Leben im Metzgerladen von Nowhere
- drehknoepfle
- 6. Sept. 2020
- 3 Min. Lesezeit
Aktualisiert: 7. Sept. 2020
Der Laden also das historische Häuschen von Annopief ist platzmäßig für bis zu 6 Personen ausgelegt und so durfte Rennstahl auch im warmen Metzgerladen stehen. Unter anderem wird das Häuschen auch in einem NZ Lifestyle Magazin angepriesen.
Hatte ich am Samstagmorgen wirklich noch das Gefühl in einer vergessenen Region (Forgotten World) zu sein, änderte sich das schlagartig als der Motoradclub Ara-Tora Whanau, traditionell mit ihren Röhrenradios im nachbarschaftlichen Hotel bzw. Pub einfiel. Alleine bis die Tröten die richtige Parkposition vor dem Hotel gefunden hatten war schon geraume Zeit vergangen. Die Mitglieder rekrutierten sich quer durch die neuseeländische Bevölkerung, standen meist rauchenderweise vor der Wirtschaft und erwiesen sich beim Ordern von Getränken an der Theke sehr höflich. Und überhaupt, Bikern unter sich verstehen sich halt! Eine Liveband versorgte gegen später die Gäste mit reichlich Musik aus der 70-90-ern und so war für einen unterhaltsamen Abend gesorgt.
Am Sonntagmorgen flanierten so gegen 08.00 Uhr schon die ersten Besucher des Ortes an meinem hysterischen oder heißt es historisch Metzgerladen vorbei. Statt der Produkte fleischlicher Lust oder hieß es doch Fleisch- und Wurstwaren, konnten sie mich etwas verschämt dreinblickend, durchs Fenster bei der Morgengymnastik beobachten. In dem Ort gefühlt mit 15 Häusern (ca. 70 Seelen in der gesamten Umgebung) gibt es zwei Kirchen unterschiedlicher Konfession, Service (Gottesdienst) ist nach Aussagen des Wirtes nur jeden zweiten Sonntag, so wie letzte Woche. So erschallten auf den Sonntagmorgen keine Kirchenglocken durch den Ort, sondern vielmehr die Röhrenverstärker der Harleys, von meinen Brüdern aus der großspurigen Bikergemeinde.
Samstagabend im Pub outete sich Pork (siehe Bild oben) ein (Hill)Farmer aus der Region als mein Vermieter. Auf meine Frage hin, nach einem Weg für eine Tageswanderung hatte er keine Idee, aber wusste von einem Weg, der dem Whangamomona Fluss folgt. Der Pfad durchs Flusstal und dann in dieser abgelegenen Region, dass klang mir vielversprechend in den Ohren. Für einen weltfremden Ort kam mir der Weg dann aber ziemlich schlammig und ausgefahren vor.
Wieso eigentlich, wo da nur mal der Farmer nach seine Schäflein zählt!?
Farmer umringt von seinen freundlichen Mitarbeitern. Sicherlich wartet am Ende des Weges ein idyllisches friedliches Flusstal auf mich, so dachte ich. Auf dem Weg durchfuhr ich sehr romantisch auch zwei in den Berg getriebene Tunnel. Nach gut anderthalb Stunden Fahrt- und Schiebezeit fand ich einen schönen Platz an dem sich gut verweilen ließ. Was mich irritierte, war ein röhrendes Geräusch was permanent an- und abschwoll und dabei immer näherkam. Die Verursacher ließen nicht lange auf sich warten, es war eine motorisierte Wanderung der Landjugend mit ca. 15 Pick-ups.
Dabei waren die jungen Agronomen stehts bemüht, auf dem leicht ansteigenden Gelände möglichst viele neue Wege anzulegen. Freundlich winken zog die muntere Truppe dann weiter bis nach einiger Zeit auch deren Geräuschkulisse leiser wurde. Die nächsten Naturliebhaber war eine Gruppe von Geländemotoradfahrern die in wilder Jagd an meinem Ruhesitz vorbeipreschten. Als zwei weitere Motorradfahrer damit begannen, das Wäldchen neben mir umzupflügen, hielt ich die Zeit für angemessen den Heimweg anzutreten. Man will bei so viel Aktivitäten der Jugend ja nicht im Weg rumstehen. Dank der Regenfälle der letzten Tage auf lehmigen Grund und der eifrigen Tätigkeit der Landjugend, konnte ich Rennstahl nur noch mit Mühe zum Heimweg bewegen. Nach quälendlangen Weg, sowie zwei Stunden und zehn Eimer Wasser später, hatte ich Rennstahl weitestgehenden wieder in seinen Ursprungszustand zurück versetzt.
Irgendjemand hat mir Mal erzählt, dass in Bezug auf das Einkommen der Sprit für die Kiwis sehr teuer ist. Weiß ich jetzt mal nicht, ob ich diese Aussage so stehen lassen mag, bei dem was hier für Nothing durch die Gegend gedröhnt wird. Meine Wahrnehmung, den Kiwis fehlt es weder an billigem Treibstoff noch an schöner Natur aber bisweilen an Weisheit beides richtig wertzuschätzen. Auch mit den heilig erklärten Orten, Plätzen in Neuseeland ist mir das nicht sehr authentisch oder überzeugend, wenn überall am Strand, der Parkanalage oder im Wald wo ein motorisiertes Fahrzeug noch hin passt, die Erde mutwillig verunstaltet bzw. entweiht wird. Und ganz bestimmt machen diese Menschen, die auf mich wie ein Haufen wilder ungezogener Kinder wirkt, nicht das Gro der neuseeländischen Bevölkerung aus. Eigentlich traurig, wo man sich doch von öffentlicher staatlicher Seite aller Ortens um Sauberkeit, Ordnung sowie der Pflege von Tier- und Pflanzenwelt bemüht. Auch wenig schön im Wald neben den motorisierte Heuschrecken, (Der Frühling lässt grüßen!) vier winzig kleine schwarze Fliegen die gleichermaßen über mich herfielen. In kurzen Abfolge hatte ich nach den Angriffen zwei Stiche bzw. Treffer in den linken Knöchel und zwei weitere in die beiden Handrücken abbekommen. So schwollen mir vermutlich aufgrund des gesamttraumatischen Erlebnisses und Angesichts dieser konzertiert vorgetragenen Attacke beide Hände an und sahen genauso lustig aus, wie mit Wasser gefüllte Einweghandschuhe.
Die Greenkeeper bei der Pflege des örtlichen Rugby-Stadions.




































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