Mit der Erkenntnis wohl für Schulunterricht aber nicht für Spaß-Veranstaltungen mit den jungen Leuten kompatibel zu sein, verließ ich dann relativ frühzeitig das Lokal. Zumal ich ja auch schon viel früher da war! Anlässlich der durchhängenden und nicht weiter spannbaren Fahrradkette besuchte ich zwischendurch mit Rennstahl das Fahrradgeschäft unweit meiner Schule. Hier wurde mir beschieden, dass die Kette durchgenudelt und so wie auch das Ritzel hinten einer Erneuerung bedürften. Die Kette war kein Problem aber da das von mir mitgeführte Reserveritzel passte nicht, bzw. dafür wurde ein Adapter benötigt , der in dem einzigen Vertrieb für Roloffteile in NZ bestellt werden musste. Nach etwa drei Tagen wurde die Bestellung wohl angenommen und nach einer guten Woche waren die Teile montiert. Ein Hoch auf den neuseeländischen Fahrradteilefachhandel! Fraser ein freundlicher Mitarbeiter des Geschäftes, der in Österreich und der Schweiz als Radrennprofi gearbeitet hatte, bescheinigte ebenfalls dem Sattel einen Durchhänger, weshalb der auch gleich mit ersetzt wurde. In diese erste Zeit in der Hauptstadt fiel auch noch der Erhalt einer Buchsendung, die ich über den Umweg Gisborne Tealmotel, von Jürgen aus Leverkusen erhalten habe. Das Werk hatte er an Ostersamstag (also vor Monaten) losgeschickt und trägt den Titel, “Das Buch der seltsamen neuen Dinge“. Es hat mich so in den Bann gezogen, dass ich Wehmut empfinde, wenn ich die stete Abnahme der noch zu lesenden Seiten beobachte. An meinem ersten Wochenende bei Gordon trieb es mich nicht nur in den Pub auf der anderen Straßenseite, sondern auch in den “Bush“ der unmittelbar steil aufsteigend hinter den gegenüberliegenden Häusern begann. Über weitverzweigte natürliche Wanderwege gelangte ich auf einen Höhenzug mit atemberaubenden Ausblicken über die Bucht mit dem Hafen von Wellington und von den Tälern manchmal bis zu den Bergspitzen aufsteigenden Stadtteile. In diesem Zusammenhang habe ich auch später noch, viele dieser unter dem Himmel gebauten traumhaften Anwesen bestaunt. In Europa waren solch exponierte Orte zum Wohnen ausschließlich dem Adel vorbehalten. Habe ich mir vorgestellt, wie es einem wohl gehen muss, wenn man sich bis unter den Himmel hochgearbeitet und dort seine Wohnstatt gebaut hat und sie folgerichtig irgendwann wieder verlassen muss.


Dazu fällt mir auch noch ein, dass ich die Lage bzw. Aussicht aus mancher Garage in den Steillagen um vielfaches erhebender fand, als der Ausblick in irgend einem deutschen Edelwohnviertel. Ein weiterer Ausflug führte mich eine Stunde mit dem Rad vom Zentrum weg zu den Red Rocks. Das ist ein Gebiet südlich der Stadt mit Steilabfällen zum Meer hin und einem schmalen Saum entlang der Küste mit vielen vorgelagerten Riffen. Aber das eigentlich besondere sind die Seals (Seebären) die entlang der Küste beobachtet werden können. Wie auch schon beim Ausflug zum Cape und Lighthouse Palliser eine Herzensfreude die Meeressäuger so ganz von Nahem beobachten und bestaunen zu können. Nicht so ganz nachvollziehbar war für mich, dass der Trail entlang der Küste und unmittelbar neben den Tieren her auch von Offroadfahrzeug benutzt werden darf.



Aber sehen wir es doch positiv, ohne diese Ausflugsmöglichkeit mit den Geländewagen kämen die meist jugendlichen Fahrer überhaupt nicht vor die Türe, bzw. an die frische Seeluft. Habe später bei der staatlichen Naturschutzbehörde in der Stadt nachgefragt wie sich das Ganze denn mit dem sehr hoch aufgehangenen neuseeländischen Natur- und Tierschutzgedanke verbinden lässt. Auf dem Trail lag auch ein im wahrsten Sinne des Wortes plattgefahrener Seebär, wobei nicht nachvollziehbar war, wie er zu Tode gekommen ist. Die Antwort, diese Region ist städtisches Gebiet und als solches hat der Staat dabei nicht reinzureden. So wurde mir von dieser Einrichtung die sich unter anderem auch um die Wanderwege und Hütten in den Nationalparks bemüht, mit Bedauern beschieden. Neuseeland ist halt das Land der wilden Autofahrer, so eine weitere resignierte Aussage der Mitarbeiterin. Resultierend aus einem Besuch im Pub am Freitag Abend war auch die Einladung zum Besuch eines Rugbyspiels in Wellington. Mit einer ungenutzten Dauerkarte kam ich für umsonst ins zentral neben dem Bahnhof gelegenen Stadion und zum Spiel der höchsten neuseeländischen Rugby-Liga zwischen den Wellington Hurricans und den Dunedin’s Highlanders von der Südinsel. Neben diverser anderer Details knubbeln sich anders als beim Fußball, 15 bzw. 30 Leute um einen Ball oder ein Ei. Dabei sind gleich den Römischen Legionären Formationen erkennbar, die an die Schlachttaktik Namens Schildkröte erinnert. Auch für wenig ballsportinteressierte Leute wie mich ein spannende Erlebnis. Etwas ungemütlich gestaltete das Sportereignis wegen der heftigen Böen, die durch das Stadion fegten und zum Schluss auch satte Regenfälle mit sich brachten. Gordon der sich das Spiel im Fernsehen angeschaut hatte meinte beim Heimkommen, ich würde wie eine nasse Katze aussehen. Abschließend noch die Anmerkung, dass es zwischen den Fans der unterschiedlichen Mannschaften keine Rivalitäten, bzw. negativen Erscheinungen gibt, wie zum Beispiel im Fußball.


Ein weiterer Besuchshöhepunkt unmittelbar an der Stadt das Naturschutzgebiet Zealandia. Der Name geht auf den sogenannten Urkontinent Zealandia zurück und das Gebiet von 220m² ist von einem pestanimalsicheren Zaunanlage umgeben. Die gesamte Anlage ist von ungemein vielen heimischen und auch teilweise in freier Natur ausgestorbenen Tier- bzw. besonders Vogelarten bevölkert. Eine Art sind die flugunfähigen Takahe, die sich sehr entspannt und ohne Scheu zwischen den Besucher bewegen. Nach meinem Empfinden gehört der Besuch dieses Naturschutzgebietes in Wellington auf die “Must do“ Liste. Auf den kilometerlangen Wegen durch das Areal, kann man über Stunden wandern und dabei viele heimische Vögel hören und beobachten. Das Zentrum bildet ein romantisch gelegener Stausee und durch die Weitläufigkeit des Gebietes verlieren sich die Menschenströme aus der nahen Stadt so schnell, dass man sich fast alleine in Gottes schöner Natur wähnt.


Auch einen Besuch wert ist der Zoo der Stadt. Auch wenn er nicht unbedingt ungemein vielen verschiedenen Tierarten aufwarten kann so ist er in einem natürlichen Refugium sehr geschmackvoll angelegt. Nicht hinter Glas sondern unmittelbar konnte man in ihrer abgedunkelten Anlage auch Kiwis beobachten. Wobei sie nach meiner subjektiven Betrachtungsweise, keinen so glücklichen Eindruck machten. Wohl ein generelles Problem von in Gefangenschaft gehaltenen Wildtieren.



Letztes Bild aus dem Botanik Garden das Rasenmäherdenkmal! Wenn man von der Stadt aus den kostenlosen Botanischen Garten besichtigen will, kann man bei der Gelegenheit ein paar NZ Dollar investieren und von der Innenstadt mit dem Wellingtoner Cable Car auf den Berg und zur Parkanlage fahren. Direkt dabei auch das Cable Car Museum. Rot leuchtend und über viele Jahre seit ihrem Bau auf den neusten technischen Stand gebracht, ein dekoratives Fotomotiv.


Irgendwann unter der Zeit hat sich auch das zweite Fersenband innenseitig an meiner rechten Sandale gelöst.


Mit dem in vorauseilenden Gehorsam gekauften Schuhkleber und einem gewissen Maß an gynäkologischen Fingerspitzengefühl gelang es mir die Funktionsfähigkeit des Schuh- bzw. Sandalenwerkes wieder herzustellen. Den letzten Sonntag in der Stadt widmete ich zunächst dem Gottesdienst. In der morgendlichen Eile hatte ich im Zimmer das Mobil vergessen, was mir immer sagt wo ich bin, wo ich wie hin komme, wer wann wohin fährt oder wie lange wer geöffnet hat, wie was auf deutsch heißt usw.. Vollkommen nackt fühlte ich mich nun mit meinem Ausflugswunsch, zur auf der anderen Seite der Bucht gelegenen Days Bay . Vermutlich könnte ihr mit solchen Gedankengängen nicht viel anfangen aber mir kam das einer Ansage von unserem Schöpfer gleich. „Zahl du Mal das Ticket und ich kümmere mich um den Rest!“ So kam es, dass mir ein anderer Radfahrer am Weg genau erklärte wo die Fähren anlegen, die Selbige 10 Minuten nach meinem Eintreffen abfuhr und mich auf die gegenüber von Wellington liegende Seite der Bucht brachte.


Zum letzten Bild, vielleicht muss ich meine Aussage bezüglich Heiligenschein noch Mal überdenken. Von Days Bay hatte ich eine herrliche Tour mit Rennstahl entlang der Küste in Richtung Süden zu einem Leuchtturm und noch darüber hinaus. Wenn es auch keine Seals zu sehen gab, dann doch viele Arten von Meeresvögel und auf den langen Küstenstreifen verlor sich der sonntägliche Ansturm an Menschen aus Wellington zur Gänze. Neben den seltener verkehrenden Seeschiffen an dieser Wasserstraße waren vor allem die großen Fähren zu sehen, die zwischen der Nord- und Südinsel pendelten. So Gott will werde ich auch noch eine dieser Fähren nutzen um nach der neuseeländischen Südinsel zu gelangen. Ohne den Plan der Fährverbindung bzw. die Uhrzeit im Auge zu haben, kam ich 10 Minuten vor Ankunft der vorletzten Verbindung wieder an der Steganlage an. Und danach mit der selben Kurzweil zurück in die Hauptstadt.


Ganz neue Aussichten für Rennstahl! An einem der Letzten und von sehr schönem Wetter begleiteten Tagen bin ich von der Stadt aus über die Berge nach Westen an die Makara Bay geradelt. Mit dem Ausblick auf meinen Neustart von Wellington, wenn auch ohne die Gewichtsverstärker ums Rad eine gute sportliche Übung. In meiner “Stammkneipe“ wurde mir am letzten Freitag noch zugetragen, dass es in Wellington eine Original German Bakery gibt. Tatsächlich gibt es davon drei Filialen, heißen Brezelmania und eine ist nur fünf Minuten weit weg von Gordon im Stadtteil Kelburn. So galt meine erste Wegstrecke des Tages zur Bäckerei. Und was soll ich sagen, die Backwaren sahen fast aus wie in Old Germany. Habe mich nach innerer Beratung für das Roggensauerteigbrot mit Walnüssen, eine Laugenstange und eine Brezel für Gordon, sowie eine Rosinenschnecke entschieden. In meiner Euphorie vergaß ich auch schnell, dass das Personal anders als die Brezeln nicht deutschsprachig waren. Lustige Situation, wenn bei den Schneckennudeln ein Schild steht wo Schneckennudel draufsteht aber die Verkäuferin das Wort Schneckennudel, zumindest wie die Germanyaner es aussprechen würden, nicht versteht. Habe dann beim wiederholten Sprechen mit meinem Schallraum die heiße Kartoffel-im-Mund-Haltung eingenommen und schon hat sie es verstanden. Und nun noch abschließend die kulinarischen Bewertung meines Ausfluges in die Heimat.


Die Laugenstange schmeckte wie es sein sollte (fasrige, feine Krume), die Rosinenschnecke (oder Schneckennudel) mit vielen Rosinen schmeckte herrlich und das Roggenbrot, sah auch aus wie ein Roggenbrot und nicht wie ein japanischer Kleinwagen. Zu allem Überfluss hatte es noch die Konsistenz und Farbe wie ein Roggenbrot und schmeckte auch so. Lediglich die 5 enthaltenen Walnusskerne in dem Walnussbrot haben in diesem Highlight deutscher Handwerkskunst etwas verstecken gespielt. Unterwegs machte ich noch halt an einer sich harmonisch ins Landschaftsbild fügende kleine Kirche. Die einzelnen bunten Kirchenfenster waren, wie auf den daneben befindlichen Informationstafeln zu lesen, von unterschiedlichen Leuten gestiftet worden. Das letzte Fenster hinten links von Wilhelm Sievers aus Breslau an der Oder, zu der Zeit noch Schlesien.



Einmal an der beschaulichen Bucht angekommen hatte ich geplant, nach etwas entspannter Zeit am Strand den Rückweg anzutreten. Wenn ich nicht über die Hinweistafel zum Makara Walkway gestolpert wäre. Der Weg folgte laut Übersichtskarte zunächst geschmeidig dem Küstensaum in Richtung Süden bis zur Opau Bay und gelangte dann mit einem kühnen Schwung über die küstennahen Berge zurück zum Ausgangspunkt. Da ich zufällig schon das richtige Schuh- bzw. Sandalenwerk anhatte und darüber hinaus keine spezielle Ausrüstung gefordert war, machte ich mich nach einer gepflegten Mittagspause mit Schneckennudelnachtisch auf die Rundwanderung. Im Anschluss an das entspannte Wandern entlang der Küste, ging es über eine befestigte Fahrstraße geradezu bedrohlich steil durch ein wasserführendes Tälchen nach oben. Hätte ich dabei noch ein Fahrrad und womöglich mit Gepäck schieben müssen, ich wäre an diesem Steilhang zugrunde gegangen. Oder ich hätte es machen müssen wie die drei Chinesen (nicht die mit dem Kontrabass), die ich auf halben Weg getroffen habe und sich nur in fünf Höhenmeterabschnitten im Zehnminutenpausenmodus bewegten. Einmal oben angekommen öffnete sich der Blick weit über das Meer, die jäh zur Küste hin abstürzenden Berghänge und das dahinterliegende liebliche Weideland mit den Schafen. Nicht zu vergessen die Windkraftanlagen mit denen unter anderem über 90 % des verbrauchten Stromes in Neuseeland regenerativ erzeugt wird. Normalerweise lässt man sich nach so einer Wanderung auf des Sitz seines Autos fallen. Unter Einsatz einer großen Tube Muskelschmalz gelangt ich aber auch mit Rennstahl wieder über den Berg zurück und in Gordon trautes Heim.


Vorletztes und letztes Bild im Hintergrund die Südinsel. Den letzten Tag in der Stadt radelte ich noch Mal kreuz und quer, entlang der Küstenlinien und besichtigte auch, eingequetscht zwischen Hochhäusern, das stattliche und wunderschön gestaltete Wohnhaus eines zu Wohlstand gelangten irischen Schuhmachers.


Auf dem Sonnendeck der Fähre oder in der Ruhe liegt die Kraft.

 
 
 

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