Vom Glauben
- drehknoepfle
- 15. Juni 2020
- 7 Min. Lesezeit
Heute ist Triniti-Sunday und das erste Mal wieder Gottesdienst nach dem Lockdown. 10 Stunden später ist auch erstmalig wieder Gottesdienst in meiner Gemeinde in Burscheid. Hier in Norsewood in dem Fall in der Presbyterien Church des Dorfes. Penelope hatte es für mich eruiert und auch angeboten, dass ich den Truck (Pickup) nehmen könnte, um die 9 Kilometer ins Dorf zu gelangen. Gestern war ich mit dem Gefährt erstmalig zum Spritholen zur Dairy im Dorf.
Klassischer Slapstick, man setzt sich ins Auto und fragt sich, wo das Lenkrad geblieben ist. Ist doch klar bei Linksverkehr eben rechts! Danach die nächste klassische Situation, bewege mich mit dem Fahrzeug auf die Hauptstraße in Norsewood zu und weil die Kirche rechts runter liegt, betätige ich den Blinker auch nach rechts und schon geht der Scheibenwischer an. Ich weiß nicht, wie oft mir das bei meinem einmonatigen Aufenthalt in Japan passiert ist. Zumindest tun sich Gewohnheitstiere mit solchen Systemänderungen schwer.
Die Kirche von 1905 in Holz gebaut, trägt noch viel von dem Geist der norwegischen Siedler in sich. Von innen alles in den warmen Farben der beim Bau des Gotteshauses verarbeiteten Hölzer. Als alter Holzwurm komme ich natürlich nicht umhin zu prüfen, welche Hölzer verarbeitet wurden. Genauso wandern meine Augen, wenn sie einem Feuerlöscher ansichtig werden, auf das Prüfsiegel des Gerätes. Was ich bisher einzig einzuordnen weiß, ist verarbeitetes Kauriholz mit dem dunkelbraunen samtenen Schimmer.
Aber nun zum Gottesdienst in der Presbyterien Church von Norsewood. So dünn die Besucherzahl war und so schlicht die Zeremonie, so präsent war für mich dabei, dass Gott wirklich unter uns war. (Wo zwei oder drei in meinem Namen versammelt sind…..) Die Lesung war aus Genesis (schon oft gehört), die Schöpfungsgeschichte oder der Schöpfungsbericht. Vielleicht lag es an der Art wie die Dame gelesen hat, ich kann mich nicht daran erinnern, dass dieser Text der Bibel, zumal in Englisch, mich jemals so eindrücklich berührt hat. Dazwischen auch die markanten Wiederholungen, „God saw, it was good. (Gott sah, dass es gut war) Zwischendurch pfiff beim Gottesdienst ein Wasserkessel, weshalb die Organistin ihr Spiel kurzzeitig unterbrechen und in die Küche laufen musste. Vor Beginn des Gottesdienstes, saß gerade eben in meiner Bank, spielte die Organistin die Melodien der zu singenden Lieder an und als erstes die Vertonung der Deutschen Nationalhymne.
Konnte mich ja nicht selbst sehen aber vermutlich habe ich ziemlich verdutzt aus der Wäsche geschaut. Steht etwa auf meiner weitläufigen Denkerstirn geschrieben, bin aus Germany? Die Auflösung des Rätsels, der Texter oder sonst wer hat sich die eingängige Melodie von Hayden für das erste Kirchenlied des Tages geklaut. Ist ja auch nix Schlimmes, das macht die kölsche Kultband “De Höhner“ mit jedem zweiten Lied so. Ein Gottesdienstbesucher wusste um die Melodie sowie meine Herkunft und meinte schmunzelnd, ich hätte Haltung einzunehmen müssen. Summt die Noten Mal nach, dann wisst ihr Bescheid. Die Leiterin des Gottesdienstes am Trinitysunday (Dreieinigkeit aus Vater, Sohn und Geist) erklärte, anhand eines gekochten Hühnereis, den Kindern die Dreieinigkeit Gottes. Sehr eingängiges Bild!
Nach anregenden Gesprächen beim Kirchkaffee suchte ich wiederholt das örtliche Café auf. Und bestellte mir zum Lunch (mittlerweile war es auch die passende Zeit dazu), eine pie with beef and cheese and salad (gedeckter pikanter Blätterteigkuchen mit Rindfleisch-Käsefüllung und Salat), samt einer großen Kanne Tee. Neben meinem Lunch genoss ich auch das freundliche Wesen der Chefin und deren Mitarbeiterinnen im Café. Gesättigt an Geist und Körper machte ich mich mit ein paar Kuchenstücken für meine Gastfamilie auf den Rückweg zur Farm. Die waren noch geschäftlich unterwegs und hatten verbindend mit einem Sonntagsausflug bei Hastings einen gebrauchten Anhänger gekauft. Das Fahrzeug verfügt mittig über einen Milchtank aus dem bis zu 50 Kälber zeitgleich abgefüllt werden können. Ob man das Patent nicht weiterentwickeln kann für Kölner Brauereigaststätten zu Stoßzeiten? Da denke ich aber noch Mal drüber nach!
Vor einigen Tagen erreichte mich eine Mail von Arno, der Mitarbeiter von
TAN (To All Nations) einem Hilfs- und Missionswerk mit Sitz zwischen Köln und Bonn in Bornheim ist.
Der Betreff der Mail, Dank und Schwank.
In seiner direkten, fränkischen, herzlichen Art meinte er, ist nett was Du so alles schreibst aber wie es um deinen Glauben bestellt, darüber schreibst Du ja wenig?
Äh, erwischt!
Ich vermisse die Gottesdienste in meiner Gemeinde in Deutschland.
Eine Bereicherung für mein Leben und für meinen Glauben sind die Gottesdienste hier in Neuseeland.
Was mir wiederum fehlt ist es, sich auch tiefergehend mit anderen Menschen über dieses Thema auszutauschen.
Aber zurück zur Ansage von Arno!
Schließlich trägt der Blog den vollmundigen Namen “Was mich bewegt“. Und was mich tatsächlich sehr tief bewegt, ist mein Glaube.
Um die Entwicklung von katholischer Kindheit bis in die heutige Zeit in der Kurzform zu beleuchten, muss ich ein wenig ausholen und auch wiederholt die Hose runterlassen.
Dazu möchte ich noch vorwegschicken, dass ich in diesem Zusammenhang Erlebnisse schildere, über die ich nicht diskutieren mag.
Es sind Dinge die ich erfahren habe und natürlich ist jedem freigestellt, dass Geschilderte annehmen, zu glauben oder es bleiben lassen.
So habe ich mich vor Jahren aufgrund der Lebensumstände in meiner Alkoholikerfamilie, mich selbst in ein Tal der Tränen lanciert.
In diesen Zeitraum fiel ein dreiwöchiger Aufenthalt im Sauerland, in einer sogenannten Mutter-Kind-Kur.
Da meine beiden Töchter betreut wurden, hatte ich den Rücken frei für mich selbst Dinge zu tun.
Getrieben von weiß ich nicht, schwang ich mich wenig konditionsstark, auf mein Rad um dann kreuz und quer den Straßen und Wegen der Region zu folgen.
Irgendwann landete ich auf einem abschüssigen Holzweg und der wiederum endete auf einer Waldlichtung.
Mein Rad feuerte in die Büsche und mich selbst stellte ich auf die Waldlichtung.
Dann war er da, der unbeschreibliche Moment bei dem ich vor meinem Schöpfer bildlich gesprochen die Hose runterzog, um mich IHN zu erklärten, in dem Erkennen das alles Vermögen von IHM geschenkt und auch wieder genommen werden kann.
Und das ich aus mir selbst zu gar nichts in der Lage bin.
In diesem Moment schoben sich nicht die Wolken des Himmels auseinander und es erscholl auch keine grollende Stimme aus den Höhen.
Es war vielmehr eine leise aber deutliche Stimme in mir, die zu mir sprach.
ICH habe auf dich gewartet, schön das du gekommen bist.
Das war unwiderruflich der Moment bei dem ich gefunden, wovon ich bis dahin nicht wusste, was ich überhaupt gesucht hatte. Einen unumstößlichen Glauben an Gott! So verbindlich mir meine Beziehung zu Gott dem Vater war, sowenig konnte ich mit Jesus dem Sohn Gottes anfangen. Das änderte sich nach einigen Jahren in den Ötztaler Alpen im Verlauf einer von Vera organisierten christlichen Wanderwoche. An einem gruppenfreien Tag machte ich mich von unserer Unterkunft in Piburg aus, auf einen ausschließlich von Einheimischen begangenen Weg. Hintergrund, man steigt stundenlang steil auf und oben gibt es auch keine bewirtschaftete Hütte, keinen spektakulären Gipfel oder auch keine Bahn zurück ins Tal. Noch im geschlossenen Hochwald in steilem Gelände rauscht ich an einem Bildstöckchen vorbei, welches ich auch nur aus dem Augenwinkel wahrnahm. Dann der Gedanke in mir, du willst Dich hier in dieser Zeit auch spirituell weiter entwickeln. Also aufgestoppt und zurück zum Bildstöckchen vor dem es eigentlich gar keinen Platz sondern nur dicke Steine gab. Das geschnitzte Bildnis zeigte Jesus wie er das Kreuz trägt und war einem Verstorbenen aus dem Tal gewidmet. Zeichen, Symbole am Wegesrand wie man sie hier häufig antrifft. Als sich mein Blick mit den Augen des geschnitzten Bildnis Jesus verbanden, gingen davon zwei Lichtstrahlen gleich Laserlichtern aus. Sie trafen mich nicht nur in die Augen sondern in mein Herz. War ich eben noch wie ein Schlachtross dem steilen Weg gefolgt, so konnte ich mich im gleichen Moment nicht mehr auf den Beinen halten. Auf meinen Knien hing ich nun zwischen den Steinbrocken und weinte still vor mich hin. Nach einer Zeit, die ich nicht zu bemessen vermag und nach einem Gebet fragte ich in mich hinein, was das den nun gewesen war. Da war wieder die leise aber klare Stimme in mir zu hören. Auch wenn Du MICH nicht sehen willst, ICH habe dich gesehen. Mit einer unglaublichen Leichtigkeit und Dankbarkeit machte ich mich dann wieder auf den Weg um mehrere Gipfelkreuze zu passieren und zum Schluss im Laufschritt wegen der vorgerückten Zeit, abends zum Rest der Gruppe aufzuschließen. Die erste Frage an mich, was ist Dir den widerfahren? Meine Augen leuchteten wohl immer noch von dem Erlebten nach. Diese “Begegnung“ der besonderen Art schreibe ich mir nicht als Privileg zu, sondern vielmehr als Zeichen meiner Unzulänglichkeit sich Jesus als den Sohn Gottes zu öffnen. Letzteres Erlebnis hat mich in der Weise geprägt, dass es mir ein Frevel wäre, weiter zu leben als ob nichts gewesen ist. So suche ich danach seinen Willen zu tun und IHM zu dienen, indem ich mich darin Mühe SEINER Schöpfung zu dienen. Vermutlich denkt sich jetzt der eine oder andere, dass ich den Freifahrschein für die himmlische Glückseligkeit schon in der Tasche habe. Oder das mir um die gelichtete Stirn ein Heiligenschein kreiselt, weit gefehlt. Nach wie vor kämpfe ich gegen meine Unzulänglichkeiten und Fehler und sicherlich werde ich dabei noch des Öfteren straucheln. Das ich mich von unserem Schöpfer geführt, getragen und beschützt fühle, dass habe ich auch schon in anderer Weise, in der Vergangenheit in meinen Texten zum Ausdruck gebracht. Was ich mir auch noch für diese Reise vorgenommen habe, auf Zeichen, Hinweise zu achten, was Gottes Pläne mit mir sind. So denke ich nicht daran, reich beschenkt mit vielen Begabungen zu sein, um auf einer z. B. neuseeländischen Biomilchfarm den Rest meines Lebens als freier Mitarbeiter zu verbringen. Wobei mir der Gedanke durchaus reizvoll erscheint, dass will ich an dieser Stelle nicht leugnen!
Eines der vielen schönen Dinge in meiner neuen Lebenssituation ist es, neben meiner Partnerin Martina, dass ich nicht mehr des Geldes wegen arbeiten muss. Sondern eben um Gottes Willen arbeiten darf. Ohne Arbeit und in Müßiggang wäre mir zum Schaden für Geist und Körper. Was es nun sein soll, I don’t now! Wenn ich Näheres weiß, sage ich Bescheid.
























Hallo Christoph!
Ich war etwas in Verzug geraten, deinen Kommentare nachzukommen. So hatte ich gerade deinen Text vom Glauben, der mich sehr berührt hatte, gelesen, sodass ich ihn nochmal lesen musste. Wir kennen uns nun schon so lange und so kann ich mich auch noch sehr gut an deine schwere Zeit erinnern! Auch wenn unser Kontakt nicht so regelmäßig war, bewegt mich deine Geschichte nach wie vor sehr! Vielleicht auch, weil ich von mir Ähnliches kenne, es mir besonders ans Herz geht, wenn es jemanden wie Du auch "schwer" zu tragen hat. Da passiert es mir auch häufig, dass ich u. a. in der Messe weinen muss, beim Anblick unserem Jesus Christus.
Deine Erzählungen wie du zu Gott gefunden hast…