Über alle Berge oder von Franz Josef nach Fox Glacier
- drehknoepfle
- 7. Jan. 2021
- 2 Min. Lesezeit
Die Nacht über hatte es in Strömen geregnet und auch zum Anbruch des zweiten Tages im neuen Jahr wollte sich keine Veränderung einstellen. 25 km von Franz Josef nach Fox Glacier, dass klingt erstmal ziemlich unsportlich im Vergleich zum dem, was schon alles hinter lag. Hätte meine himmlischer Reiseleiter auf dem Parcours nicht drei Bergkuppen mit zusammen knapp 600 m Steigungen verbaut. Noch im Schutz des Vordachs vom Backpacker Hotel lud ich zögerlich Rennstahl die Taschen auf. Ausgestattet mit allem was vor Regen schützt stand ich nun unter dem Dach als der Himmel plötzlich aufriss und mir bis vor die Türe des Lake Matheson Motel eine trockene Fahrt bescherte. Nach einer zunächst leicht abschüssigen Fahrt setzt etwas zu früh, (weil der Magen noch mit der Beinmuskulatur um die Vorherrschaft in der Energieverteilung rangelte), die erste Steigungsstrecke an. Beim nächsten Anstieg war die Sache dann schon “gegessen“! Als kleine Anerkennung für die Mühen, wurden mir zwischendurch atemberaubende Ausblicke über Berge und Täler geschenkt.
Charmant von den Kiwis aus lauter Sympathie zu Rennstahl die Steinbrocken am Weg in Packtaschenorange zu lackieren. Mental und auch physisch gut präpariert, schnurrt Rennstahl mit der Präzision einer Schweizer Nähmaschine die Serpentinen hoch. (zu Schweizer Lieblingswort siehe den Bericht von Murchison) In den kurzen Abfahrten hatte ich nur das Rauschen des Windes in den Ohren, so war bei den Aufstiegen viel Zeit und Muße den Vögeln zu lauschen. Während die Grey Worbler mit Sangesfreude und in wilder Entschlossenheit ihre Tirrilli Tirrilli Tirrillie durch das Farnlaub schmetterten, saßen die Tontechniker der Tuis immer noch nachdenklich vor ihren Mischpulten, um mit unendlicher Geduld im Feintuning, Tonhöhen, Tonlängen, Pausenzeiten und die Dynamik abzustimmen. Nach kurzweiligen Schussfahrten setzte auch postwendend die nächste Steigungsstrecke an und das Ganze dann auch noch über einen dritten Berg.
Der Baum im Kiesbett samt Wurzelwerk, sieht irgendwie etwas mitgenommen aus.
So geprüft rollte ich dann wohlverdient und mit einem angenehmen Gefälle in Fox Glacier ein. Im örtlichen Lebensmittelgeschäft komplettierte ich meine Verpflegung und holte mir Empfehlungen zwecks Unterbringung.
Gerade an der Rezeption des Motels bezahlt, während ich unter dem weitgespannten Vordach Rennstahl entlud, fegte ein heftiger Regenschauer über den Vorplatz. Nach einer gepflegten Ruhepause und zwei weiteren Regenschauern, wollte ich ungeachtet der Groß(un)wetterlage, den rund 15 min. von meiner Unterkunft entfernten Lake Matheson besuchen. Das zweite Mal an diesem Tag war mir der Himmel wohlgesonnen und beschenkte mich mit einer harmonische (und trockenen) Zeit im Angesicht des Sees und im umgebenden Regenwald. Anders als in den Prospekten spiegelten sich keine weißen Bergspitzen auf der Seeoberfläche, was zum einen an den wolkenverhüllten Bergen und zum anderen an dem das Wasser kräuselnden Wind lag.
Nichtsdestotrotz auf den gepflegten und doch natürlich wirkenden Wegen, gesäumt oder gekreuzt von zahlreichen Wasserläufen, Naturerlebnis pur. Auch hierbei herzliche Begegnungen wie z. B. mit Cameron aus Auckland auf Ferienreise mit seinen Eltern und Geschwister.




























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