Unter die Räuber gefallen oder vom Cowboy Paradiese nach Hokitika
- drehknoepfle
- 27. Dez. 2020
- 4 Min. Lesezeit
Aktualisiert: 28. Dez. 2020
Gegen sieben heute Morgen sprang der Generator wieder an, der das Paradies mit Strom versorgte. Auf die Tonstudien der hiesigen Tui-Population hatte das monotone Brummen des Motors jedoch keinen Einfluss. Vor der großzügigen überdachten Terrasse meiner Unterkunft hing schon wie die vergangene Nacht ein Regenvorhang. Die Frühstückscerealientüte unterm Arm machte ich mich auf den kurzen Weg von der Unterkunft zum Saloon. Mike der Wirt war guter Stimmung und hatte zusätzlich ein reichliches Frühstück aufgefahren. Als Gesellschaft hatte ich noch Kelly aus dem Süden der Insel, die mit dem jüngeren, der beiden Söhne entgegengesetzt auf dem Trail unterwegs war. Sie erzählte mir auch von einem Rennen quer über die Insel mit Mountain Bike fahren, Kayaking, Laufen und wieder Mountain Bike fahren (mit Übernachtung), an dem ihr Mann und der ältere Sohn teilnahmen. Ja, man gönnt sich ja sonst nichts!
Der leichte Niesel hatte sich zu einem kräftigen Regen ausgeweitet und so rüstete ich mich mit sämtlicher Regeschutzkleidung aus. In sanften Schwüngen führte der Radweg vorzugsweise zu Tal, durch einzelne Moränenschneisen und auch über tief ausgespülte Bachläufe. Man bekommt dabei so Ahnung, von der Kraft und Gewalt des Wassers, wenn es sich in der Schneeschmelze selbst die Wege zum Talgrund sucht. Dank der Beweidung durch Schafe wirkt die ganze Region wie ein englischer Garten mit vorbildlichem Rasenschnitt. Unten angekommen öffnete sich ein weitläufiger Talgrund, durch den der Arahura River wild vor sich hin mäanderte. Auch oder gerade im Dunst der aufsteigenden Nebelschwaden wieder eine herrliche Kulisse an meinem Reiseweg. Vor der Brücke über den Fluss Hinweisschilder, die auf mehrstündige Tracks zu Hütten in den Bergen verwiesen. Klang verlockend, war aber in der aktuellen Situation nicht umzusetzen.
Weideland zu beiden Seiten des Weges, bis sich dann die Straße kräftig aus dem Tal heraushob, um weiter durch natürliche Urwälder zu schlängeln. Durch das Zutalfahren und den Regen etwas ausgekühlt, eine gute Gelegenheit wieder auf Betriebstemperatur zu kommen. So gelangte ich an den Lake Kaniere, der vorzugsweise nicht zu sehen bzw. in Dunst oder Nebelwolken eingehüllt war.
Hier heißen die Wege die mit den künstlich geschaffenen Wasserläufen ziehen Water-Race, während sie sie in den Alpen z. B. Waalwege heißen. Auf einem solchen traumschönen Weg durch den Urwald, folgte dann der Wilderness Trail. Die Wasserströme werden auf diese Art Turbinenanalgen im Tal zur Stromerzeugung zugeführt. Bestausgebaut immer mit leichtem Gefälle und aufwändigen Brückenkonstruktionen ging es nun weiter. Generell ist die Beplankung der Stege und Anlagen immer mit feinem Draht oder Gitternetz versehen, um gerade beim aktuellen Wetter die Rutschgefahr zu minimieren. Ähnlich eines Bushaltestellenwartehäuschens gab es am Trail überdachte Unterstände. So ein Häuschen wollte ich nutzen, um mir die zwei mitgeführten Käsebrötchen einzuverleiben.
Äußerlich vollkommen teilnahmslos, doch so als ob er nur auf mich gewartet hätte, bewegte sich unversehens und zielstrebig ein Weka auf mich zu. Den Blick starr auf mein Käsebrötchen gerichtet, umkreiste er in meine Ferse pickend die Beine. So abgelenkt, bemerkte ich erst spät einen zweiten Angreifer/in, der zunächst einmal Rennstahl einer genaueren Untersuchung unterzog, um sich dann meinem Rucksack zuzuwenden.
Anders als bei Bonnie und Clyde folgte dem Gaunerpaar auf den Fersen, noch jugendlich gekleidet aber nicht minder emsig, der Nachwuchs. Erst als mein Mittagsmahl verzehrt und augenscheinlich für sie verloren war, verließen sie den Tatort, um sich vermutlich dem nächsten Opfer zuzuwenden. Apropos Tiere, äußerst beflissen waren wieder die Sand Flies unterwegs, um einem auf den vom Regen abgewaschenen fehlenden Insektenschutz zu verweisen. Auch heute blieb ich dankenswerter Weise vom Wind verschont. Schwieriger war es im Regen das Mobiltelefon zum Fotografieren zu aktivieren, wenn der Daumen aufgeweicht und unleserlich für den Scanner sowie Finger und Display nass waren.
Über wenig befahrene Straßen ging es die letzten Kilometer der Küste und Hokitika der Jadestadt entgegen. Neben einem Uhrenturm in der Stadtmitte, ist ein weiteres Wahrzeichen des Ortes der Name Hokitika an der Promenade aus Treibholz erstellt. Etwas unschlüssig, wo ich mich nun durchweicht und triefend hinwenden sollte, suchte ich das Visitor-Center auf. Das örtliche Backpacker Hotel lag an der Hauptkreuzung im Ort und so sehnte ich mich nach etwas mehr Ruhe für die Tage. Verwiesen wurde ich zum Motel Annabelle in ruhiger Lage und mit guten WiFi und auch zum Weihnachtssonderpreis. Mein Zimmer hatte nicht nur eine gut eingerichtete Küche, sondern auch eine Zweimann/fraubadewanne, die ich nach dem unterkühlten Tag wenigstens einmal dekadenter Weise nutzen wollte. Die von mir für's Dinner favorisierte Fat Pipi Pizzeria hatte geschlossen und so wendete ich mich immer noch im Regen, der indischen Küche zu. Vorgewärmter Teller und das Gericht in einem heißen Pfännchen lecker und würzig, dass gefiel meines Vaters Sohn. Die Restaurants oder Cafés schließen oft relativ früh in Kiwiland und so empfahl es sich, den Einkauf im bis um 22.00 Uhr offenen Supermarkt, erst nach dem Abendessen durchzuführen. Heiligabend Die Nacht hatte es durchgeregnet und als die Niederschläge im Laufe des Vormittags aussetzten, hielt ich das für eine gute Gelegenheit, das Städtchen zu erkunden. War allerdings nur ein Weihnachts-Joke der neuseeländischen Wettermacher weil es 10 min. nachdem ich mich auf Rennstahl geschwungen hatte, umso stärker wieder einsetzte. Kann mich an solches Weihnachtswetter auch in deutschen Landen erinnern. Zum Nachmittag setzte der Regen aus und der Wind ein, so heftig das er den nassen Sand am Strand vor sich her trieb und mir die traumatischen Erlebnisse in den vergangenen Monaten wieder hochkamen. Pünktlich zum Abend brannte beim Netz- und WiFi-Anbieter die Hauptsicherung durch, weshalb ich kommunikativ im Dunkeln saß. Ich behaupte jetzt Mal ganz frech, dass es aber nichts mit dem Gespräch zu tun hatte, was ich gerade mit Martina führte.
Bikers unter sich! Überraschend hatte ich die Nacht ohne etwas gehört zu haben noch einen Nachbarn bekommen. Chris ein Sozialarbeiter aus Dunedin, soweit erkennbar die Körperoberflächen tätowiert und auch sonst mit allen Attributen eines heavy Bikers ausgestattet. Er wohnt so erzählte er, auf seinem hundert Acre (1 Acre=4047m²) Ländchen in einer Cabin, ohne Strom aber mit Gas und hat es gerne ruhig. Da kann ich den Chris in seinem Bedürfnis schon sehr gut verstehen! Er ist in seiner Tätigkeit selbstständig und so wäre die Motoradkluft auch seine Dienstkleidung bzw. Uniform. Man nimmt es im unbedingt ab, dass er zum Beispiel schulunwillige Teenager auf welche Art auch immer, zu packen weiß.
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