Tage in Te Mahia
- drehknoepfle
- 6. Mai 2020
- 4 Min. Lesezeit
Die Peninsula (Halbinsel) Te Mahia auf halben Weg zwischen Gisborne und Napier war von ihrer Entstehungsgeschichte her eine richtige Insel gewesen. Durch die Tätigkeit des Pazifiks bildete sich zwischen der Hauptinsel und dem kleineren Eiland eine Verbindungsbrücke aus Sand. Südlich davon liegt die Hawk(Falken) Bay, die sich weiter bis nach Napier zieht. Beim schlauen Wiki gibt es auch noch ein paar ergänzendere Information z. B. über einen Raketenbahnhof oder die ehemalige Walfangstation zu lesen. Durch die mühselige Anfahrt am Vortag hatte ich eigentlich auf den lebenslänglich “Nie wieder Rad!“ Modus geschaltet. Aber nach einer erholsamen Nacht und dem beschaulichen Vormittag, in Verbindung mit sonnigem Wetter, lockte es mich doch die Umgebung radelnderweise kennenzulernen.
Auf dem fast menschenleeren Platz campierten auch mit ihren Wohnmobilen eine Familie mit Kleinkind und ein einzelner junger Mann alle auch aus Deutschland. Zum Wellensurfen sind sie unter anderem nach Neuseeland gekommen und hier auf dem Holiday Park gebannt worden. Beide Parteien haben jeweils mit Beginn des Lockdowns, ähnlich unerfreuliche Erfahrungen mit den Locals (Einheimischen) gemacht wie ich. Die Familie mit Kleinkind wurde mit ihrem Wohnmobil spätnachmittags noch vom Campingplatz geschickt. Einziger Kommentar, wir schließen jetzt!
Auf meiner kleiner Entdeckungsrunde, lernte ich am Strand und unweit ihrer Behausung, Sue und Hubert kennen. Sie weitgereiste Neuseeländerin und er pensionierter österreichischer Unosoldat mit einem ihrer Enkelkinder. Ihren Altersruhesitz haben sie in Gisborne. Sie wollten vor dem Lockdown eine Urlaubsreise nach Kuba machen und sind kurz vor der Schließung noch zurückgekommen. Ihre Kinder haben sie samt Enkelkind und mit Verpflegung für einen Monat in das familieneigene Ferienhäuschen, 200 m vom Strand ausgelagert. Ja es kann einem schon schlimmer treffen! Ansonsten musste ich natürlich in dem örtlichen Lebensmittelladen meine Nahrungsbestände komplettieren. Ich liebe solche Geschäfte oder Kindheitserinnerung? Obst, Handlampen und Gemüse, Autobatterien, Milchprodukte, Geldautomat, Kartoffelchips in 10 verschiedenen Sorten, Nudeln, Schrauben, Konserven, Nieten, Reis, Pflegeartikel, Angelhaken und weiteres Angelzubehör, Gefriertruhen mit Lebensmittel und Angelköder, Werkzeuge, gekühlte Softgetränke usw. und alles auf 50 m². Zum Nachmittag hatte ich dann das Bedürfnis nach einem Tageshöhepunkt. Den fand ich auf dem Hausberg von Mahia Beach dem Mokotahi, unmittelbar an dem Ort und der Bucht gelegen. Ein gut ausgebauter Weg mit Bänkle auf halber Höhe zum Verschnaufen, führte auf den schon von der Basis steil ansteigenden Berghügel. Das Licht der Abendsonne ließ das Meer, den Ort und die ganze Umgebung goldfarben gleißend erstrahlen.
Den zweiten Tag besuchte ich vormittags Sue und Hubert, die sich angeboten hatten, mir bei meinen Visaproblemen zu helfen. Dazu muss ich jetzt noch ein paar erklärende Worte einflechten. Aufgrund der massiven Belastung vor meiner Reise habe ich mir per Internet schnell Mal ein Visa für Neuseeland gekauft. Es stand auch darauf das es zwei Jahre Gültigkeit hätte. Was ich aus Zeitmangel übergangen habe war die Tatsache, dass es sich um ein Touristenvisa handelt, mit einer maximalen kontinuierlichen Aufenthaltsdauer von 3 Monaten im Land. So schwebte über mir schon zu Anfang das Damoklesschwert, dass ich nach der vorgegebenen Zeit ausreise oder das Visum verlängert bekomme. Dank Covid 19 sind alle Visa die in einer bestimmten Zeitschiene ablaufen, automatisch bis zum 25.09.2020 verlängert worden. Und ich bin dabei! So werde ich mich also wieder im September mit dem Thema auseinandersetzen. Für den Nachmittag nahm ich mir einen weiteren Höhepunkt der Region vor. Schon im Vorfeld habe ich von dem Scenic Reserve (Naturschutzgebiet, auch auf dem ersten Bild eingetragen) auf dem Ländchen gelesen. Und natürlich aufgrund früher gemachter Erfahrung, gehörte der Besuch zu meinem Pflichtprogramm. Anwohner an der Zuwegung zum Naturschutzgebiet gefragt meinten, dass wären so um die 5 Kilometer Wegstrecke. Ja die sitze ich, mal wieder überforsch gedacht, auf einer A…backe ab. Kam aber auf der Selbigen gar nicht viel zum Sitzen, weil ich wegen des steilen Weges entweder im Stehen in die Pedale getreten oder direkt geschoben habe. Und das Ganze auf den schon wohlbekannten und allseits beliebten Gravelroads (Schotterstraßen).
Übrigens am Ende hintersten Ende des Schotterweges, also nach 16 Kilometern, wohnt auf ihrer Farm eine deutsche Familie. Er war ein “hohes Tier“ bei BMW, so wusste Uno-Hubert zu berichten. An so einen Platz kann sich vielleicht mal noch der Postzusteller mit seinem roten Auto und orangen Dauerblicklicht am Dach verirren oder ein durchs Navi fehlgeleiteter geistig umnachteter Fahrradtourist mit 50 kg Gepäck, aber dann hört es auch schon auf. (Die überörtlichen Dienstleister haben übrigens den örtlichen Feuerwehren bezüglich der Farbe, schon ein wenig den Rang abgelaufen, bisweilen sind auch die Fahrzeuge der Polizei noch rot. Bisher habe ich aber noch keine Situation beobachtet, in der der Postzusteller im Straßenverkehr Sonderrechte für sich in Anspruch genommen hätte.) Wenn man Jahrzehnte in der bayrischen Edelmarkenschmiede leitend tätig war, ist es doch naheliegend, dass man die Radaubüchsen nicht bis zum Lebensende in den Ohren haben möchte. Ich kann den Mann zutiefst verstehen! Nun aber zu dem Naturschutzgebiet, die Plackerei hat sich alle Male gelohnt. Ein wunderschöner Wanderweg führte zunächst über Grate auf die Höhen. Dabei passierte man dichtes Buschwerk mit viel Manukasträuchern (die Einzigen, die ich davon kannte), das Terrain außerhalb des Weges war unpassierbar. Sobald jedoch der etwa zweistündige Rundwanderweg ins Tal einschwenkte änderte sich auch die Vegetation. In den tieferen Regionen dominierten Farnbäume, Palmen, Schling- und Schmarotzerpflanzen an knorrigen Baumstämmen. Im Tal angekommen folgte der Weg kleinen plätschernden Bächen und verschlungenen Wasserläufen. So dicht die Vegetation, dass die Sonne es schwer hatte, den Waldboden zu berühren.
Um das Ganze noch abzurunden, dazu auch wieder die Vögel mit ihren ungewohnten Lauten. Am Eingang wurde mit Hinweistafeln auf die Maori-Fruchttaube verwiesen, die auf diesem wundervollen Fleckchen Erde häufig vorkommen soll. Tatsächlich habe ich mehrere von diesen Tauben gesehen. Was mir allerdings erspart blieb, dass eine der Tierchen besoffen vom Baum und vor meine Füße gefallen wäre. Es ist eine Besonderheit dieser Vogelart, dass sie solange angegorene Früchte futtern, bis sie im "vollen Kopp" vom Baum fallen. Vergleichbares soll in der Menschenwelt auch vorgekommen. Vermutlich der einzige Unterschied dabei, die vergorenen Früchte waren schon weitergehend veredelt und die Leute sind eher vom Stuhl oder aus der Wirtschaft gefallen.
Also wieder einmal so ein fast von Menschenhand unbelangtes Fleckchen Erde, was nur friedvolle Ruhe auszustrahlen vermag. Balsam für die Seele und ein Ort, den ich wäre er nur in Reichweite gelegen, jeden Tag aufsuchen würde.
Romantische Momente mit Rennstahl.
Den letzten Tag habe ich dazu genutzt am Strand entlang zu streifen, die Natur zu beobachten und die Seele baumeln zu lassen.
Treibgut Zufällig entdeckte ich am Strand noch eine Gedenktafel für einen Delfin, der hier am Ort über mehrere Jahre die einheimische Bevölkerung als auch die Touristen aus aller Welt unterhalten hat.
Impressionen vom Tag.
Und zum Abschluss des Tages beim Sonnenuntergang ein Zeichen SEINER Existenz.
















































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