Von Otorohanga nach Hamilton oder Spaßreisen
- drehknoepfle
- 14. Sept. 2020
- 3 Min. Lesezeit
Aufgebrochen in Richtung Norden, bei einem strahlend blauen Himmel, schob mich der “Antarktische“ an Rucksack und Schultern noch zusätzlich sanft vor sich her. Ich sag‘s ja immer wieder, den Wind auf seiner (Rück)Seite zu haben, ist schon wie halb angekommen. So war es mir heute auch ein Leichtes, die ca. 550 Höhenmeter, die mir der Schöpfer und Reiseleiter zwischen Otorohanga und Hamilton auf die 63 km Strecke verstreut hat, wieder mit Rennstahls Hilfe von der Straße zu sammeln. Neben der SH3 als Hauptstrecke gab es auch noch die SH39 als Nebenstrecke, die ich für mein Fortkommen favorisierte. Dier SH schlängelte sich zu Anfang sehr romantisch neben dem Waipa River her. Verkehrstoter außerhalb der offiziellen Statistik ein junger Distelfink, der vermutlich aus Leichtsinn auf der Straße sein Leben verloren hat. Die wunderschön gezeichneten, von den europäischen Siedlern eingeschleppten Vögel, sind hier sehr häufig in ganzen Schwärmen anzutreffen.
Auch unter den günstigen v. g. Bedingungen ging es auch heute nicht ohne in meiner Unterbekleidung ein Schweißbad anzurichten, jedoch keine Blut-, Schweiß- und Tränentour. Gerade richtig zur beginnenden Mittagszeit passierte ich einen Ort mit Namen Pironga. Ohne jegliche Vorankündigung zerrte mich Rennstahl spontan von der Straße und in den Garten von einem hübschen augenscheinlich neuerrichteten Café. Im Garten Tische die zum Verweilen einluden und dahinter eine gepflegte Anlage zum Übernachten von Wohnmobilen. Neben Wasser und Strom für die Komplettierung der Camper Van, auch eine topgepflegte Toilettenanlage. Weiß nicht ob ich es schon mal erwähnt habe, in den Cafés bekommt man meist nicht nur Kaffee und Kuchen, sondern auch zum Lunch warme Gerichte. Die kommen meisten sehr appetitlich, frisch zubereitet und günstig daher. An der Theke ordert und bezahlt man das Gewünschte und bekommt dann z. B. ein Nummernständer mit, damit die Bedienung einem findet.
Die Sonne wärmte und trocknete mir den nassen Rücken und so konnte ich, mit Rücksicht auf die intensiv arbeitenden Verdauungsorgane, mein Ohr nebenan dem Herrn Deuter auf dem Rasen liegend zuwenden. Man soll es sich mit so einem hochwichtigen Organ wie Darm keinesfalls verscherzen. Und um bei dem Sch…..thema zu bleiben! So mag ich Euch sehr gerne das Buch von der Giulia Enders empfehlen, in dem alle Vorgänge vom Einwerfen der Nahrung, bis zum finalen Rettungsschuss ins Porzellan beschrieben stehen. Der Titel, “Darm mit Charme“ und das Schöne daran, dass hochkomplexe Abläufe so beschrieben sind, dass auch Vertreter aus bildungsfernen Schichten wie ich, diese verstehen können.
In Pirongia hatte ich im Schaufenster einer Property-Brokers Mal wieder Gelegenheit die NZ Immobilienpreise mit den unsrigen abzugleichen. Bedingt durch die schon Jahre andauernde globale Niedrigzinspolitik der Banken, sind die Preise für Immobilien auch hier in astronomische Höhen geklettert und ähnlich gelagert, also gemessen an der Kaufkraft wie in Deutschland. Vielleicht der Unterschied im direkten Vergleich, dass die Erstellungskosten für ein typisches Kiwihaus um ein vielfaches günstiger sind als ein dreifachthermopenverglastes, vollwärmegedämmtes, fünffachgummigedichtetes Deutsches Wohngebäude.
Und weil‘s so nett war, bin ich auch noch in das örtliche Visitor-Center mit zugehörigem kleinem Museum, charmant in einer alten Kirche untergebracht. Bei einem vom Hölzchen aufs Stöckchen-Gespräch mit zwei Damen hatte ich mich als ehemaliger Katholik geoutet. Daraufhin sprang die Leiterin des Hauses von ihrem Stuhl auf, um mir nach einiger Zeit einen kleinen Marienanhänger zu überreichen. So habe ich nun als meine “Gehilfen oder Beschützer“ einen Schutzengel in meinem Portmonee, einen in der Rucksackbauchtasche und das Kreuz, sowie einen St. Christopher an der Lenkerstange und eben die Hl. Maria für die ich noch einen angemessenen Platz finden muss. Bei solchen Gelegenheiten verstreue ich auch immer schon Mal den Link zu diesem Blog ins Volk. So freue ich mich darüber, dass neben vielen Menschen in Deutschland, auch schon einige Kiwis mich mit ihren Gedanken begleiten, mit mir reisen.
Zu meinem Einzug in Hamilton spielte neben dem Gleiskörper, zwischen Gewerbehalle und stark befahrenen Durchgangsstraße mir zu Ehren eine zehnköpfige Band mit schottischen Sackpfeifen. Wäre doch nicht nötig gewesen! Und die konnten sich sogar mit ihren Kriegsinstrumenten gegen die Gröhlis von der Hauptstraße durchsetzen.
Kurz vor dem Ende meiner heutigen Reise in Hamilton, wurde ich auf einer mehrspurigen Straße fast mit dem linken Außenspiegel von einem Klein-LKW abgewatscht. Nachdem ich dem Fahrer einige wohlplazierte alemannischen Schimpfwörter hinterhergeflüstert habe muss ich mir eingestehen, selber Schuld. Nachdem ich nämlich wieder raumgreifend eine Fahrspur für mich annektiert hatte, wich der Verkehr automatisch auf den verbleibenden Fahrstreifen aus und ich bekam den gewünschten Sicherheitsabstand.
Kein Grund deshalb aus den Latschen zu kippen! Nicht wenig verwundert war ich, an meinem in Hamilton gebuchten Airbnb (Helen und Levi) eine chinesische Familie vorzufinden. Ungemein freundlich wurde ich aufgenommen und für den Abend zum chinesischen Dinner geladen. Levi der Chef des Hauses ist Masseur aber auf Wunsch gibt es auch Anwendungen in traditioneller chinesischer Heilkunst und kochen kann er auch gut und gerne.




























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