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Von Richmond nach Kaiteriteri

  • drehknoepfle
  • 8. Dez. 2020
  • 3 Min. Lesezeit



Diesen Morgen hatte ich Mal wieder die Möglichkeit mich von meinen Gastgebern zu verabschieden, dem ich auch sehr gerne nachgekommen bin. Natürlich konnte ich nicht eher vom Grundstück, als das ich den beiden Hunden noch Mal Bällchen geworfen und mich auch von ihnen verabkuschelt zu haben. Unweit von Kaiteriteri befindet sich der Abel-Tasman-Nationalpark der bei mir Begehrlichkeiten nach einer schönen Wanderung geweckt hatte. So waren die 45 km Wegstrecke weniger dem Weiter- als vielmehr dem Ankommen beim Nationalpark gewidmet. Ganz aus der Gewohnheit bekam ich heute bisweilen sogar Rückenwind, was sich für mich auf ebener Strecke, schon fast wie Downhill fahren anfühlte. Nach dem ersten hügeligen Abschnitt taten sich vor mir weitläufige ebene Lagunenlandschaften auf. Herrliche Ausblicke, die einem das Herz wieder weit machten. Dann säumten Weingärten und Obstplantagen die SH 6, die meist mit einem komfortablen Seitenstreifen und verhaltenem Verkehrsaufkommen aufwartete.


Bei meinen Betrachtungen muss ich an Brad aus Wellington denken, einem Mitstreiter aus der Sheppard Watch bei Outward Bound. So schrieb er mir sehr herzlich, dass es für ihn durch meine Texte interessant wäre, Neuseeland seine Heimat, durch die Augen eines Nichtkiwis zu sehen. Mit seinen Worten hat er mir geradewegs ins Herz gesprochen sich darin zu üben, die Dinge mit den Augen des anderen zu sehen. So hatte ich in der Zeit als ich in einem Missionshaus in Japan gearbeitet habe, einen jungen Japaner angesprochen, womit er bei seinem einjährigen Aufenthalt in Deutschland die meiste Mühe hatte. Seine prompte Antwort, die direkte Art der Deutschen. Ein theoretisches Beispiel dafür, du gehst in eine deutsche Bäckerei und willst ein Mohnbrötchen. Die sind aber ausverkauft, also bekommst du als Antwort auf dein Ansinnen ein Nein. In Japan würde man keinesfalls nein sagen, sondern dir stattdessen die Sesam- oder Kürbiskernbrötchen empfehlen und das Ganze solange bist du gemerkt hast, dass du mit deinem Wunsch keinen Erfolg haben wirst.



Um die Mittagszeit gelangte ich nach Motueka ein umtriebiges Städtchen an meinem Weg. Ein Hinweisschild auf einen Takeaway verkündete, testen sie den Unterschied. So persönlich provoziert, kam ich nicht umhin dem Wunsch der Imbissbetreiberin nachzukommen. Als Probemenü bestellte ich Fish + Chips was mir dann traditionell in ca. 5 m² grauem Papier als Tellerersatz und mit einer Ein Literflasche Catchup serviert wurde. Alles roch und schmeckte frisch und appetitlich, so dass ich in meiner Eigenschaft als Wald- und Wiesengourmet für das Servierte nur beste Noten vergeben konnte. Nach den Lagunen und Plantagen rückten vom Horizont die Berge wieder näher zur Küste. Dabei sahen sie so täuschend echt nach meinen heimatlichen Schwarzwaldbergen aus, dass ich sogar ein wenig Herzeleid bekam. Verstärkt wurde der Eindruck noch durch die frischen Kirschen, die man am Wegesrand kaufen konnte. Dank dem Vorschub durch den Wind kam ich schon am frühen Nachmittag in Kaiteriteri an und machte mich nach dem Bezug des schön gelegenen Zimmers auf den Weg ins kleine Zentrum.


Zum Meer hin öffnete sich ein goldfarbener Sandstrand der seitlich durch üppig grün bewachsene Felsen eingegrenzt wurde. Ein Bachlauf strömte nun bei Ebbe, eilend dem Meer entgegen und die Wellen brachen sich mit einem dezenten Rauschen am Strand. Wenn man die Atmosphäre filmen und mit dem Geräusch der sanften Wellen unterlegen würde, ließe sich das Ganze sicherlich therapeutisch als Blutdrucksenker vermarkten. Vermutlich würde diese Therapieform aber genauso von unseren Politikern verteufelt wie die Homöopathie und das nur, weil die notleidenden Pharmakonzerne nichts dran verdienen können.

Nach Rückfrage bei meinen Gastgebern erhielt ich die Auskunft, dass ich meine Sachen samt Rad über den Zeitraum meiner Wanderung, in dem angemieteten Zimmer belassen könnte. Die großzügige Geste ersparte mir einiges an Kopfzerbrechen (wo lasse ich Rennstahl und meine Sachen) und Plagerei. Worauf ich mich nun unbeschwert, auf die aufwendige Planung der dreitägigen Wanderung im Nationalpark konzentrieren konnte.


Die Aussicht vom Balkon auf das Inlet, eine Bucht die sich immer bei Flut mit Wasser füllt.

 
 
 

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