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Zeit der Fülle auf dem Wagener Holiday Park in Houhora

  • drehknoepfle
  • 24. Okt. 2020
  • 4 Min. Lesezeit

Aktualisiert: 25. Okt. 2020




Geangelt hatte ich in meiner Jugend im Rötenbach wobei das lange zurückliegt und das Fische fangen am und im Meer schon eine andere Dimension hat. Bei Ebbe wird aus der ca. 1000 m breiten Wasserfläche eine Rinne von vielleicht 300 m, immer wieder faszinierend zu beobachten. In Fluss sind mit dem Wasser auch die Nahrungsströme und die Fische. So finden sich bisweilen in der Bucht Rochen, Hai, Delfine und Orcas zum Jagen ein. Nicht zu vergessen von Land oder mit dem Boot die Angler. Frank ist seit Januar hier und hat mit kriminalistischem Spürsinn sich die besten Angelplätze in dem Revier herausgearbeitet. Als solches wurden wir am nächsten Nachmittag beim Angeln mit einem portionsgerechten Snapper durch seine Kunst gesegnet. Bei mir lief die Sache eher schleppend, weil ich noch nicht die richtige Dynamik, bei Fisch an der Angel gefunden hatte. War aber ernährungstechnisch nicht schlimm, weil Frank seinen Gefrierschrank voll hatte mit frischem Snapper. So wurde ich im Verlauf meines Aufenthalts regelmäßig mit den delikaten Fischen und Franks Kochkunst verwöhnt.



Mit in nachmittäglicher Runde am Campingplatz saß auch Chris, der in der Anlage arbeitete und Maoriwurzeln hat. Er erzählte von seinen frühmorgendlichen Fallenkontrolltouren auf die Opossums, was mich natürlich unmittelbar interessierte. So war schnell ausgemacht, dass ich Chris am nächsten Morgen um 6 Uhr begleiten durfte. Mit seinem kleinen Boot und Elektroaußenborder, fuhren wird auf die gegenüberliegende Halbinsel, wo er seine Fallen liegen hatte. Die Tiere werden mit Zimt und Mehl angelockt und fangen sich in kleinen Tellereisen. Nachdem sie getötet sind, kann man ihnen ganz leicht die Haare ausrupfen. Als von der Regierung erklärte sogenannte Pestanimals (besonders schädliche Tiere) gibt es zwar keine Prämien, aber die feine Wolle der gefangenen Allesfresser ist von höchster Güte und wird verkauft.



Diese Art der Fallenjagd ist übrigens in Deutschland schon lange Zeit verboten. Es ist absolut nicht die feine Art, wie mit den von Australien eingeführten Tieren umgegangen wird, aber dann sollte man keinesfalls in die Ställe von Schweinemastbetrieben oder die Sortieranalgen für Hühnerküken schauen. In Australien sind die Tiere Teil des Ökosystems und von Gesetzeswegen geschützt. Das die Opossums allgemein große Schäden zum Beispiel unter den endemischen Vogelarten anrichten ist hinreichend bekannt, was aber natürlich für die possierlichen Tierchen kein Grund darstellt, sich selbst umzubringen. Meine Schwiegermama hat sich jede Woche das schönbunte Blättchen “Ein Herz für Tiere“ gekauft und in ihrem Schrank hingen nicht weniger als drei Pelzmäntel. Weil’s mir geärgert hat, sprach sie gelegentlich darauf an, ihre kurze und knappe Antwort, die habe ich aber nicht gekannt. Für meine Weltanschauung gehören in dem Zusammenhang auch Pflanzen zu den Lebewesen, so auch Salat, Blumenkohl und alles andere Gemüse.



Am Nachmittag war Ebbe und so gute Gelegenheit zum Muschelsammeln (für Spagetti Vongole und im klaren Wasser fischen. Um die Muscheln zu sammeln, muss man nur etwas im Sand wühlen und hat sogleich die Hände voller Muscheln. Anders als meine untermaßigen Fischchen hatte Frank wieder einen dicken Fisch und das nicht nur an der Angel und so war es ein allgemein erfolgreicher Tag. Jenseits des Tales……. Auf der gegenüber liegenden Seite des Kanals am Zipfel der Halbinsel befindet sich eine Bergkuppe, auf die auch der Ausblick von meiner Wohnbox bzw. der Terrasse zielte. Da Allen ein Bekannter von Frank den Weg auf den Berg kannte und der auch gerade Wanderlust hatte, setzte uns Frank am nächsten Tag auf die andere Seite ab und so erwanderten wir die Kuppe, unterbrochen von traumhaften Ausblicken über die gesamte Region. Ein guter Teil der lokalen Landflächen gehört der Familie Wagener und wird von freilaufenden Rindern, Wildschweinen und Opossums bevölkert.


Die Familie Wagener ist vermutlich wie viele andere durch Gumm-Digger zu Wohlstand gekommen und hat das Land von den Maoris gekauft. Die Erstsiedler hatten nämlich zu ihrer Zeit auf den beiden Kuppen, im Zufahrtsbereich zu den natürlichen Buchten, zwei befestigte Siedlungen auf den Höhen. Nun noch die Erklärung zu Gumm-Diggern. Gemeint sind damit Leute, die in dem sumpfigen Gelände nach den verfestigten Harzklumpen der ursprünglich hier wachsenden Kauribäume gesucht haben. Anders als der Bernstein aus der Ostsee ist das Harz aber nicht versteinert, sondern nur durchgehärtet. Die Harzklumpen sind allesamt nach Europa verschifft worden, um daraus Lacke zu machen. Soweit ich recht informiert bin, z. B. für Anstrichlacke von Musikinstrumente, die von den Baumeistern selbst angerührt wurden. In dem Zusammenhang waren die aus Sumpf und Erdreich gewonnen bernsteinfarbenen Knollen so wertvoll, dass sie in Gold aufgewogen wurden. In einem kühnen Schwung ging es durch natürliche niedere Wälder und über Weideland wieder zurück zum Ausgangspunkt unserer Tour. Dabei zeigte mir Allen Pohutukawa-Bäume in monströsen Ausmaßen und über tausend Jahre alt. In dem Zusammenhang kamen wir auch an toten Bäumen dieser endemischen Pflanzenart vorbei. Die Opossums fressen die frischen Austriebe bzw. Knospen der Bäume und sorgen auf diese Weise für das Absterben Jahrhunderter alter Bäume die schon standen, lange bevor der erste Mensch hier Fuß fassen konnte. Eine weitere endemische Art die aussieht wie die Drachenbäume auf den Kanaren sind die Cabbage Trees (Kohl-Bäume). Erstes Bild unten.


Apropos Gemüse, der Anbau von Avocados wird hier im Norden sehr intensiv betrieben und auch noch erweitert. Frank hatte in der Zwischenzeit seinen Snapper (Essen) des Tages gefangen und so gelangten wir alle drei, zutiefst befriedigt über den Tagesverlauf, zurück zum Holiday Park. Noch ein Hinweis zur Geographie, die Bucht mit dem Campingplatz ist an der Ostküste gelegen aber die Westküste, spricht die Ninety-Mile-Beach liegt nur ganze 10 km westlich. Der Name rührt daher, dass man mit einem Pferd etwa 30 Meilen am Tag zurücklegen kann. Da man mit dem v. g. Reittier für den gesamten Küstenstreifen 3 Tage benötigte, waren das also 90 Meilen. Parallel zu dem v. g. Küstenstreifen wurden Nutzholzwälder angelegt in denen auch verwilderte Pferde leben.



Erstes Bild mein Domizil in diesen Tagen, mit exklusivem Ausblick auf die zweimal tägliche wechselnde Ebbe und Flut. Die Ausstattung auf dem komfortablen Holiday Park umfasste auch gasbetriebene Pizzaöfen. Was war in dem Zusammenhang naheliegender als einen German Pizza (Flammkuchen) Abend zu veranstalten.


Samenzapfen von dem endemischen Pohutukawa-Baum.

 
 
 

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