Von Himatangi Beach nach Whanganui oder ab zum alten Eisen
- drehknoepfle
- 11. Aug. 2020
- 3 Min. Lesezeit
Nach dem beschaulichen Sonntag war mein Aufbruch auch heute von kurzer Dauer, zumal Rennstahl unmittelbar vor meinem See(wohn)container geparkt war. Aus meinem Mobiltelefon erfuhr ich von einer zu fahrenden Wegstrecke von 80 km für die Frau Google etwas über 4 Stunden veranschlagte. Paul mein Gastgeber und Milchtruckfahrer meinte das die Strecke zunächst eben verläuft, aber zu meinem Ziel hin sich noch ein paar Steigungen auftun. Und so fuhr ich zunächst zurück zur SH1 wobei ich erneut die Sicherheitslinie bzw. Evakuierungslinie für Tsunami-(Angriffe) passierte. Mit solchen Äußerungen will ich nicht zum Ausdruck bringen das ich mich Sorge, noch möchte ich anderen damit Angst machen. Das Einzige was ich damit wiederholt sagen möchte ist wir sind nicht Herr, nicht über die Natur und nicht über unser Leben. Einmal auf der SH1, es herrschte lebhafter Verkehr, bewegte ich mich auf dem meist großzügigen Seitenstreifen, recht monoton meinem Tagesziel entgegen. Die Geister der Winde ließen mich in Frieden und so war das Ersterwähnenswerteste am Weg eine gewerbliche Imkerei in Manawatu, die sich mit einer sehr ansprechenden Werbung und einem großen Fachgeschäft hervortat.
Neben ungewöhnlich viele Honigarten den man komplett durchprobieren konnte, gab es auch Mischungen wie z. B. Honig mit Schokolade, Ginger oder den diversen Fruchtkonzentraten. Leeecker! Oder Yummy wie der Kiwi sagt. Darüber hinaus konnte man alles an Ausrüstung erwerben, was man zum Imkern braucht. Weiterhin gab es diverse Pflegeprodukte zu kaufen und einen lebenden Bienenstock in Aktion zu beobachten. Über einen transparenten Schlauch gelangen die Bienen in den Laden und zu ihren Waben.
Unmöglich war es dann letztlich für mich aus dem Geschäft und an der Eistheke vorbei mit diversen honiggesüßten Eissorten ins Freie zu gelangen. Eine Kugel Manuka-Rum-Rasin versetzte mich aber doch noch in die Lage, ohne Ausfallerscheinungen und komplikationsfrei den Laden zu verlassen. Unter den versüßten Bedingungen, schwang ich mich hernach wieder auf Rennstahl. Nach dem Flachland taten sich wie angedroht, erneut die klassischen Hügellandschaften auf, charmant mit meist sanften Anstiegen. Während der Pazifik zu meiner Linken heute nicht zu sehen war, leuchtete dafür wieder zur Rechten, der schon einmal bewandert Ruahine Forestpark.
Letztes Bild Geisterfahrer auf der SH1! Noch erwähnenswert war die Begegnung mit Stan einem jungen sympathischen neuseeländischen Radler. Er war nach dem Lockdown auf der Südinsel gestartet und nun mit leichtem Gepäck schon auf der Nordinsel unterwegs. Er freute sich so wie ich auch einen weg, endlich Mal einen Mitstreiter getroffen zu haben. An eine gemeinsame Wegestrecke war nicht zu denken, da er doch deutlich sportlicher als ich unterwegs war und übernachtungstechnisch Couchsurfing betrieb. Über seinen beiden einzigen Gepäcktaschen im Heck seines Rades, wohl als sein Markenzeichen, thronte ein riesiger Teddybär. Bei den Maoribegriffen oder Ortsnamen, wird das Wh von Whanganui generell wie das böse Wort mit uck am Ende gesprochen. Zur Ankunft in meinem Airbnb Whanganui war ich doch einiger Maßen erstaunt, handelte es sich doch bei dem Gebäude um ein ehemaliges Seniorenwohn- und Pflegeheim.
Vermutlich denkt jetzt der eine oder andere passt doch, bin aber der Meinung das vorher für mich noch ein paar andere Stationen dran sind. Das Zimmer machte soweit eine schlichten, sauberen und funktionalen Eindruck. Lediglich das Bett bzw. Matratze und Unterbau erinnerten mich ein wenig an das Bett meiner Kindheit, in dem ehemals meine Oma neben ihrem Mann geschlafen hat. Egal wo und wie man sich legte, rutsche und versank man in Sekundenschnelle in einer ca. halben Meter tiefen Kuhle in der Bettmitte. Die desolate Situation des Schlafmöbels aus der Jugend könnte vielleicht auch damit zusammengehangen haben, dass ich schon mehrere Spannfedern aus dem metallenen Unterbau ausgebaut habe, um sie bei meinen Projekten zu verarbeitet. Die sanitären Anlagen auf dem Flur waren dem früheren Klientel bzw. der Bewohner angepasst, behindertengerecht. Alles zusammen etwas in die Jahre gekommen aber generell nicht unkomfortabel. Nach Bagpacker-Hotel-Manier gab es eine Gemeinschaftsküche mit Kühlschränken und Herden, und die Nutzung der Waschmaschinen war sogar kostenlos. Nach einer ausgiebigen behindertengerechten heißen Dusche, bekamen meine Anziehsachen auch noch einen Pflegedurchlauf in der kaltwaschenden Laundry (Waschmaschine). Mit einem Kurzeinkauf im örtlichen Countdown und einem leckeren Essen beim Mexikaner ließ ich den Tag ausklingen.
Den darauffolgenden reisefreien Tag radelte ich entspannt entlang des Whanganui-River. Danach zu einer sehr schön gelegenen Parkanlage mit See und mit einem Schwenk durch die Stadt in die Libary um meine Erlebnisse in schriftlicher Form festzuhalten. Wie schon in den vergangenen Unterkünften war das zur Verfügung stehende Netz im Altersheim sehr mäßig, so dass an Blog hochladen nicht zu denken war.
Die Ente war in ca. 1,80m Höhe in einem hohlen Baum am brüten. Vielleicht noch wert, ein Verweis auf die Libarys (Büchereien) der Kiwis. Sie sind wirklich in jedem Dorf, manchmal auch ambulant anzutreffen oder an einer Straßenecke privat initiiert. Sie bilden für meine Wahrnehmung ein Zentrum, einen wichtigen Treffpunkt des öffentlichen Lebens. In größeren Einrichtungen stehen bisweilen auch Computerarbeitsplätze oder zumindest ein gutes WiFi zur Verfügung. Die Leidenschaft Bücher zu lesen teile ich dem zur Folge wohl mit vielen Kiwis.
Die eigentlich wildlebenden Pukeko als angefüttertes Federvieh im Park.


































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