Wenn der Flieder am Lake Taupo wieder blüht oder von Taupo nach Turangi
- drehknoepfle
- 25. Okt. 2020
- 3 Min. Lesezeit
Von Graema meinem Gastgeber aus Australien hatte ich mich schon am Vorabend verabschiedet. Seine Frau Nella aus Tasmanien, einem Bundesstaat von Australien, war morgens aber da und überreichte mir zum Abschied eine Tafel Schokolade vom neuseeländischen Hersteller Whittaker‘s, mit australischen Ingredienzien. Bin in solchen Momenten immer etwas befangen! Wie schnell manchmal, zwischen eigentlich fremden Menschen, ein freundschaftliches Band entsteht. Zunächst gings es sehr entspannt und romantisch am Lake Taupo entlang. Zur Linken und zu Beginn sehr repräsentative Wohnhäuser und zur Rechten den See auf dessen leichtgewellter Oberfläche sich der blaue Himmel spiegelte. Später gesellten sich auf der Landseite weites Buschland mit dem knallig gelbleuchtenden Stechginster und irgendwo dazwischen die SH1. Der Ginster ist nicht endemisch dafür aber die ebenfalls gelb blühende Bäume mit Namen Kowhai an deren Blüten die Tui’s kopfüber hängen um den Nektar aus den Blüten zu saugen.
Der Lake Taupo ist dadurch entstanden, dass ein Vulkan kollabierte und eine sogenannte Caldera ausbildete, die sich mit Wasser füllte. Das es hier generell eine heiße Gegend ist, davon hatte ich ja schon geschrieben und so konnte man auch in weiteren von mir entdeckten Zuläufen problemlos und CO2-neutral, seine Nudeln kochen. Dank der hohen Temperaturen gibt es im Tierreich auch keine Mitesser, die einem die Nudeln streitig machen würden. Noch ein Bezug zu hohen Temperaturen und den Vertretern aus dem Reich der Insekten. Seit sich das Quecksilber wieder nach oben bewegt, fühlen sich auch die Mücken und Sandfly (winzig kleine hinterhältige schwarze Fliegen) wieder so richtig in Partielaune, sprich saufen bis der Arzt bzw. die Klatsche kommt. Die Mücken finden sich, wie man’s von zu Hause kennt, gerne zur Dämmerung oder in den Nachtstunden im Schlafstübchen ein. Die Sandfly (Sandfliegen) sind lieber im Freien unterwegs und versuchen sich darin, einem tagsüber auszusaugen. Dabei nähern sie sich geschickt und lautlos von hinten an und man nimmt sie erst dann wahr, wenn sie zugestochen haben. Zielsicher finden sie auch noch eine Lande- oder Saugstelle hinter den Ohren, die man vielleicht bei der Prophylaxe vergessen hat.
Ziemlich schnell wurde ich nach einigen Kilometer Genussfahren am See, wieder in die neuseeländische Reiseradlerrealität und den Straßenkampf auf der SH1 gezerrt. Die State Highway 1 darf durchaus mit der Autobahn A1 in Nord-Süd-Richtung durch Nordrhein-Westfalen verglichen werden. Sie ist eine Pulsader des neuseeländischen Verkehrs und so muss man in den teilweise randstreifenfreien unübersichtlichen Abschnitten Flagge zeigen, bzw. Space-Keeping betreiben. Das Wort habe ich gerade eben erfunden und soll heißen sich Raum nehmen. Klingt doch irgendwie ziemlich cool, um eine heiße Angelegenheit zu beschreiben. Außerdem musste ich schmerzlich feststellen, dass ich zurück vom Cape Reinga und seid Houhora Heads nichts wirklich Anstrengendes gemacht habe. So war ich dann froh, dass heute nicht so viel Kilo- bzw. Höhenmeter (ca. 50 km und 200m Steigungen) zu überwinden waren. Zwischendurch erreichte mich noch ein Anruf von Sue meiner Gastgeberin in Turangi, worin sie mir anbot, mich auf der Strecke mit dem Auto einzusammeln, weil sie Sorge um mich hatte. Mit herzlichem Dank und dem Verweis, dass ich mich für die anstehende Strecke schon mit meinem himmlischen Reiseführer abgestimmt hätte, radelte ich dann weiter.
Für Schlauchboote im in öffentlichen Straßenverkehr sollte endlich Mal eine Modifizierung der Vorfahrtsregelung erfolgen. In der Unterkunft in Turangi wurde ich zunächst von der Hauskatze Rocket begrüßt. Später trafen auch meine Gastgeber Sue und David ein und weil gemeinsames Essen verbindet, habe ich die beiden gerne in einen örtlichen Pub mit Restaurant begleitet. David spricht einen herrlichen breiten Akzent, den er wohl vom Südzipfel der Südinsel (Invercargill) mitgebracht hat. Er ist Zweiradmechaniker und sein Traum ist es, dass BMW Motorradwerk in Deutschland zu besichtigen und anschließend mit einem der Modelle auf Europatour zu gehen. Ich mag es im gönnen! Tue mich immer noch schwer damit eingeladen zu werden, ohne sich irgendwie revanchieren zu können. Zumal wir eigentlich täglich von unserem Schöpfer ohne Gegenleistung beschenkt und eingeladen werden, sollte man sich an diesen Umstand gewöhnen können. Apropos breiter Akzent, die Tui haben hier in der Region eine auffallend andere Sprache als in den sonstigen Regionen. So benutzt Vogel hier gerne eine aufsteigende Dreiertonfolge, gesungen mit einer Viertel und zwei Achtel Noten. Typische wie überall dazwischen die kratzigen Laute der Vögel, die sich wie das “Ch“ in meinem Schweizer Lieblingswort anhören. Hab ich doch endlich Mal wieder den Winkelschlag zu diesem wunderschönen Wort gefunden. Chuchichäschtli= Küchenschrank






















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