Rocky Pictures Horror Show
- drehknoepfle
- 28. März 2020
- 3 Min. Lesezeit
Nachdem ich im Regen das Hotel in Ruatoria suchte und mehrfach an einem riesigen verwitterten Gebäude vorbei geradelt bin dachte ich, geh doch in dem v. g. Objekt Mal fragen. Über eine ausgetretene Türschwelle gelangte ich in das Gebäude. Von rechts aus einem nachtschwarz gestrichenen Raum wummerte Musik und andere künstliche Geräusche um die Wette. Ich betrat den Raum und zu meiner Rechten attackierten mich aus dem Augenwinkel flackernde und nervös blinkende Lichter. Beim genauen Hinsehen erkannte ich Glückspielautomaten, die permanent neue Zahlenkolonnen und grellbunte Symbole produzierten. Zu meiner Linken war ein massives Rollgitter auf einen Tresen abgelassen worden. Im Raum hinter dem Gitter waren in großen Mengen diverser Spirituosenflaschen in den Wandregalen aufgereiht. Der Durchgang zu einem dahinterliegenden Raum war ebenfalls mit einem schweren Rollgitter versehen. Neben dem Tresen war eine Art Schalteröffnung, die durch den Hausherr versperrt bzw. eingenommen wurde. Auf meine Frage, wo es den hier ein Hotel gibt, die irritierte Antwort vom Chef, ja hier natürlich. Mehr Frage als Vorgabe nannte er mir den Übernachtungspreis (40 NZD) und ich willigte ein.
Gegenüber dem lasterhaften Raum gab es tatsächlich eine Art Rezeption wie in einem Hotel. Auf meine Frage hin, wo ich den mein Rad lassen kann, zeigte mir der Chef die Hotellounge, ein Raum befüllt mit überholungsbedürftigen (sperrmüllpflichtigen) Sitzmöbel unterschiedlichster Bauart und einem riesigen Fernseher. Nur halbwegs angemessen hier für Rennstahl. In den Ecken hingen der Gemeinschaftsräume hingen Monitore, die die Bilder diverser Überwachungskameras im Gebäude zusammenbündelten. Ein Verweis darauf, dass hier alles überwacht wird, erübrigte sich dadurch.
Der Chef persönlich führte mich sodann zu meinem Einzelzimmer. Alle Türen zu den Hotelzimmern standen offen und es war ersichtlich, dass sie vermutlich vor hundert Jahren alle in ähnlicher Weise, geschmackvoll eingerichtet wurden. Der Chef machte dann mal das Schiebefenster (nach amerikanischer Bauart) auf. Getreu dem Motto, Friedhelm mach’s Fenster auf, lass Gerechtigkeit herein. Und tatsächlich ließ es sich sogar bewegen. Auch wenn es seit dem Einbau keine Farbe mehr erhalten hatte, war es doch noch funktionsfähig. Das der Teppich an allen Stellen durchgewetzt war, wurde mit einem ausgelegten Läufer nur sehr bedingt kaschiert. Der Renovierungsstau am Fenster, um es abzukürzen, setzte sich über den gesamten Raum, den gesamten Hotelflur mit Sanitärbereichen, dass Gebäude hinweg fort.
Unter einer mit Spinnweben drapierten Tagesdecke entdeckte ich ein sauber gemachtes Bett. Und auch das bereitgestellte Duschtuch war blütenweiß, also keinen Grund zu meckern. Einen Schlüssel für das Zimmer bekam ich auf Nachfrage auch. Das vorhandene Aufsatzschloss an der Zimmertür war jedoch so montiert, dass man das Bauelement definitiv damit nicht abschließen konnte. Na ja, wofür hat es den überall die Überwachungskameras. Im Verlauf des Flures (natürlich vorbildlich mit zweitem baulichem Rettungsweg über eine Außentreppe), reihten sich Toiletten und Duschen, den unterschiedlichen Geschlechter zugeordnet. Für die Zustandsbeschreibung der Sanitärbereiche fehlen mir gerade Mal die Worte.
Im verwaisten Speiseraum stand ein monströses Laufband und im Raum dahinter befand sich die Hotelküche.
Ziemlich überrascht war ich, dass abends in der Raummitte für vier Leute eingedeckt war, obwohl ich in dem Hotel keine weiteren Gäste außer mir ausmachen konnte. So ein bisschen wie in dem Märchen von den sieben Raben, von den Gebrüder Grimm.
Die Freundin des Chefs (übrigens ließ sie deutliche Zeichen der Freude erkennen, wieder einmal einen Gast zu beherbergen), machte mit mir eine Kurzeinweisung in der Küche, wo die ernährungstechnisch wichtigsten Gerätschaften zu finden wären.
Und wie aus dem Nichts kamen von irgendwo her die Gäste, für die eingedeckt worden war und nachdem sie vom Chef persönlich, reichlich bekocht wurden, verschwanden sie auch auf genauso geheimnisvolle Weise wieder.
Ich ziemlich müde von der Tour heute, zog mich dann auch bald auf mein nicht verschließbares Hotelzimmer zurück. Und wieder erwarten und ziemlich enttäuschend klopfte es um Mitternacht nicht an meiner Zimmertüre und auch der Chef des Hauses oder seine Freundin standen nicht mit Strapsen oder ähnlicher Aufmachung im Hotelflur.
Um es abzukürzen, ich bin sehr erholt, bei strahlend blauen Himmel aufgewacht und habe mich nach einem ausgiebigen Frühstück (hatte in dem Ort noch abends eingekauft), auf den Weg nach Te Puia Springs gemacht.
Meiner NZ Mom Th. schrieb ich noch am Ankunftsabend, ich hätte in einem Demolitionhouse eingecheckt.




































Kommentare