top of page

Von der Hicks Bay nach Ruatoria

  • drehknoepfle
  • 28. März 2020
  • 2 Min. Lesezeit

Erholt von dem zweiten Tag in dem Motel machte ich mich wieder auf den mit 55 km doch recht kurzen aber durch die über 600 m Anstieg nicht unanstrengende Wegstrecke.

Konnte ich die Wegstrecke von der Klippe nach Te Araroa noch fast nur rollen lassen, ging es danach zu einem fast kontinuierlichen Anstieg auf dem Weg nach Tikitiki über. Zwischendurch bei einem Boxenstop an einem Straßenbaum im Regen, wurde ich von einem kleinen Hund statt angekläfft, mal zur Abwechslung aufmerksam beobachtet. Das ich an seinen Stammbaum markiert hatte, merkte ich erst im Nachhinein. Mit zweimal Beinchen heben, hat er aber alles wieder in den ursprünglichen Zustand versetzt. Natürlich hatte er sich für seine freundliche und offene Art einen kleinen Austausch von Zärtlichkeiten verdient. Und bevor ich mich wieder in meinen Sattel schwingen konnte, hatte er mir kameradschaftlich an das Hinterrad gepieselt und so durfte ich dann gesegnet meiner Wege ziehen.


In Tikitiki (kleines Dorf mit weit verstreuten Häusern), im Regenschauer angekommen, habe ich mir als erstes die Maorikirche, zu der ich eigentlich zum Gottesdienst wollte, angeschaut. Sehr charmant die Maorischnitzereien und die vielen gehäkelten Kissen auf den Bänken. Auf einer großen Holzgedenktafel im Gottesdienstraum die Namen, der im ersten Weltkrieg gefallenen jungen Maorimänner. Seltsam die Vorstellung, dass die jungen Leute um die halbe Welt geschickt wurden, um die Loyalität mit den Engländern, also ihrer früheren Feinden zu bekunden. Wie verloren müssen sich diese jungen Maori vorgekommen sein, fernab von ihrem Clan ihrer Familie, in einem fremden Land und einem Krieg, der nicht der ihre war.


Vermutlich nicht anders als die jungen sizilianischen Männer, die auf Seiten Italiens im Schnee und Eis der Alpen, gegen die Soldaten der Donaumonarchie kämpfen sollten. Im Verlauf der Kriegshandlungen des ersten Weltkrieges sind an anderer Stelle auch ca. 5000 deutscher Soldaten in japanische Kriegsgefangenschaft geraten. Die Japaner hatten in dem Fall auf englischer Seite gegen die Deutschen gekämpft. Und immer wird vor allem denen das Leid zuteil, die an diesen Auseinandersetzungen keinerlei Verantwortung haben. Und dabei musste ich auch noch mal an meine NZ Mom Th. denken. Sie erzählte mir, dass sie wenn die Sirenen für die Feuerwehr in Thames ertönen, immer noch zusammenzuckt. In Yorkshire aufgewachsen, hatte sie die Bombenangriffe der Deutschen im 2. Weltkrieg noch hautnah erlebt.

Gedankenausrutscher! Weil es eh nur regnete, nahm ich mein Mittagsmahl in einem Takeaway-Shop in dem Dorf ein. Betankt mit einer speziellen Kraftstoffmischung, bestehend aus Brötchen, Tomate, Rinderhackbraten, Spiegelei, Schinken und Salat machte ich mich wieder auf den Weg zu meinem Etappenziel.


Der Imbiss in Tikitiki, beladen mit Andenken an die verlorenen Söhne. Am Anstieg der Straße von Te Araroa nach Tikitiki. Ungefähr 4 km vor meinem Ziel in Ruatoria hielt doch tatsächlich auf dem Seitenstreifen ein überaus freundlicher Maorimann und wollte mich (mit Fahrrad auf die Ladepritsche) mitnehmen. Weil ich sowieso schon nass bis auf die Haut war und die Reststrecke kurzweilig zu fahren war, habe ich mich mehrfach bei dem Herrn bedankt und sein Angebot abgelehnt. An dem Hotel in Ruatoria bin ich zweimal vorbeigefahren, konnte mir einfach nicht vorstellen, dass man ein Abbruchhaus als Hotel vermietet.

 
 
 

Kommentare


© 2023 Robert Lehmann. Erstellt mit Wix.com.

  • facebook-square
  • Flickr Black Square
  • Twitter Square
  • Pinterest Black Square
bottom of page