Von Taumarunui nach Te Kuiti oder Er ist's Frühling lässt sein blaues Band....
- drehknoepfle
- 8. Sept. 2020
- 3 Min. Lesezeit
Nachdem ich noch Mal gewissenhaft und mit schmerzverzerrtem Gesicht das Oberschenkelmuskulatur-Stretching betrieben hatte, schob ich Rennstahl nach kalter Nacht und bei strahlendblauem Himmel auf die Abschussrampe in Richtung Te Kuiti. Meine freundliche Gastgeberin Ann hatte mir während dem Aufenthalt sorgfältig das Radlerkostüm präpariert und so gab es weder optisch noch geruchstechnisch etwas an mir auszusetzen. Während ich noch anfänglich geschmeidig auf der SH4 am Whanganui-River entlangglitt, hauchte mir von Süden her, die Antarktis kalt in den Nacken. War aber nicht schlimm, weil mir die Sonne zärtlich meine frischrasierten windschnittigen Wangen schmeichelte.
Auf dem Whanganui kann man übrigens auch mehrtägige Wasserwanderungen machen. Muss wohl sehr romantisch sein, war aber im Moment nicht dran. Sonnenbeschienene Schäfchen wussten den lieben langen Tag wieder nichts mit sich anzufangen als beiderseits der Straße, auf der frühlingsfrisch verlegten grünen neuseeländischen Auslegeware herum zu trampeln.
Navi als auch Verkehrsbeschilderung waren sich darin einig, dass es bis zu meinem Tagesziel über 80 km sein sollten. Über die Höhen und Tiefen schwieg sich die Googlina seit meinem Neustart in Wellington aus. In dem Zusammenhang haben ich mir noch Mal fester vorgenommen, mich vermehrt auf meinen himmlischen Reiseführer zu verlassen, zumal der mich bisher noch nie drauf gesetzt hat. Da war immer genug Netzempfang, reichlich Akkuleistung und wenn SEINE Wege bisweilen mühselig waren, so bin ich manchmal ziemlich abgekämpft aber doch immer wohlbehalten an meinem Ziel angekommen. Nachdem ich dem Whanganui den Rücken kehrte, schoben sich sanfte Hügel unter die SH3. Mit dem Wind im Rücken eine angenehme Art sich fortzubewegen!
Trinkpause! Lustig dabei das Perpetuum mobile am hintere Ende des Lämmchens zu beobachten.
Irritierend fand ich Mal wieder einen Hubschrauber, der sprühenderweise über die grünen Kuppen seine Furchen zog. Da bin ich bisher echt noch nicht hinter gestiegen, wofür oder wogegen man das frische Weideland von Schafen, Ziegen und Rindern spritzen muss. Oder ein weitere Frage, will man was da ausgebracht wird, später wirklich in seinem Essen haben? Fragen über Fragen! In anderen Teilen der Welt wird in dem Zusammenhang aber auch nicht vorher beim Verbraucher nachgefragt. Anders als auf meinen letzten Mammutetappen seit New Plymouth hatte ich nun wieder regeren Verkehr und kaum vorhandene Fahrspuren links der Seitenauslinie. Offensiv bin ich das Problem, mit einer neuen Fahrtaktig, die ich z. B. auch bei Brückenüberfahrten schon eingesetzt habe, angegangen. Das Zauberwort heißt raumgreifendes Fahren und so muss man mich bei Gegenverkehr schon von der Straße schießen. Wegdrängen funktioniert dabei halt nicht mehr. Ich verlasse mich einfach darauf, dass so ein richtiger Kiwi-Kraftfahrer es nicht mag auf der 1,53 m langen Motorhaube seines schicken Holden, Schleifspuren von meinem Rücklicht zu haben. Oder auch darauf, dass man es nicht mag, wenn ich beim Aufprall auf die Windschutzscheibe mit meinen Ellenbogen die Scheibenwischerarme verbiege.
Der Timbertrail ist ein Wanderweg den man durch den Nationalpark in 4 Tagen erwandern oder mit Mountainbike 2 Tagen erradeln kann. Übernachtungen sind meist auf Camp Grounds weshalb dafür ein größeren Rucksack und mehr Gepäck gebraucht wird. Auch auf der heutigen Tagesetappe gab es keinen “Service“ (Café, Restaurant, Pommesbude, usw.), weshalb ich mir für die Mittagspause (Tost)Brote geschmiert hatte. An einem windgeschützten Platz jenseits der Straße, wurde es Dank der flutenden Sonne, erstmalig seit langem wieder eine nicht nur nährende, sondern auch wärmende Veranstaltung. Sicherlich hätte ich unter anderen Temperaturbedingungen, die langen Touren seit mein erneuten Aufbruch in New Plymouth gesplittet um mehr die Landschaft genießen zu können und irgendwo im Wald mit Zelt übernachtet.
Womöglich zu viel Öl auf der Kette! Schon fast gegen Ende der heutigen Tour, gefiel sich die von mir befahrenen SH3 darin, doch noch einige Luftsprünge zu machen. Und so war beim Erreichen des vorgebuchten Panoramamotel in Te Kuiti mein Bedarf an Längen- und Höhenmeter ausreichend gedeckt. Auch dieses kleinstädtische Zentrum wurde wiederum charmant von weitläufigem Farmland umschlossen. Zum Motel gehörte auch ein Restaurant, sodass es mit geringen körperlichen Aufwand möglich war, durch ein leckeres Abendessen den Energieverbrauch des vergangenen Tages zu kompensieren.




























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