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Von Masterton nach Wellington oder Railway.

  • drehknoepfle
  • 5. Juli 2020
  • 4 Min. Lesezeit

Aktualisiert: 6. Aug. 2020



Den Morgen hatte ich wie üblich Rennstahl gesattelt und mich herzlich von meinen Gastgebern Ondy und Mig sowie auch der Mitbewohnerin Haiyun aus China, verabschiedet. Anders war dann, dass ich nicht den SH2 zu meinem Tagesziel angesteuert habe, sondern den örtlichen Bahnhof. Im Verlauf meiner Anreise hatten mich mehrere Leute ausdrücklich davon abgeraten das letzte Stück über die Berge nach Wellington zu fahren. Enge unübersichtliche Straße, hoher Anteil an LKW-Verkehr, steil usw., wobei letzteres Argument natürlich am wenigsten wiegt. Wollte meinen Schutzengel nicht noch zusätzlich strapazieren. Am Vortag hatte ich mich schon erkundigt, ob bezüglich Fahrrades und Gepäck irgendwelche Probleme auftreten könnten. War aber nicht, meine Sachen wurden von freundlichen Mitarbeitern der KiwiRail sorgfältig in ein separaten Gepäckbereich gehievt und ab ging die Fahrt in Richtung Wellington.


Durch den Lockdown wurde im besonderen Maße natürlich auch der Nahverkehr gebeutelt und um mehr Leute zu motivieren, wieder vom Individual auf die öffentliche Verkehrsmittel umzusteigen, war die 1,5 stündige Fahrt im aktuellen Zeitraum kostenlos. Das staatliche Unternehmen bekommt erhebliche staatliche Unterstützung, um auf Dauer ein tragfähiges selbstständiges Unternehmen zu werden. Großen Wert wird in dem Unternehmen mit 3700 Mitarbeitern auf die Betriebssicherheit und die Sicherheit der Mitarbeiter gelegt. Es besteht auch die Möglichkeit von Auckland kommen im Zug und mit Fähre auf die Südinseln zu reisen. Soviel in der Kürze aus Wikipedia für die Eisenbahnfreaks, wie zum Beispiel Harald aus meiner Gemeinde. Rennstahl gut versorgt wissend machte ich es mir in dem nur teilausgelasteten Waggon bequem. Wie schon bei meinem Ausflug zur Küste mit dem verranzten Polo, durch das sich nach Süden hin öffnende Tal, in der Region Wairarapa. Beraubt jeglicher Mühen flog die gepflegte Farmlandschaft an mir vorbei. Nach den teilweise schon fast parkähnlichen Weideflächen, waren die sich erhebenden Kuppen dicht mit Strauchwerk, meist immer noch gelbblühender Stechginster garniert.


Bei Featherston schwenken die Bahngleise in Richtung der Berge und ich freute mich schon auf spektakuläre Aussichten, ohne den dafür üblichen Schweißzoll zu bezahlen, als der Zug im Tunnel verschwand und erst wieder bei Upper Hutt (Obere Hütte) ins Sonnenlicht glitt. Der Name klingt so nach bewirtschaftete Hochgebirgsalm mit Apfelstrudel und Vanillesoße. War aber dann eine Stadt mit 40000 Einwohner und einem Status wie Hamburg oder Bremen also Stadt und eigenständiger Distrikt. Bemerkenswert fand ich noch den Wahlspruch der Kommune, “Ein großartiger Platz zum Leben.“ Schnell wie die Eisenbahn bin ich durch den Ort gerauscht, weshalb sich keine Gelegenheit bot, dem Wahrheitsgehalt des Leitspruch nachzugehen.


Im Hintergrund sieht man schon die Hauptstadt von Kiwiland. Nachdem der Zug die Höhen von bis 800 Meter wieder verlassen hatte, öffnete sich zur Linken der Blick, sehr romantisch über die Bucht und daran anschließend auch der Hafen von Wellington. Der Zug glitt nun fast bis zum Bahnhof unmittelbar am Küstensaum entlang, was schon für erhebende Aussichten auf die natürliche Bucht mit kleiner Insel sorgte.

Bei der Ankunft in Wellington bestätigte sich ein Vorurteil diverser Vorredner, in der Hauptstadt der Kiwis ziehts. Und so wie auf dem Platz vor dem Kölner Dom, hätte auch hier jeder Toupetträger ein ausgemachtes Problem, sich bedeckt zu halten. Während ich mich nach dem warmen Zugabteil, fröstelnd mit Jacke und Buff drapierte, lief an mir eine Joggerin in eher Bikini- als Laufhose und dazu passend ein Spagettiträgertop an mir vorbei. Bei solchen Anlässen grüble ich schon Mal nach, wie ich in dem Alter und bei den Temperaturen (10 Grad, durch den Wind aber gefühlt kälter) rumgelaufen bin.


Man achte auf die Fußbekleidung dieser weltbekannten Persönlichkeit, rechtes Bild. Zunächst etwas unschlüssig, ließ ich mir von Frau Google schon Mal die Route zu meinem Quartier erklären. Nach dem Landleben der letzten Wochen und Monate war ich im Großstadtverkehr eher wieder etwas unsicher unterwegs, als mein Blick ein Hinweisschild zum NZ Nationalmuseum Te Papa Tongarewa fiel. Da meine Gastgeberin Irene den Check-Inn nach ihrer Arbeit, um 6 pm vorgegeben hatte, blieben mir noch gut 5 Stunden, um mich zu beschäftigen.


Wollte schwimmen gehen der Typ und hat sich nicht getraut zu springen. Da hilft man(n) doch gerne. Um mir die Promenade zum Hafen hin anzuschauen, war ich von dem stark befahrenen Verkehrsweg abgeschwenkt und stolperte dabei schon fast über das v. g. Museum. Ein freundlicher Herr mit chinesischen Wurzeln, wies mir ein abschließbare Gitterbox zu, in die mein ganzes Gepäck passte. Super Sache und vor der Tür gab es für Rennstahl auch einen komfortablen Ständer, um ihn diebstahlsicher unter den Augen der Security abzuschließen.


Überrascht hat mich dann auch, dass es bei freiem Eintritt die zweite Gratisveranstaltung des Tages war. Das geschmackvolle, repräsentative, moderne Museumsgebäude erstreckt sich über mehrere Etagen und vielfache Themenbereiche. Von naturwissenschaftlich über Maorikultur, Entwicklungsgeschichte Neuseelands von Gondwana an, Besiedlungsgeschichte angefangen mit den Maoris, die Kiwis im Krieg, Kunst, usw.. Beim Lunch im Foyer dieser nationalneuseeländischen Offenbarung, wurde das Erlebnis noch zusätzlich durch eine Violinistin mit Livemusik aufgewertet.




An dem fleischlosen Kiwi ist erkennbar, welchen Raum das Ei im weiblichen Vogel einnimmt. Die Größe der Kiwieier sind im Verhältnis zu ihrer Körpergröße, in der Vogelwelt einmalig. Übrigens der Job vom Papa Kiwi ist in diesem Zusammenhang auch nicht ungewichtig. Er muss wenn das Ei einmal draußen ist, es bis zu drei Monaten bebrüten und anschließend auch noch dafür sorgen, dass der Nachwuchs nicht unter die Räder kommt.

Übrigens sind fast alle Erklärungen, Erläuterungen und Beschreibungen in Reihenfolge der Besiedlung NZ, erst in der Sprache der Maori und dann in Englischer gehalten. Im Bewusstsein, da bist Du nicht nur einmal gewesen, habe ich mich gegen 17.30 auf den Weg zu meiner Unterkunft gemacht. Zur Schikane mit dem gerushhouerten Stadtverkehr, gesellte sich hernach auch noch Dunkelheit und leichter Nieselregen. Genau die richtigen Komponenten, um sich in unbekannten Terrain bestens zu orientieren. Nicht ganz unschwierig gestaltete es sich auch, am Ende einer Sackgasse, mit diversen steilen Zugangswegen bzw. Treppen, im Dunkel das richtige Haus zu finden. In ihrer Souterrainwohnung (wegen der Hanglage im EG) am Ende steiler Treppen und Rampen, nahm mich dann meine neue Gastgeberin Irene in Empfang. Im nahegelegenen Countdown-Supermarkt deckte ich mich für die kommenden Tage mit Verpflegung ein und so stand einem erbaulichen Aufenthalt nichts mehr im Wege.


 
 
 

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