Mittelerde oder auf ein Bier bei Frodo
- drehknoepfle
- 1. März 2020
- 4 Min. Lesezeit
Aktualisiert: 3. März 2020
Da es nun mal am Weg lag, wollte ich es mir nicht entgehen lassen, dass Movie Set von “Herr der Ringe“ bzw. der “Hobbittriologie“ zu besuchen.
Von meinem Standort im Opal Holiday Park waren es ca. 75 min. zu radeln, zumindest behauptete das die Frau Google. Was sie mir verschwiegen hat, dass die letzten 7 Kilometer ausschließlich Steigungsstrecke war. Nun ja, schließlich habe ich davon geschrieben, dass meine Beine noch 1000 km Trainingskilometer benötigen und ohne Ballast ist es doch als ob man fliegt. In Hobbiton angekommen wurde mir fast schwindelig vor Menschen aus aller Herren Länder, angekarrt mit Busen, Wohnmobilen und Autos. Man(n) hätte es sich eigentlich denken können, zumal mich nicht wenige Buse am Berg überholten. Statt die Flucht zu ergreifen habe ich tapfer eine Eintrittskarte (84 NZD) erstanden und mich für den nächsten Bus in die Reihe gestellt. Die Buse und damit die dadurch zusammengefassten Gruppen starten im 15 min. Takt, die mit Guide geführte Tour dauert zwei Stunden
Vermutlich fragt sich der eine oder andere geneigte Leser, warum tut der Konsum- und Medienverweigerer (also ich) sich sowas an. Hobbitton oder Mittelerde liegt übrigens auf dem Gelände der Alexander-Farm, ein 1250 m² großer Privatbesitz auf dem Rinder und Schafe gezüchtet werden. Falls der Farmer und Eigentümer dieses Anwesens jemals ein Konzert mit Ion Maiden, ACDC, Alice Cooper und 100 000 Fans veranstalten wollte und dabei vergessen hat seinen Nachbarn einzuladen, dann wird der das noch nicht mal merken. Aber nun zurück zu meinen Beweggründen. Also, ich stehe nicht auf kleine Leute mit haarigen nackten Füssen, auch nicht auf die dauerverschleimten Orks und ich wollte auch nicht Gollum treffen, weil der einem früheren Kollegen so ähnlich sieht. Was mich tatsächlich fasziniert hat an den Filmen die ich gesehen habe, waren die Landschaftsaufnahmen und die liebevollen Ausschmückung zum Beispiel der Hobbithäuschen. Und so hat es mich einfach interessiert, ob es den solch eine Gegend natürlichen Ursprungs, tatsächlich gibt. Und was soll ich nun lange herumreden, es sah wirklich genauso aus wie in den Filmen.
Eine sanftgeschwungene Hügellandschaft, die sich soweit das Auge reichte, über Hobbiton hinaus in alle Richtungen erstreckte. Einziger Wehrmutstropfen dabei, dem langen trockenen Sommer geschuldet ,wurde Hobbiton bzw. die Wiesen um die Häuschen bewässert weshalb es dort grün war, während das unbewässerte Land (mit unzähligen Kühen und Schafen) bis auf die Senken braun war. Die Gebäude bzw. Höhlen der Hobbits waren so liebevoll gestaltet, dass man sich in den vielen kleinen Details verlieren, versinken konnte. An einem Haus wurden (wetterfeste) Brote zum Verkauf dargeboten, im nächsten Käse, in einem weiteren Honig mit ausgestellter Wabenschleuder, Gärten mit richtigem Gemüse, Obstbäume und an allerorten Blumen, wie zufällig und natürlich gewachsen. Rudolf Steiner Anthroposoph und Feind aller rechten Winkel, hätte vermutlich beim Anblick der Filmhäuschen Tränen in den Augen bekommen. So war man förmlich erschlagen von Fotomotiven, aber damit begannen dann auch die Probleme. Ach ja, was ich bisher noch nicht erwähnt habe, dass Gro meiner Gruppe bestand aus Chinesen/innen. So war es doch deutlich einfacher, 500 Bilder mit Hobbitshäuschen (oder ähnlichen Motiven) und dauerlächelnden Chinesinnen abzulichten, als eine menschenfreies Bild hinzubekommen. Da spürt man doch wieder diesen natürlich Drang nach Vollkommenheit oder dem Bedürfnis dieser Menschen, mindestens dreimal vor jedem auch nur halbwegs lohnenden Motiv abgelichtet zu werden. Auf die Verletzungsgefahr durch in alle Richtung monströs ausgefahrenen Teleskophandysticks möchte ich an der Stelle noch nicht Mal eingehen. Die Quittung für die ausgiebigen Fotoorgie verpasste uns unser freundlicher und geduldige Guide am Ende der Tour im “Green Dragon“. Um das lecker Bier aus den original Tonbechern genießen zu können, blieben nur noch 15 Minuten. Der “Green Dragon“, die Wirtschaft aus den Filmen, machte uns mit einer bezaubernden, geschmackvollen und aufwendig gestalteten Inneneinrichtung seine Aufwartung. So hätte man sich doch noch gerne an einen der beiden brennenden offenen Kamine gesetzt, oder einfach nur in den liebevoll gestalteten Gasträumen geschwelgt. Unerbittlich trieb uns unser Guide zurück zu unserem Bus, dann die Truppe durchgezählt um sicherzustellen, dass auch kein Besucher zurückbleibt, um sich noch ein zweites Freibier zu gönnen. Interessant und eindrucksvoll waren während der Fahrt auch die Informationen im Bus, wo auf den Aufwand an Menschen und Material für den Movie Set eingegangen wurde. Zurück am Empfangsbereich mit Hobbit-Zahlstation, Hobbit-Toiletten, Hobbit-Café, Hobbit-Restaurant und Hobbit-Souvenirladen (alles natürlich lizensiert) habe ich mir die vielen Eindrücke, bei einem Earl Grey und einem Stück Pecannusskuchen nochmal durch den Kopf gehen lassen. Der Rückweg gestaltete sich dann deutlich kurzweiliger, denn es ging nun meist bergab. Und wieder im Opal Hot Springs Holiday Park angekommen, habe ich mich natürlich direkt in die 39 Grad warmen Thermalfluten gestürzt, um mich von den Strapazen des Tages zu erholen. Vermutlich fragt sich nun manch einer von Euch, wieso sülzt der uns in einer Tour die Ohren voll, von seinen wunderbaren Betrachtungen aber ohne nur ein einziges Bild einzufügen. Genauso wie zu den anderen Artikeln habe ich reichlich Bilder gesammelt. Tatsächlich habe ich schon Stunden erfolglos vor dem Rechner sitzend verbracht, um die Bilder in den Blog hochzuladen. Vermutlich liegt es an meinem menschlichen Unvermögen, oder doch an der Technik? Gerne möchte ich Euch an meinen Erlebnissen teilhaben lassen, aber dafür muss ich die Technik wohl noch etwas überlisten.









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