top of page

Tage im Urewera Nationalpark am Waikaremoana See

  • drehknoepfle
  • 20. Mai 2020
  • 11 Min. Lesezeit

Aktualisiert: 24. Mai 2020


Bevor ich mich von Jenni und David verabschiedet habe, gab es noch eine Einweisung für mich über die Tagesausflugsziele um Onepoto bzw. am Waikaremoanasee. Somit bin ich schon ziemlich gut präpariert in den Höhen des Nationalparks aufgeschlagen.


Das Wasser in meinem Häusle hatte sich am nächsten Morgen erhitzt und so konnte ich anders als am Vorabend heiß duschen. Nachdem ich abends Mühe hatte, den Ofen anzuschmeißen, sah ich mich am Morgen als Erstes genötigt, feines Anmachholz für die kommenden Tage zu spleißen. Und wie peinlich, habe ich mir bei dieser Veranstaltung den linken Mittelfinger gequetsch. Einem wie mir, der quasi schon mit Hammer und Stemmeisen in der Hand zur Welt gekommen ist. Selbst mein erstes Fasnethäs (“Kanervals“kostüm) als Zwerg, war schon mit Werkzeug bestückt. Meinen Kopf mit einer roten Mütze drapiert, hatte meine Mama mir in liebevoller Weise dazu eine grüne Schürze genäht, an der diverse Gerätschaften aus Weichplastik prangten. Dazu noch eine rote Lackierung für die Wangen und ein großer Schnäuzer aus Hanf mit original Uhu unter die Nase geklebt. Der Uhu brannte ziemlich auf der Haut und der Schnäuzer hing mir beim traditionellen Wurschtundweckenessen (Wurst- und Brötchenessen) zum Ende der Kinderfastnacht, dauernd zwischen den Zähnen. Für den ersten ganzen Tag vor Ort, hatte ich mir eine Teilstrecke des mehrtägigeren Great Walk vorgenommen. Also schnell Veschperbrote (Pausenbrote) geschmiert für den Tag und Rennstahl im Ställchen lassend, fußläufig zum Einstieg der Wanderung.


Noch eine Randbemerkung zu dem dunkelbraunen German Rye Loaf (Deutscher Roggenlaib), den ich im Supermarkt in Wairoa zum drei NZD Vorzugspreis gekauft hatte. Schon am Gewicht war erkennbar, dass da nicht viel hinter sein konnte. Wenn in dem Brot Roggenmehlanteile waren dann nur deshalb, weil es in der Backstube gezogen hat und von der roggenmehlbestaubten Fensterbank in die Teigschüssel geflogen ist. Apropos Bäckerei, bisher habe ich in NZ noch keine Laden aufgetan, der im weitesten Sinne etwas mit den heimischen Bäckereien gemein hätte. Ma kann halt nit alles hann! (Man kann halt nicht alles haben) Aber zurück zu der heutigen Tour! Nach einer kurzen Zuwegung zum Einstieg zog der Wanderweg direkt steil an. Das Wurzelwerk der üppigen Vegetation bildete natürlich Treppenstufen, wodurch der Weg auch an feuchten Stellen sicher gangbar war. Die orangen Dreiecke, gefühlt alle fünf Bäume eins, machten einem unzweifelhaft klar wo’s lang geht.


Just in dieser allgemein euphorischen Stimmung, löste sich das Fersenband meiner linken Sandale aus seiner Verankerung in der Sohle. Spätestens jetzt werdet ihr denken, kann der Kerl nicht wenigstens zum Wandern gescheite Schuhe anziehen. Habe ich auch durchaus daran gedacht aber weder vom Gewicht noch vom Volumen sind Wanderschuhe mit meinem Fahrradgepäck kompatibel. So habe das Band provisorisch mit dem Riemen über dem Fußrücken verbunden und würde später versuchen, die Halterung mit Kleber wieder zu fixieren. Der Weg folgte einem Berggrat, der zur Rechten zum Waikarmoanasee steil abfiel und zur Linken in dichten Urwald. Waren zu Beginn undurchdringliche Büsche, Strauchwerk und Farne vorherrschend, so lichtete sich das Grün und ließ Platz für die urwüchsigen Bäume. Wild verdreht, mit mächtigen Ästen ausladend, mit Moosen, Farnen und anderen Pflanzen bewachsen, war jeder Baum (nur heimischen Arten) für sich ein Naturdenkmal. Von Zeit zu Zeit öffnete sich der grüne Vorhang zur Rechten und ließ atemberaubende Blicke über den riesigen See und seinen Seitenarmen zu. Besonders auffallend auch die vielen abgestorbenen Stämme, die aber teilweise bis in die Spitzen belaubt waren mit Pflanzen aller Art, die den Baum für sich noch als Traggerüst nutzten.



Wie schade, auf dem Weg wegen der vorgerückten Zeit einzuhalten und den Rückweg anzutreten. Nicht aber ohne an einer sonnigen Klippe über dem See eine ausgiebige Pause zu machen und die mitgebrachte Verpflegung, sowie die traumhafte Aussicht zu genießen. Schon fast schmerzhaft, diese Eindrücke mit keinem Menschen in dem vom Coronabesen leergefegten Park teilen zu können. Den zweiten Tag vor Ort, wollte ich weil bewölkt, gemütlich angehen lassen, bis ein Nachbar durch die vielen Bäume und Sträucher nicht erkennbar damit anfing, einen Motor unklarer Nutzung anlaufen zu lassen. (und eigentlich ist hier doch der Hund begraben) Also schnell mein Bündel geschnürt und ab in den Wald, bzw. hier redet man in dem Zusammenhang von Bush. (in Annäherung an die rheinische Bezeichnung für Wald nämlich “Bösch“) An der Zuwegung zum Great Walk war der Hinweis zu einem kleinen See zu lesen und auch die Jenni in Wairoa, hatte den See schon erwähnt. Der zehnminütigen Weg endete etwas enttäuschend, an einem wegen der Trockenheit abgemagerten sehr kleinen See. Dieser hatte jedoch ein klares Bächlein als Zulauf dem ich weiter folgte.


Um eine Baum- und Felseninsel herum, wurde ich einen weiteren größeren See gewahr. Auf dem See sah ich mehrere schwarze Trauerschwäne mit knallrotem Schnabel und ein Pärchen für NZ typische Paradisenten schwimmen. Bei den Letzteren hat das Weibchen einen weißen und das Männchen einen schwarzen Kopf. Während das Weibchen eher hohe Quaktöne von sich gibt, lässt das Männchen eher ein tiefes Tröten vernehmen. (Also wie im richtigen Leben!)

Auch dieser See wurde von einem heftig mäandernden Wasserlauf gespeist. Nach näherer Betrachtungsweise war die gesamte ebene Fläche ähnlich bewachsen wie ein Hochmoor und im Moment fehlte, um die vielen kleineren Seen zu verbinden und wieder zu einem einzigen See zusammenzufügen, nur das Wasser. Aus der Ebene heraus ragten kleine Felseninseln, dicht bewachsen mit Manukasträuchern. Um die Seen und in der Ebene waren Felsblöcke gestreut, als ob ein Riesenbaby mit Bauklötzen gespielt und die Mama nicht hinterhergeräumt hat.


Nachdem ich noch vor Covid 19 den Originaldrehort Hobiton besichtigt konnte, hatte ich nun auch das originale aber sanierungsbedürftige Gebiss des Steinbeißers aus dem Film “Die unendliche Geschichte“ gefunden.



Rundherum eingezäunt war diese natürliche Ebene von lichtliebenden Manukasträuchern, an die sich unmittelbar hohes Buschwerk und Bäume anschlossen. Die herrschende Stille wurde meist nur von den Geräuschen der Tui unterbrochen. Der Tui hat anders als der bekannte Ferienflieger nur zwei Flügel (der Reiseveranstalter laut dem Wiki ca. 30 also 60 Flügel). Diese Vogelart ist so groß wie ein Eichelhäher, zunächst schwarz erscheinend (bei näherer Betrachtungsweise mit schillernden Metallic Farben), mit einem schicken weißen Federpüschel am Hals und macht vor allem durch seine vielschichtigen Lautäußerungen von sich Reden bzw. Singen. Die intelligenten Vögel sind in der Lage andere Vögel und auch Umweltgeräusche zu imitieren.


Erinnern mich in jeder Hinsicht an den Beo von meiner Nachbarin. Wenn der nicht noch einen Piepser als Zugabe von sich gegeben hat, klangen seine Worte bzw. die Stimme genauso markant wie die von Frauchen. In dem Lied Tris Karekles (Drei Stühle) beschreibt Reinhard May eine Szene in Griechenland und so heißt es am Ende einer Strophe, “Das ist ein Ort, an dem Dein Herz gesunden wird“. Dieses Prädikat möchte ich auch für diese wunderbare Landschaft diesen besonderen Ort vergeben. Eine Neigung von mir ist es bisweilen nach den Wurzeln, nach den Ursprüngen zu suchen. Und so fand ich auch den Zulauf des in der Ebene wild umhermäandernden Bachlaufs, herab von den Bergen.


Auch fand ich passend, zu einem lebenden Wildtier, welches ich beim Erreichen des ersten See gesehen hatte, den Kopf mit Geweih von einem Hirsch. Fast der gleiche Hirsch, wie er in meinem Elternhaus in der Stube (Schtubbä gesprochen, bedeutet aber Wohnzimmer) eine Außenwand nach innen überkragte. Hintergrund, meine Vater war in seiner Freizeit leidenschaftlicher Jäger und meist einschließlich langärmelige Unterhose in Grün gekleidet. Und so hatte sich irgendwann zu den über hundert Rehgeweihen auch das vom Hirsch an der Wohnzimmerwand eingefunden. Während mich als Kind die v. g. blutleeren Knochen eher kalt ließen, ängstigte mich der böse dreinblickende präparierte Fuchskopf sosehr, dass ich Nachts immer Licht brauchte, um durch das Zimmer zu gelangen.


Wieder von meinem Ausflug zurück wollte noch ich die Walnüsse von der Hinreise von ihren Schalen befreien. Sie benötigen dann weniger Platz, haben ein geringeres Gewicht und darüber hinaus sind sie ohne Schale auch besser verdaulich.


Vielleicht fällt Euch an dem Bild auf, dass die Walnüsse meist nicht geschrotet, sondern formschön entblößt wurden. Dazu nachfolgender Tipp! (ist vom Jürgen aus der Waldstraße und er hat ihn wiederum aus der Türkei mitgebracht) Man stellt die Walnuss (die seitliche Verbindungsnaht am Fruchtkörper muss vertikal stehen) auf den Mund einer Bierflasche und haut in dosierter Weise, mit dem Hammer drauf. Den Schlag richtig berechnet platzt die Schale so auf, dass der Walnusskern nicht verletzt wird. (Noch ein zweckdienlicher Hinweis der Berufsgenossenschaft für Nahrungsmittel und Gasgewerbe, den Schlag zur Nuss und nicht zur Flasche oder den Fingern führen) Wieder einmal in aufwendigen Versuchsreihen habe ich festgestellt, dass sich die besten Ergebnisse mit Reissdorfkölschflaschen erzielen lassen aber auch die Flaschen von dunklem Paulaner Hefeweißbier eignen sich im Besonderen. Natürlich müssen die Flaschen zu diesem Zweck vorher geöffnet und geleert werden, falls bei dem letztgenannten Prozess Probleme auftreten, ruft mich an. 😉 Für den dritten Tag hatte ich mir noch mal eine schöne Wanderung gewünscht und auch bekommen. Am frühen Morgen hatte ich mich noch mit Martina ausgetauscht und ihr ein gut’s Nächtle gewünscht. Im Anschluss habe ich per telegram dem Dietmar Geburtstagsgrüße zukommen lassen, um mich hernach für den Tag zu rüsten. Zwei Doppeldeckerbrote von dem dunkelbraunlackierten German Rye Loaf geschmiert und noch mal eben die vorhandenen Karten- und Informationsmaterialien studiert. Letztlich habe ich mich für den Old Maori Trail, der mit zwei Stunden Gehzeit angegeben war, entschieden.


Eigentlich darauf vorbereitet, die erste Strecke bis zur Rosie Bay, auf der Staten Highway 38 (Gravel-Road) zu gehen, war ich angenehm überrascht, dass es parallel zur Straße auch einen Wanderweg gab. (mit Brille beim Kartenstudium wäre, das nicht passiert). Der Onepoto Caves-Trail war wie wandern auf der Achterbahn. Vorbei an Felswänden, durch enge Spalten, unter und über auskragende Felsplatten, vorbei an Grotten, Höhlen und Löcher, ging der Weg in einem permanenten Hin und Her sowie Auf und Ab. Nach wenigen Metern hatte man, ohne den Stand der Sonne beobachten zu können, jegliche Richtungsorientierung verloren. Aber dafür gab es ja die orangen Hinweisschildchen. Nach wenigen Metern gehen, boten sich immer wieder eine neue Einstellungen, die es zu fotografieren galt.


Zwischendurch auch immer wieder freie Ausblicke auf den weitläufigen Waikaremoanasee und den daran angrenzenden dichten Urwald. Nach einiger Zeit gelangte der Trail, wie auf der Karte beschrieben, zurück auf den SH 38. Zu den Wolken und Nebelfetzen vom Morgen gesellte sich nun gegen die Mittagszeit leichter Nieselregen. War aber mit meiner dünnen Regenjacke, die ich grundsätzlich im Rucksack habe, gut zu händeln. In der Rosie Bay (ein Seitenarm vom See) angekommen, begann nun der Old Maori Trail (so genannt, weil dieser Weg von den Maoris traditionell als Verbindung zum Kaitawasee genutzt wurde. (Bei Rosie Bay muss ich immer an die gleichnamige liebenswerte Reinigungsdame von FW2 denken. Den denkwürdigen Spruch des damaligen Wachvorstehers, im Zusammenhang mit ihr zitiere ich aus Gründen der Moral jetzt besser Mal nicht.) Die erste Wegstrecke führte meist fast gradlinig und seniorengerecht durch ein sanft geschwungenes Tal. Gesäumt der Weg, durch dichtes immergrünes Strauchwerk, Farnbäume und monumentale Urwaldriesen. Teilweise wuchsen unterschiedlich Baumarten in inniger Verbundenheit sich mit den Ästen gegenseitig umarmend. Abgestorbene Giganten des Waldes, waren wieder dicht besiedeltet von Farnen und langblättrigen Pflanzen. Dort wo einer dieser abgestorbenen Bäume die Last nicht mehr tragen konnte und umgefallen war, herrschte ein Chaos aus zerborstenen Ästen, Schlingpflanzen, Farnen und Moosen. Während eine weitgehend unsichtbare Truppe von Käfern, Würmern und Pilzen sich weiter damit beschäftigte, das Holz in seine Ursprungssubstanzen zurück zu verwandeln. Und so wieder neue Nahrung für neues Wachstum zu schaffen.


Wie leicht ist doch so viel purer Naturgenuss zu schaffen, einfach nur die Finger von dem lassen, was unser Schöpfer in vollkommener Weise gestaltet hat. Die musikalische Untermalung für diese Genusswanderung wurde meist von den Tui bestritten, die sich in unterschiedlichsten Lautmustern, unterhaltsame Anekdoten und Geschichten erzählten. Etwas weniger komfortabel aber nicht weniger ansprechend, gestaltete sich nach dem Scheitelpunkt der Tour, der Weg zurück. Meist sehr schmal, führte er entlang an rutschigen Hängen durch teilweise geschlossene Farnbaumwälder, immer wieder auf- und absteigend. Das Handicap dabei, die lädierte linke Sandale. Irgendwann kam ich dann wieder am Wasserkraftwerk neben dem Kaitawa See aus dem Wald und machte mich an den wenig romantischen Rückweg, über den schon bekannten Schotterhighway 38 zurück nach Onepoto.


Nach ca. fünf Stunden reiner Gehzeit ein gelungener Abschluss meines Abstechers in den Nationalpark Urewera. Allen meinen Ausflügen gemein, war die Begleitung durch die neugierigen, federleichten und wenig scheuen Flugakrobaten, den Fantails. Ich liebe sie!

Von Waikaremoana zurück nach Wairoa


Hatte es sich Tags zuvor nur auf einen gelegentlichen Nieselregen beschränkt, so regnete es die Nacht und am Abschiedsmorgen schon kräftig. Klar das der Himmel über dem Nationalpark bittere Abschiedstränen um mich vergossen hat! OK, dass mit den Tränen um mich nehme ich zurück aber bitter war es trotzdem. Hatte ich doch meine Regenwetterprotektoren ordentlich, sauber und vor allem trocken in den Tiefkellern meiner Packtaschen vorgehalten, musste ich sie jetzt ans Tageslicht zerren. Neben meiner feuerroten Regenjacke sind das unter anderem Überzieher für die Schuhe, in denen man aussieht als ob man Entenfüße hätte. Dann eine kurze Regenschutzhose, die im Schritt und an den Rückseiten der Oberschenkel offen ist. So in etwa vergleichbar mit den geteilten Lederschürzen, die die Cowboys bei Viehtrieb tragen. Sieht ein wenig neckisch aus, zumindest wenn man sie zu kurzen Hosen trägt. Eine geschlossene Regenhose führe ich auch mit. Die kann im Prinzip, wegen dem auftretenden Wärmestau nur in reglosem Zustand getragen werden. Die Handschuhe haben sich in dieser Situation auch erstmals als sinnvoll erwiesen. Nach den Tagen der Idylle und der Abgeschiedenheit bin ich die ersten paar Kilometer auf dem Gravelhighway rechts, also verkehrt gefahren. Zum Glück ist mir bis ich es selbst gemerkt habe, in dieser Zeit niemand entgegen gekommen. Die Schrauben an der Fahrradständerhalterung waren irgendwann von dem Geschöckel schon soweit gelöst, dass ich ihn fast verloren hätte. Ja so ein Schüttelroad wirkt halt nicht nur auf Zahnkronen und Brillengläser.

Spätestens 200 Meter tiefer war es schon deutlich milder und der Regen hatte auch nachgelassen. Also Schutzklamotten wieder aus weil man sonst einen Hitzestau bekommt. Bei Hitzestau fällt mir wieder der Brand in der ehemaligen Claudiustherme in Köln ein. Von der FW1 sind wir mit dem Löschzug unterstützend in den Zehnerbezirk also nach Deutz gefahren. Im Verlauf der Einsatztätigkeit, hatte ich vier Mal das Atemschutzgerät gewechselt und zwischen dem letzten beiden Male, musste ich mich erst einmal hinten ins LF (Löschgruppenfahrzeug) setzen und die Knöpfe von meinen Ledermantel aufreißen. Weniger durch die Überanstrengung als vielmehr durch die nichtabgeführte Körperwärme war mir flau geworden. Zurück zu meinem Heimweg natürlich passierte ich auch wieder den Walnussbaum vom Hinweg, aber nicht ohne ihm im Vorbeifahren noch einmal für die herrlichen Walnüsse zu danken. Weidetiere über die ich bisher noch nicht geschrieben habe sind die Truthähne. Gerade sie kamen auf der Heimfahrt besonders häufig vor.


Letzteres Bild ist kein Lynchmord, sondern ein tragischer Betriebsunfall. Truthahn ist auch so ein Schlüsselwort, bei dem in mir so eine alte Kindheitsstory abläuft. Meine liebe Mama ist in einem Forsthaus, nämlich im oder am Krähenbach großgeworden. Stellt Euch zu diesem Bild sämtliche Klischees vor, die ihr in diesem Zusammenhang jemals erfahren habt und ihr liegt damit genau richtig. (Stattliches Anwesen, mitten im Wald, Lichtung, Hirschgeweih am Giebel, usw.) Natürlich wurden von Zeit zu Zeit meine in dem Forsthaus lebenden Großeltern besucht und da war ich natürlich mit dabei. Das Haus wurde nicht nur von Wildtieren und Großvieh im Stall umlagert, sondert auch von einer großen Ansammlung von Federvieh. Dazu gehörten Hühner, Gänse, Enten und zu guter Letzt auch ein Truthahn. Der Truthahn sobald er meiner ansichtig wurde, hatte nicht besseres zu tun, als sich auf den armen kleinen Jungen, der ich zu diesem Zeitpunkt einmal war, zu stürzen. Schlechtinformierte Zeitzeugen dieser Epoche behaupteten im Nachhinein ich hätte das Tier geärgert. Wie hat in diesem Zusammenhang doch mal so charmant der Filbinger, angesprochen auf seine Vergangenheit als NS-Richter gesagt, ich kann mich an nichts erinnern. Filbinger war übrigens Vorgängerlandesvater in BW vor der Lothar, nicht dem Wirbelsturm sondern dem Späth. Wenn sie seiner nach der Wiederwahl habhaft geworden wären, hätten die Kaiserstühler Weinbauern den Filbi für seine hinterfotzige Atompolitik bestimmt in ihren Weinbergen gelyncht. Die Alternativen prägten später zu Lothars Zeiten den Wahlkampfslogan, “Lieber zu grün als zu spät“. Das war dann auch die Zeit wo ich zu Wahlkampfversammlungen der Grünen gegangen bin. Im Nachbarstädtchen von Rötenbach, in Löffingen, im Gasthaus Ochsen und ich kann man auch noch daran erinnern, dass wir mit Kandidat und seinem Adjutanten zu viert waren.


Der Typ wieder bei Wairoa war mir direkt sympathisch, endlich Mal einer der nicht unmittelbar bei meinem Anblick direkt reißaus nimmt.

Man versteht eigentlich überhaupt nicht warum die sich damals so aufgeregt haben, zumal die Schweizer alle ihre Atomkraftwerke an der Grenze zu Deutschland bzw. dem Elsaß in Stellung gebracht haben. Die Schweizer kann ich in ihrer Handlungsweise wiederum sehr gut verstehen, wer will schon freiwillig so eine Missgeburt der Energieerzeugung, im Vorgarten stehen haben. Klangen meine Worte jetzt irgendwie atomernergiefeindlich? Nein keines Falls, zumal der Strom besonders aus den alten und abgeschriebenen Kraftwerken so preiswert war. Preiswert deshalb, weil die Zeche für den billigen Strom auf dem Bierdeckel unserer Kinder und Enkelkinder steht.

Jetzt bin ich aber ziemlich ausgeglitten. Also ich war doch bei der Heimfahrt nach Wairoa. Wieder in Frasertown (zu Wairoa gehörendes Dorf) angelangt, wollte ich doch die Gelegenheit nutzen, nochmal von dem wunderbaren Honig einzukaufen. Ein Kunststoffglas für meine Gastgeber und eines für mich. Unter einem warmen weichen Sprühnebel lief ich in dem Dörfchen ein, als der Himmel im Norden aufriess und die Sonne einen wundervollen Regenbogen an das südliche Firnament zauberte. (Als ich den Namen Frasertown ursprünglich ins Navi sprechen wollte, hat es jedes Mal Crazytown verstanden. Danach hat es dann die Jenni auch versucht, mit dem selben Ergebnis. Ich muss zugeben, dass mir diese Tatsache, bei meiner unzulänglichen Aussprache, eine gewisse Genugtuung verschafft hat. ) Kurz vor Wairoa entdeckte ich auf der Kuhweide noch ein undefinierbares Turmgebilde. Oder zumindest war es nicht möglich dem Objekt eine bestimmte Nutzung zuzuschreiben. Meine Vermutung, die angrenzende Farmersfamilie hat Gästezimmer und im Prospekt den absatzfördernden Meerblick (in drei Kilometer Entfernung) mit aufgeführt.



Queen Miley überspielt dezent ihre Begeisterung über unser Wiedersehen.

 
 
 

Kommentare


© 2023 Robert Lehmann. Erstellt mit Wix.com.

  • facebook-square
  • Flickr Black Square
  • Twitter Square
  • Pinterest Black Square
bottom of page