Päiviö
- drehknoepfle
- 23. Feb. 2020
- 3 Min. Lesezeit
Aktualisiert: 4. Apr. 2020
Frisch am Flughafen in Auckland angekommen, begegnete mir im Terminal ein Mann mit Fahrrad, der sich mir als Päiviö (habe es in der ganzen Zeit nicht einmal geschafft, den Namen richtig auszusprechen) aus Finnland Oulu (Partnerstadt von Leverkusen) vorstellte. Päiviö war schon zum siebten Mal zum Radeln in Neuseeland und sprach gut Englisch. Und nachdem ich zufällig sein Fahrrad in unserem Hotel wiedererkannt habe, war mir einmal mehr klar, dass mir unser Schöpfer einen versierten Begleiter zugeführt hat. Just hatten wir uns auch unabhängig voneinander, für die nächsten drei Tage in dem gleichen Hotel eingebucht. Da ich mich bezüglich meiner Route sowieso noch nicht so recht sortiert hatte, bin ich seinem Angebot gefolgt, mit ihn in Richtung Südosten zu radeln. Zu meinem Begleiter möchte ich gerne noch einige Bemerkungen machen. Ich hege für ihn und sein freundliches Wesen sehr viel Wertschätzung, so dass ich meine Bemerkungen über ihn in allen Dingen als wohlwollend und in keiner Weise verletzend oder abwertend verstanden haben möchte. Fange ich mal mit dem Fahrrad von Päiviö an. Wenn jemand wirkliches Gottvertrauen hat, so bin nicht ich es mit meinem durchgecheckten Edelmarkenrad, sondern mein finnischer Begleiter mit seinem Oldtimerdrahtesel. Um das Beste an seinem Rad mal vorneweg zu nehmen, also die Kette war neu. Das am häufigsten genutzte Ritzel auf dem Paket ist nach eigener Aussage so durchgenudelt, dass die Kette schon Mal überspringt. (Kenne ich von meinem Mountainbike, nicht schön.) Der zweite natürlich auch vollkommen unwesentlich Punkt sind die Bremsen. Die Klötze der Bremsen haben durch ihre abrasive Wirkung die Felgen der Räder so tief eingeschliffen, gleich den Schluchten des Grand Canyon. Ein gewissenhafter Zweiradmonteur hätte sich bei diesem Anblick sicherlich mit kolikartigen Schmerzen im Bauch und Migräneanfällen am Boden gewälzt. Wohlwissend um diesen Mangel ist er wohl eher auch ein defensiver Biker. Irgendwann hat mich mein neuer Begleiter beiläufig nach dem Körpergewicht gefragt. Ich erklärte ihn, dass es ca. 75 kg sind, worauf er mir sein Gewicht mit 125 kg angab. Etwas beschwichtigend suchte ich zu erklären, dass er bestimmt nach der Tour deutlich abgenommen hätte. Daraufhin erzählte er mir die Geschichte von seiner Tour 1988 von Finnland über Polen, durch die ehemalige Tätärätätä, bis nach Ungarn. Besonders unbeliebt in seinen Augen hatten sich die Zöllner in der DDR gemacht. Weil die in ihrer Dienstanweisung, keine Verfahrensweise für mit dem Rad einreisende Finnen gefunden haben, wurde er über 5 Stunden an der Grenze aufgehalten. Entsprechend lebhaft waren seine Äußerungen über die Grenzwächter des ehemaligen sowjetischen Bruderstaates. Zu Beginn der Reise hätte er noch sein Kampfgewicht von 125 kg und bei der Ankunft in Ungarn nur noch 5 Zentner. Geht doch! Wiederholt hatte ich mit ihm per Mail Kontakt, wobei wir uns ausschließlich die äußeren Bedingungen und unsere aktuellen Standorte durchgaben. In seiner letzten Mail erzählte schrieb er mir, das er bis Queenstown auf der Südinsel geradelt ist. Nun wollte er sich mit Bus und Fähre wieder auf den Weg zurück nach Auckland machen. Die Temperaturen sollen Nachts so gesunken sein, dass er fast nur noch Hotelübernachtungen gebucht hat. Wenn er in einer Woche über Helsinki wieder in Finnland einreist, muss er für zwei Wochen in Quarantäne, wobei er hofft, dass er die bei sich in Oulu aussitzen kann. Weitere Mail von Päiviö aus Oulu (Partnerstadt von Leverkusen) in Finnland. Er ist nun wieder daheim und irgendwie kann man mit dem richtigen Link seine Reisewege auch im Internet nachvollziehen, bzw. Bilder dazu angesehen. Freue mich für ihn, dass er trotz der Virusumständlichkeiten wieder gut nach Hause gelangt ist. Sicherlich hat er schon die Planung für seine nächste Radtour nach Jotwede (Ausdruck aus dem bundeshauptstädtischen Dialektraum, "Janz weit draußen"), im Kopf. Will ihn nach dem Link und auch nach seinen weiteren Planungen noch mal befragen.




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