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Sweeney Todd der Barber von der Fleet Street in London oder noch mal davon gekommen

  • drehknoepfle
  • 24. Feb. 2020
  • 3 Min. Lesezeit

Aktualisiert: 4. März 2020

Da ich meinen Kamm in Deutschland vergessen habe, war ich mal wieder genötigt den Friseur aufzusuchen. Besuche beim Friseur waren und sind mir seit frühester Jugend verhasst. Der Friseur meiner Kindheit war ein Nachbar aus meinem Heimatdorf und vermutlich noch Kriegsveteran aus dem 1. Weltkrieg. Vor der Prozedur wurde mir dem Delinquenten, mit einer Sicherheitsnadel und einem Bettlaken ungeschickt mein Köper verhüllt. Das hatte zur Folge, dass mir die meisten Haare hinten in den Nacken fielen und für weitere drei Tage Unbehagen sorgten.

Das Hauptfolterinstrument war ein handbetriebener Haarschneider ähnlich der Form eines Balkenmähers, nur ohne Räder. Das Foltergerät lag üblicherweise in einer unbeheizten kalten Kammer und erzeugte an meinem Kopf so heftiges Unbehagen, dass die Kälteschauer auf meinen Rücken Marathon liefen.

Nach dem Ende der Folter suchte der Peiniger meinen sich widerstrebenden Geist und die gleichfalls sich sträubenden, noch verbliebenen Haare mit etwas Flüssigkeit aus dem an der Wand hängenden Weihwasserbehälter zu bändigen. Das Ergebnis war immer dasselbe, ich hätte in jedem klischeeverseuchten, amerikanischen NS-Film eine Hauptrolle als Hitlerjunge bekommen können. Und als Judaslohn hat sich dieser Verräter an meiner kindlichen Unschuld auch noch eine deutsche Mark eingestrichen. Aber nicht so bei meinem ersten Friseurbesuch in Thames NZ. Nach einem kurzen Austausch, wo ich den herkomme und das mein aus London stammender Friseur auch viele Städte in Deutschland persönlich kannte, begann unmittelbar ein tieferer Austausch über die wesentlichen Dinge des Lebens. Die Tradition Friseursalons von außen mit Zylindern und spiralförmig angeordneten Farben zu kennzeichnen, stammt aus England ist schon ein paar hundert Jahre alt. So erzählte es mir der freundliche Herr Friseur.

In dieser Zeit zogen die Barbers auch Zähne und führten Operation aller Art und Aderlässe durch.

Das erklärt vielleicht auch den schlechten Ruf, den zu späterer Zeit die Chirurgen hatten. Heute zutage ist der schlechte Ruf der Chirurgen eher dem mangelhaften Abrechnungssystem der Krankenkassen geschuldet.

Im Einzelnen steht die Farbe Weiß für weißes Tuch (zum Abdecken, Verbinden, Aufnehmen, usw.) Rot steht natürlich für das Blut, was bei den OP‘s oder den Aderlässen floss. Blau steht für das blaue venöse Blut und das Silber des Säulenhalter für die Schale oder den Behälter, in dem das Blut aufgefangen wurde. Herrlich was man(n) selbst beim Friseur in NZ noch lernen kann. Die Friseure in Japan benutzen übrigens diese Kennzeichnung auch und in Deutschland sieht man sie ab und an. Unmittelbar nachdem der freundliche Barber mit seiner blanken Rasierwaffe an meinem Kopf mit dem Feintuning begann, kredenzte er mir nachfolgende Geschichte.

In London, in der Fleetstreet so um die 18-hundertdingenskirchen gab es in der 1. Etage eines Geschäftshauses einen Baber mit Namen Sweeney Todd. Im EG des Gebäudes befand sich ein Geschäft, in dem Pasteten bereitet wurden. Mr. Todd bediente seine Kunden auf das vorzüglichste, schnitt ihnen die Haare, rasierte sie und erfüllte auch alle sonstigen Wünsche, um ihnen hiernach den Hals durchzuschneiden. Der Laden verfügte über eine Falltür im Boden über die der Kunde in den darunterliegenden Pastetenladen befördert wurde, um dann unmittelbar zu den Selbigen verarbeitet zu werden. Jedem im Westernfilmzeitalter Aufgewachsenem ist nun sicherlich klar, welcher amerikanische Western in meinem Kopfkino zu laufen begann. Der Held, markante Gesichtszüge sitzt im Stuhl des schurkigen Barbers und lässt sich rasieren. In die Stille hinein hört man das kratzende Geräusch des Rasiermessers. Die Hand des Barbers zittert als das metallische Knacken eines Revolverabzughahns erklingt. Unter dem Mantel des Cowboys hebt sich unmerklich die Mündung seiner Waffe in die Richtung des barberschen Genitalbereichs, usw. usw. usw.. Zu dumm, dass ich in dieser Situation meinen Revolver Mal wieder in der Küchenschublade vergessen habe.

Aber nach wenigen Sekunden entspannte sich die Situation auch schnell wieder als der Friseur mir erzählte, dass es sich um eine fiktive Geschichte handelt.

Ach sooo! Ja is doch klaaar!

(Die Geschichte wurde aber auch schon in einem amerikanischen Spielfilm und bei Wikipedia gewürdigt.) Nachdem wir uns gegenseitig unsere Liebe für das Lesen von Büchern gestanden haben, wusste ich noch um einen Buchtipp für den freundlichen Herrn, passend zu seiner Geschichte. Fried green tomatoes ist ein Geschichte, die in den Südstaaten Amerikas zu Beginn des 1900 Jahrhunderts spielte. In der Schlüsselszene isst ein Polizist unwissend aber mit gutem Appetit Köperteile seines verschwundenen Kollegen, nachdem er eigentlich fahndet. Die magise und zugleich wahrheitsgemäße Aussage des Küchenpersonals in dieser Szene lautete: „Das Geheimnis liegt in der Soße.“


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